Ein amerikanischer Papst: Kann Leo XVI. die Kirche einen?

Chicago, USA - Am Sonntag wird Robert Francis Prevost in einer feierlichen Zeremonie als Papst Leo XVI. ins Amt eingeführt. Er ist der erste US-Amerikaner, der dieses Amt übernimmt, und stellt sich damit einer der herausforderndsten Aufgaben der katholischen Kirche in den Vereinigten Staaten: der Überwindung der tiefen Spaltung innerhalb der US-Kirche. Diese Spaltung spiegelt sich nicht nur in der Gemeinschaft der Gläubigen wider, sondern ist auch ein Abbild der gesellschaftlichen Polarität in den USA.
Die Wahl von Leo XVI. könnte als Signal an die amerikanische Gesellschaft interpretiert werden, doch gleichzeitig betonen Beobachter, dass er eine weltweite Verantwortung als Papst trägt. Die US-Kirche, ähnlich wie die Gesellschaft, ist in konservative und progressive Strömungen geteilt. Bei der letzten Wahl stimmten viele katholische Wähler für den damaligen Präsidenten Donald Trump, was die Schwierigkeiten innerhalb der Kirche weiter verdeutlicht.
Ein amerikanischer Papst in einer gespaltenen Kirche
Massimo Faggioli, ein italienischer Theologe, sieht in Leo XVI. eine Art Korrektiv zur Politik der Trump-Regierung. Dabei kommt es zu einer besonderen Herausforderung, denn zahlreiche Bischöfe unterstützen Trump, während sein Vizepräsident, J.D. Vance, eine nationalistische Auslegung des Christentums vertritt. Diese ideologischen Differenzen zeigen sich auch in den sozialen Medien, wo Kardinal Robert Francis Prevost, der als Papst Leo XVI. agieren wird, zum Teil andere Ansichten vertritt.
Prevost, der ursprünglich aus Chicago stammt, hat sich in seiner bisherigen Laufbahn unter anderem in Peru und im Vatikan aufgehalten und sowohl die peruanische Staatsbürgerschaft als auch einen vatikanischen Pass. Interessanterweise sprach er nach seiner Wahl in italienischer und spanischer Sprache, jedoch nicht in Englisch. Nichtsdestotrotz wurde er von Donald Trump und J.D. Vance, die beide seine Wahl als große Ehre für die USA bezeichneten, willkommen geheißen.
Hoffnungen und Erwartungen
Pater Mauritius Wilde hegt die Hoffnung, dass Leo XVI. dazu in der Lage sein wird, die Gesellschaft und die Kirche zusammenzuführen. Der neue Papst plant, den synodalen Weg von Papst Franziskus fortzusetzen und Entscheidungen zu treffen, die für die Amerikaner pragmatisch sind. Zudem wird erwartet, dass er die Themen soziale Gerechtigkeit und die Unterstützung der Schwachen in den Vordergrund rückt.
Die katholische Kirche in den USA sieht sich jedoch auch mit den Nachwirkungen von Missbrauchsskandalen konfrontiert. Die Dynamik innerhalb der Kirche hat sich seit den 1960er Jahren erheblich verändert, wobei viele Katholiken inzwischen die Republikaner unterstützen. Die Abtreibung bleibt ein zentrales Thema für die US-Bischofskonferenz, während Migration nicht im selben Maße Beachtung findet, was Papst Franziskus in einem offenen Brief an die amerikanischen Bischöfe kritisierte.
Leo XVI.’s Ernennungen von Bischöfen könnten entscheidend für die künftige Ausrichtung der US-Kirche sein. Viele hoffen, dass er eine offenere und missionarischere Kirche aufbauen kann, die in der Lage ist, die bestehenden Spannungen gut zu managen. Eine Umfrage zeigt, dass rund 20% der US-Amerikaner sich als Katholiken bezeichnen, wobei der Protestantismus nach wie vor die dominierende christliche Strömung darstellt.
Die kommenden Wochen und Monate werden zeigen, ob Papst Leo XVI. es gelingt, die verschiedenen Strömungen innerhalb der US-Kirche zusammenzuführen und den Herausforderungen der Zeit gerecht zu werden. Die Erwartungen an den neuen Papst sind hoch, sowohl von Seiten der Gläubigen als auch von Seiten der Beobachter seiner Amtsführung.
Weitere Informationen über die Wahl und den neuen Papst finden Sie in den Artikeln von Tagesschau, katholisch.de und Tagesspiegel.
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Ort | Chicago, USA |
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