Radikale Inhalte in Moscheen? Neues FAU-Projekt zeigt die Wahrheit!

Erlangen, Deutschland - Das Forschungsprojekt „Wechselwirkungen“ an der FAU Erlangen-Nürnberg, geleitet von Dr. Jörn Thielmann, untersucht radikale Inhalte in deutschen Moscheen. Die bisherigen Ergebnisse zeigen eine auffällige Dominanz religiös-moralischer Lebensführungsthemen in den Predigten, während Hasspredigten kaum vorhanden sind. Stattdessen werden alltägliche Themen wie Erziehung, zwischenmenschliche Beziehungen, Tugenden und Spiritualität behandelt.
Die Predigten thematisieren auch gesellschaftliche und politische Fragen wie Krieg, Terrorismus, Integration, Rassismus und Diskriminierung. Muslimische Verbände, die im Rahmen des Projekts untersucht wurden, betonen die Bedeutung einer konstruktiven Bewältigung negativer Erfahrungen sowie eine klare Ablehnung von Extremismus und Gewalt.
Engagement für die Gesellschaft
Ein wesentlicher Punkt der Predigten ist der Aufruf zu rechtstreuem und aktivem Engagement für die Gesellschaft. Die Grundlagen der Forschung sind Auswertungen von online veröffentlichten Predigten der Verbände DITIB, IGMG und VIKZ, die zusammen etwa 1.500 von 2.300 Moscheen in Deutschland repräsentieren. Im Rahmen der Analyse erfolgte ein Vergleich zwischen der türkischen und deutschen Fassung der Predigten, um eine Übereinstimmung sicherzustellen. Thielmann zieht ein positives Fazit: Die Predigten enthalten akzeptable Inhalte, die jedoch in Medien und Politik oft wenig Gehör finden.
Das Projekt „Wechselwirkungen“ hat außerdem zum Ziel, gesellschaftliche Diskurse über Islamismus und dessen Auswirkungen auf die muslimischen Communities zu untersuchen. Die Laufzeit des Projekts reicht bis Ende 2024 und bietet wertvolle Einblicke in aktuelle gesellschaftliche Trends.
Diskriminierung als Faktor
Laut dem Projekt auf Radis-Forschung führen Diskriminierungserfahrungen zu einem niedrigeren Selbstwertgefühl sowie Unzufriedenheit im Leben. Studien zeigen, dass Muslim:innen in Deutschland häufigere Diskriminierung erfahren als andere Bevölkerungsgruppen und dass systemische Diskriminierung zu einem Vertrauensverlust in gesellschaftliche sowie politische Institutionen führt. Diese Unzufriedenheit mit dem politischen System kann die demokratischen Normen infrage stellen.
Ein randomisiertes kontrolliertes Experiment hat versucht, den Ursache-Wirkung-Zusammenhang zwischen Diskriminierung und den emotionalen sowie politischen Auswirkungen auf Muslim:innen zu untersuchen. Die Ergebnisse zeigen, dass persönliche Diskriminierung verstärkte Bewältigungsstrategien hervorruft, während viele Muslim:innen politische Institutionen als potenzielle, jedoch unwillige Beschützer wahrnehmen.
Radikalisierung und ihre Auswirkungen
Die Problematik der Radikalisierung wird häufig mit islamistischem Extremismus in Verbindung gebracht, jedoch gelten auch rechtsextreme Radikalisierungsprozesse als bedeutend. Die Bundeszentrale für politische Bildung hebt in ihrem Newsletter hervor, dass Diskriminierung und Benachteiligung signifikante Faktoren in diesen Prozessen darstellen können. Der Rückzug in defensive Identitäten, wie er von Stuart Hall beschrieben wird, ist eine mögliche Reaktion auf Rassismus und Diskriminierung.
Ein eindrückliches Beispiel ist die biografische Skizze von „Lina“, einer 18-Jährigen, die trotz Diskriminierung versucht, ihre Identität zu formen und Unterstützung in muslimischen Gemeinschaften sucht. Ihre Erfahrungen verdeutlichen, dass Diskriminierungserfahrungen in ein breiteres Narrativ eingebettet werden können, das den eigenen Platz innerhalb einer größeren Gemeinschaft interpretiert. Linas Fall zeigt, dass Diskriminierung nicht direkt zur Radikalisierung führt, aber einen erheblichen Einfluss auf die Wahrnehmung und das Verhalten gegenüber dem gesellschaftlichen Umfeld hat.
In der deutschen Gesellschaft sind Islam- und muslimfeindliche Haltungen weit verbreitet. Die Studie „Verlorene Mitte – Feindselige Zustände“ zeigt, dass jede fünfte befragte Person negative Eigenschaften auf Muslime projiziert, was die Notwendigkeit verstärkt, gezielte Präventionsmaßnahmen zu entwickeln und Diskriminierung wirkungsvoll zu bekämpfen. Das Projekt „Wechselwirkungen“ erscheint in diesem Kontext als wichtiger Schritt zur Sensibilisierung und Aufklärung.
Details | |
---|---|
Ort | Erlangen, Deutschland |
Quellen |