Opernhaus Zürich: „Die tote Stadt“ entfesselt düstere Beziehungen!
Opernhaus Zürich, Schweiz - Am 24. April 2025 feierte die Oper „Die tote Stadt“ von Erich Wolfgang Korngold ihre Premiere am Opernhaus Zürich unter der Regie von Dmitri Tcherniakov. Diese faszinierende Inszenierung nimmt die Zuschauer mit auf eine emotionale Reise durch das komplexe Beziehungsgefüge des Protagonisten Paul. Die Oper, die erstmals 1920 uraufgeführt wurde, basiert auf dem Roman „Bruges la Morte“ von Georges Rothenbach, und behandelt die Themen Trauer, Obsession und Machtdynamik.
Tcherniakov hebt die inneren Abgründe der Figuren hervor, überträgt die Handlung aus der traditionellen Traumgeschichte in eine tiefgreifende Analyse der Psychologie und Beziehungen. Die Kulisse ist eine clevere Mischung aus einem schwebenden Altbau und einer leeren Drehbühne, die die Stadt Brügge durch einen abstrakten Raum ersetzt. In vielen Szenen wird die Belanglosigkeit des äußeren Umfelds betont, wodurch der Fokus auf Pauls obsessive Erinnerungen an seine verstorbene Frau Marie gerichtet wird.
Eine dramatische Neuinterpretation
Im Prolog wird eindeutig dargelegt, dass Marie nicht eines natürlichen Todes starb. Vielmehr zeigt die Inszenierung, wie Pauls narzisstisches Verhalten sie in den Suizid trieb. Dieser eindringliche Ansatz wird durch Verse aus Fjodor Dostojewskis Erzählung „Die Sanfte“ unterstützt, die Tcherniakov geschickt in die Handlung integriert. Die Inszenierung verdeutlicht, dass Pauls Suche nach einer weiblichen Spiegelung in Marietta, die Marie ähnelt, tragisch und bedrohlich ist.
Die Beziehung zwischen Paul und Marietta wird nicht romantisch glorifiziert, sondern als brutal und konfliktreich dargestellt. Zu den Höhepunkten der Darbietung gehört die musikalische Leitung von Lorenzo Viotti, der das Orchester mit „klingender Vehemenz“ dirigiert. Die Philharmonia Zürich zeigt sich in Form, spielt Korngolds anspruchsvolle Musik mit hoher Präzision und Ausdruckskraft.
Starke künstlerische Darbietungen
Eric Cutler verkörpert die Rolle des Paul souverän und überzeugt mit einem dunklen Timbre, das ideal zur Figur passt. Vida Miknevičiūtė stellt Marietta als vielschichtige Bohemienne dar, deren Charakter sich während der Aufführung weiterentwickelt. Nebenrollen werden von Evelyn Herlitzius in der Rolle der Brigitta und Björn Bürger als Frank stark besetzt, was die ganze Inszenierung bereichert.
Die Darbietung wird jedoch nicht ohne technische Herausforderungen inszeniert. Anfängliche Unstimmigkeiten zwischen dem Orchester und den Sängern wurden im Verlauf des Abends behoben, was zu einem insgesamt stimmigen Erlebnis führte. Die Inszenierung thematisiert die Fragen nach Traum und Wahn, jedoch bleibt die bittere Erkenntnis: Marie bleibt tot.
Die nächsten Aufführungstermine für „Die tote Stadt“ sind für den kommenden Mai 2025 am Opernhaus Zürich angesetzt. Diese Inszenierung bietet eine reichhaltige Erfahrung sowohl für Liebhaber opernhafter Komplexität als auch für Neueinsteiger, die sich auf die dramatischen Tiefen dieses einzigartigen Werks einlassen möchten.
Für weitere Informationen über die Inszenierung können Interessierte die Berichterstattung auf FAZ, Concerti und Opera Online nachlesen.
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Ort | Opernhaus Zürich, Schweiz |
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