Neue Studie: Früherkennung psychosozialer Probleme bei Transplantierten

Hamburg, Deutschland - Patient:innen, die eine Organtransplantation hinter sich haben, sehen sich häufig erheblichen psychosozialen Herausforderungen gegenüber. Eine neue Studie, geleitet von Nele Reinsberg und ihrem Team am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, hat ein Screening-Tool entwickelt, das speziell auf die Bedürfnisse dieser Patient:innen zugeschnitten ist. Ziel dieser Mixed-Methods-Studie ist es, psychosoziale Belastungen frühzeitig zu erkennen, um den Leidensdruck sowohl vor als auch nach soliden Organtransplantationen besser zu erfassen.
In der Vergangenheit gab es nur wenige praktikable Instrumente zur Erfassung besonderer Probleme von Transplantationspatient:innen. Die neu entwickelten Problemlisten stellen nun ein schnelles und leicht anwendbares Screening-Instrument dar, das relevante psychosoziale Probleme abdeckt. Dies ist besonders wichtig, da psychosoziale Faktoren, wie psychische Störungen, einen direkten Einfluss auf den Genesungsprozess haben können.
Psychische Belastungen verstehen
Laut der aktuellen Forschung sind komorbide psychische Störungen bei Transplantationspatient:innen weit verbreitet. Vor und nach der Transplantation leiden 12 bis 60 Prozent der Patient:innen an Depressionen, was das Mortalitätsrisiko nach der Transplantation um 65 Prozent erhöht. Diese sessionbedingten Herausforderungen erfordern eine multidisziplinäre Versorgung, die die Fachbereiche Organmedizin, Psychologie und Transplantationspflege miteinander verbindet.
Die neue S3-Leitlinie zur psychosozialen Diagnostik und Behandlung soll Standards setzen und evidenzbasierte Empfehlungen für die Versorgung dieser Patient:innen bereitstellen. Zentrale Fragen beinhalten die Rolle von Non-Adhärenz bei der Einnahme von Medikamenten und die Wirksamkeit psychosozialer Interventionen zur Verbesserung der Adhärenz.
Der Transplant Effects Questionnaire
Zusätzlich zum neuen Screening-Tool wurde in einer separaten Studie die deutsche Version des Transplant Effects Questionnaire (TxEQ-D) validiert. Diese Erhebung misst emotionale Reaktionen von Patient:innen nach einer Organtransplantation und zeigt eine vergleichbare faktoriale Struktur sowie psychometrische Eigenschaften im Vergleich zur englischen Originalversion. Die Studie beinhaltete 370 Teilnehmende und hat aufschlussreiche Korrelationen zu den SF-36-Skalen ermittelt.
Die höchste Korrelation wurde für den Faktor „Sorge um die Transplantation“ festgestellt, während der Faktor „Adhärenz“ die niedrigsten Werte aufwies. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Komplexität der emotionalen Verarbeitung und die Notwendigkeit einer gezielten Unterstützung für Patient:innen, um deren psychische Gesundheit zu fördern.
Aufklärung zur Organspende
Trotz der lebensrettenden Möglichkeiten durch Organtransplantationen gibt es wertvolle Herausforderungen in der Wahrnehmung der Organspende. Öffentlichkeitsarbeit zur Aufklärung über Organspende hat in Deutschland an Bedeutung gewonnen. Mit über einer Million verteilter Organspendeausweise zur Aufklärung scheinen jedoch Missbrauchsfälle und negative Medienberichterstattung dem Ansehen der Organspende zu schaden.
Die ethischen Überlegungen zu Organtransplantationen erfordern ein sensibles Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen der Spender und der Empfänger. Öffentliches Bewusstsein für die Prinzipien der Organspende und des Hirntodkriteriums ist wesentlich, um das Vertrauen in dieses lebensrettende Verfahren zu stärken.
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Ort | Hamburg, Deutschland |
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