Neues Projekt: Deutsche Gerichte im Fokus von Terrorismusforschung!

Marburg, Deutschland - Am 24. April 2025 startet ein neues Forschungsprojekt, das die gerichtliche Praxis in deutschen Terrorismusprozessen beleuchtet. Diese Initiative wird von den Universitäten Bielefeld, Köln und Marburg durchgeführt, unter der Leitung von Dr. Anja Schmidt-Kleinert an der Universität Marburg. Die Universität Marburg berichtet, dass der Schwerpunkt des Projekts auf vergleichenden Beobachtungen von Verhandlungen gegen Angeklagte aus extrem rechten und dschihadistischen Umfeldern liegt.

Das Projekt trägt den Titel „Terror verhandeln: Deutsche Gerichte als gesellschaftliche Orte der Verhandlung und Wissensproduktion zu extrem rechtem und dschihadistischem Terrorismus“ (kurz „Judging Terror“). Es wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit 1,2 Millionen Euro über drei Jahre unterstützt, wobei das Teilprojekt an der Universität Marburg 380.040 Euro erhält.

Forschungsziele und Methodik

Ein zentrales Ziel des Projekts ist die Untersuchung der Verknüpfungen von Ideologie, Identität, Interessen und Wissen in Terrorismusverfahren. Dabei werden die Gerichtssäle als zentrale Räume für gesellschaftliche Vorstellungen von Terrorismus betrachtet. Besondere Aufmerksamkeit gilt den geschlechtlichen, religiösen und kulturellen Zuschreibungen in den Gerichtsverhandlungen.

Frühere Studien haben bereits gezeigt, wie gesellschaftliche Geschlechtervorstellungen die Bewertung von Angeklagten beeinflussen. Forscherinnen erwarten, durch die Beobachtung von Verhandlungen vor Ort und die Auswertung der Medienberichterstattung neue Erkenntnisse über soziale Dynamiken im Gerichtssaal zu gewinnen.

Um diese Erkenntnisse zu erlangen, wird das Projekt auf drei Ebenen untersucht: den direkten Interaktionen im Gerichtssaal, der Entstehung rechtlichen Wissens und der öffentlichen Wahrnehmung in den Medien. Hierbei kommen Methoden wie Gerichtsethnographie und Grounded Theory zur Anwendung.

Kooperationen und Netzwerk

Das Projekt ist Teil einer Kooperation mit dem internationalen IN-COURT-Netzwerk, das sich einen Namen in der vergleichenden Gerichtsforschung gemacht hat. Zudem spielt das Netzwerk Terrorismusforschung e.V. (NTF) eine unterstützende Rolle für diese Art der Forschung. Laut NTF ist es eine Plattform für Fachleute, Medien, Behörden und Politik, die sich mit Themen wie Terrorismus, Extremismus und politischer Gewalt befasst.

Das Netzwerk bietet auch zweimal jährlich Workshops an, bei denen Wissenschaftler und Studierende ihre Projekte und Arbeiten vorstellen können. Diese Veranstaltungen sollen den Austausch von Expertise in den Bereichen Terrorismus und Extremismus fördern.

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sind für Ende 2027 angekündigt und werden in wissenschaftlichen Zeitschriften sowie auf Fachkonferenzen veröffentlicht. Mit dieser umfassenden Forschung erhoffen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wesentliche Beiträge zur Gerichts- und Terrorismusforschung zu leisten.

Details
Vorfall Terrorismus
Ort Marburg, Deutschland
Quellen