Friedensgespräche zwischen Ukraine und Russland: Hoffnung oder Illusion?

Erstmals seit 2022 Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine. Trotz Putins Forderungen bleibt die Ukraine hart.
Erstmals seit 2022 Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine. Trotz Putins Forderungen bleibt die Ukraine hart. (Symbolbild/NAG Archiv)

Kyjiw, Ukraine - Am 24. Mai 2025 fanden erstmals seit Frühjahr 2022 direkte Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine statt. Trotz der laufenden Gespräche bleibt Wladimir Putin bei seinen Maximalforderungen, insbesondere wenn es um die Abtretung besetzter Gebiete der Ukraine geht. Dies umfasst etwa 20 Prozent des Staatsgebiets, eine Forderung, die die Ukraine vehement ablehnt. Die Regierung in Kiew macht deutlich, dass eine solche Abtretung Millionen Ukrainer unter russischer Besatzung leben lassen würde.

Die humanitäre Organisation „Liberico” ist aktiv in der Ukraine tätig, auch in ehemals besetzten Regionen. Die Vertreterin Ira Ganzhorn schildert eindrucksvoll die „völlige Abwesenheit von Menschenrechten” während der russischen Besatzung, was die Verhandlungen zusätzlich kompliziert. Inmitten dieser humanitären Krise stehen mehrere Nachrichten im Raum, darunter der Empfang von Südafrikas Präsidenten Ramaphosa durch Donald Trump, eine deutsche Brigade in Litauen und die laufenden Filmfestspiele in Cannes.

Ein herausforderndes Jahr für die Ukraine

Die Ukraine hat ein herausforderndes Jahr hinter sich, geprägt von intensiven Kämpfen. Nach einer Offensive der ukrainischen Armee in der Region Kursk verstärkten sich russische Angriffe auf Donezk und Charkiw sowie auf Energieanlagen und Städte. Laut Schätzungen hat Russland im Herbst 2023 viermal mehr Drohnen und Raketen eingesetzt als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, was die Situation weiter eskalieren ließ.

Der Sieg von Donald Trump bei den Präsidentschaftswahlen in den USA sorgt zudem für Unsicherheit in der Ukraine. Trump hat die Beendigung des Krieges zur außenpolitischen Priorität erklärt, doch bleibt unklar, wie ein Frieden konkret erreicht werden kann. Der Umfang zukünftiger US-Militärhilfe ist gegenwärtig ungewiss, was die Position der Ukraine weiter schwächt.

Hoffnungen auf Verhandlungen

Trotz der Widrigkeiten gibt es in der Ukraine dennoch einen überraschend hohen Optimismus, da 83-88% der Bevölkerung an einen eventualen Sieg glauben. Dennoch herrscht auch Pessimismus, insbesondere in Sorge um unzureichende westliche Unterstützung. Der Anteil der Ukrainer, die bereit sind, den Krieg so lange wie nötig zu ertragen, liegt stabil bei etwa 60%.

Das Thema Verhandlungen gewinnt zunehmend an Akzeptanz; der Anteil derer, die Verhandlungen kategorisch ablehnen, ist von einem Drittel auf 12% gesunken. Während viele Ukrainer Gespräche als Möglichkeit sehen, um besetzte Gebiete zurückzugewinnen, lehnen sie die Abtretung ohne substantielle Sicherheitsgarantien ab. 64% sind gegen Gespräche mit Russland, wenn diese nicht mit echten westlichen Sicherheitsgarantien untermauert sind.

Eine NATO-Mitgliedschaft wird von vielen als einzige Garantie gegen zukünftige Angriffe betrachtet, während 31% eigene Atomwaffen als beste Sicherheitsgarantie sehen. Ein Verteidigungsbündnis mit den USA, Friedenstruppen der Vereinten Nationen sowie Truppen aus europäischen Ländern werden ebenfalls als potenzielle Optionen diskutiert. Politologe Wolodymyr Fesenko hebt hervor, dass sich durch Trump viel für die Ukraine ändern könnte, jedoch eine klare Strategie für nachhaltigen Frieden fehlt.

Putins Pufferzone und die Reaktion der Ukraine

Zusätzlich zu den Verhandlungen kündigte Putin nach einem Besuch in der Region Kursk die Schaffung einer Pufferzone entlang der Grenze an. Einzelheiten zur Lage und Tiefe dieser Zone wurden bisher nicht veröffentlicht. Diese Entscheidung sorgt für Kritik seitens der Ukraine, die Putins Pläne als Beweis für Russlands mangelndes Interesse an Frieden ansieht. Außenminister Andrij Sybiha warf Putin vor, die Bedingungen für Frieden zu verweigern und weiterhin für das anhaltende Töten verantwortlich zu sein. Das ukrainische Ministerium stellte klar, dass Putin diese Pufferzone auf eigenem Gebiet etablieren könne.

In der Ukraine bleibt das Streben nach Frieden und die Rückgewinnung von Territorien in den Vordergrund, während die Situation weiterhin angespannt ist und die international politische Landschaft sich rasch verändert.

sueddeutsche.de, dw.com, zdf.de

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Ort Kyjiw, Ukraine
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