Bonpflicht vor dem Aus: Merz' Plan sorgt für hitzige Debatten!

Die CDU plant die Abschaffung der Bonpflicht zur Reduzierung von Bürokratie, was Verbraucher, Einzelhändler und Steuerberater beschäftigt.
Die CDU plant die Abschaffung der Bonpflicht zur Reduzierung von Bürokratie, was Verbraucher, Einzelhändler und Steuerberater beschäftigt. (Symbolbild/NAG)

Deutschland - Die Bonpflicht für Supermärkte und Einzelhändler steht unmittelbar vor der Abschaffung. Die neue Bundesregierung unter CDU-Chef Friedrich Merz plant diesen Schritt im Rahmen eines umfassenden Bürokratieabbaus. Diese Entscheidung stößt auf gemischte Reaktionen: Während Einzelhändler die Pläne begrüßen, äußert die Steuergewerkschaft Bedenken und warnt vor potenziellen Risiken.

Die Bonpflicht wurde vor fünf Jahren eingeführt, um Steuerbetrug im Einzelhandel einzudämmen. Einzelne Unternehmen, die elektronische Kassensysteme nutzen, waren verpflichtet, bei jedem Verkauf einen Kassenbon auszudrucken, selbst für Kleinbeträge. Diese Regelung führte nicht nur zu hohen Kosten für die Unternehmen, sondern auch zu einem erheblichen Anstieg von Müll, da viele Belege unverzüglich entsorgt wurden. Kritisch ist auch der Umstand, dass die Belege aus Thermopapier bestehen und nicht im Altpapier entsorgt werden dürfen, was zusätzliche Umweltprobleme mit sich bringt.

Kritik von Experten und Gewerkschaften

Florian Köbler, der Vorsitzende der Deutschen Steuer-Gewerkschaft (DSTG), bezeichnet die geplante Abschaffung als „fatales Signal“ und fordert verstärkte Kontrollen durch die Finanzämter. Köbler äußert zudem Irritation über den Vorstoß der Union und warnt, dass dadurch der Eindruck entstehen könnte, Einnahmen könnten steuerfrei kassiert werden. Schätzungen zufolge könnte der jährliche Verlust durch Kassenbetrug bis zu 70 Milliarden Euro betragen, von denen 10 bis 15 Milliarden Euro direkt Steuerhinterziehung zuzurechnen sind.

Der Handelsverband (HDE) zeigt sich hingegen erleichtert über die Pläne der Merz-Regierung und argumentiert, dass es unlogisch sei, einen Bon zu erstellen, wenn der Kunde diesen nicht möchte. Auch Verbraucherschützer erkennen an, dass Kassenbons bei größeren Anschaffungen von Nutzen sein können, beispielsweise zur Geltendmachung von Gewährleistungsansprüchen.

Digitale Lösungen und gesetzliche Rahmenbedingungen

Einige Unternehmen haben bereits begonnen, digitale Lösungen wie QR-Codes zu nutzen, um Belege per Smartphone bereitzustellen. Darüber hinaus plant die Regierung, dass bis zum Jahr 2027 alle Betriebe mit einem Jahresumsatz von über 100.000 Euro auf elektronische Registrierkassen umstellen müssen. Diese Maßnahme soll mehr Transparenz und Kontrolle schaffen und wird in Zusammenhang mit einer bereits bestehenden Regelung in Österreich genannt, die 2016 in Kraft trat.

In der Diskussion um die Bonpflicht wird auch auf die internationale Dimension der Steuerpolitik verwiesen. Zunehmende Unzufriedenheit über schädliche Steuerpraktiken, wie sie durch die Enthüllungen von LuxLeaks und Panama Papers bekannt wurden, zeigt die Relevanz des Themas auf. Der Kampf gegen Steuerbetrug gilt nicht nur als national, sondern auch als europäisches Anliegen. Das Europäische Parlament hat Maßnahmen ergriffen, um den Informationsaustausch zwischen den Mitgliedstaaten zu fördern und aggressive Steuerplanungspraktiken zu verhindern, die inländischen Unternehmen oft nicht zugänglich sind.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die geplante Abschaffung der Bonpflicht kontrovers diskutiert wird. Während eine Entlastung für den Einzelhandel im Raum steht, bleibt die Frage der Kontrolle und der Vermeidung von Steuerbetrug im Gesamtbild der Steuerpolitik eine Herausforderung, die es zu adressieren gilt.

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Ort Deutschland
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