Radikale Kunst auf der Bühne: Holzingers Sancta begeistert und schockiert!

Berliner Volksbühne, Deutschland - Am 18. Mai 2025 bot das Berliner Theatertreffen mit einer Vielzahl bemerkenswerter Inszenierungen einen faszinierenden Überblick über die zeitgenössische Theaterlandschaft. Besonders hervorzuheben ist die Opernperformance „Sancta“ von Florentina Holzinger, die als radikal und provokativ beschrieben wird. Bei der Premiere in Stuttgart sorgte das Stück bereits für Aufsehen, als 18 Zuschauer über Übelkeit klagten und drei von ihnen medizinische Hilfe benötigten. Die Darbietungen fanden in der Berliner Volksbühne statt, wo das Publikum die außergewöhnlichen Piercing-Akte der Tänzerinnen auf Videoleinwänden verfolgte. Die Inszenierung war Teil eines Programms, das insgesamt über 21.000 Besucher bei einer beeindruckenden Auslastung von 98,4 Prozent anlockte.
„Sancta“ greift patriarchale Strukturen der Kirche auf und nutzt Hindemiths expressive Oper „Sancta Susanna“ als Ausgangspunkt. In den Kostümen von Nonnen verkörpern Soloisten und ein Chor die kämpferische Erweckung, wobei die Inszenierung religiöse Themen mit Elementen wie Bouldering und Skaten in einer Halfpipe vermischt. Holzinger transformiert die Sixtinische Kapelle in eine Arena, in der Selbstermächtigung und sinnliche Lust zelebriert werden, während traditionelle Konzepte von Disziplinierung und sexueller Enthaltsamkeit hinterfragt werden. Dies war während des Theatertreffens besonders auffällig und lässt an der Frage der Kunststelle: Gibt es nicht ein wenig Zauberei in jeder Messe?
Kunst als Besuchermagnet
Im Rahmen des Theatertreffens wählte die Jury zehn bemerkenswerte Inszenierungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz aus. Claudia Roth, die Kulturstaatsministerin, sprach in ihrem Eröffnungsstatement über die heilende und schmerzhafte Kraft der Kunst. Neben „Sancta“ wurden unter anderem das Eröffnungsstück „Bernarda Albas Haus“, das die Trauer und den Tod von Töchtern unter patriarchalen Strukturen thematisiert, sowie „Die Maschine“, eine ausgefallene Wortakrobatikshow, die Goethes Gedicht neu interpretiert, vorgestellt. In der Jury fand auch Anita Vulesica Anerkennung für ihre Inszenierung „Die Gewehre der Frau Carrar“ von Bertolt Brecht, die aktuelle Kriegsfragen behandelt und soziale Prozesse reflektiert.
Die Vielzahl der Inszenierungen und die frischen Themen machen deutlich, wie lebendig die deutsche Theaterlandschaft ist. Beispielsweise wurde „Kontakthof – Echoes of ‘78“ gezeigt, das Tänzer von damals und heute vereint, um das Erbe von Pina Bausch zu würdigen. Auch das VR-Stück „EOL – End of Life“ spricht digitale Räume und das digitale Erbe an und überrascht die Zuschauer mit innovativen Darstellungsformen, die vor den Herausforderungen unserer Zeit warnen.
In einem weiteren Aspekt der Inhalte von „Sancta“ zeigt Holzinger, dass die Thematik des Körpers nicht nur in Bezug auf Sexualität, sondern auch auf die menschliche Erfahrung im Allgemeinen wichtig bleibt. Die Projektion von Bildern, die ästhetische und performative Fragen aufwirft, bezieht sich auf das breitere Spektrum der feministischen Kunst im 21. Jahrhundert, die durch ihre vielfältigen Ausdrucksformen besticht. Diese Künstler*innen loten die Grenzen von Identität, Geschlecht und Macht weiter aus, was der feministischen Kunst einen kritischen Ansatz verleiht, der weiterhin relevant ist.
Die Inszenierung von Holzinger hebt grundlegende Diskurse innerhalb der feministischen Bewegung hervor und zeigt, wie Kunst als Plattform für Veränderung fungiert. „Sancta“ bringt queere und feministische Ansätze zusammen und hinterfragt die Darstellung und den Umgang mit weiblichen Figuren in der Kunstgeschichte. Durch die Verdrehung religiöser Themen wird eine neue Erzählung angeboten, die auf die komplexen Schnittstellen von Gender, Sexualität und Glauben eingeht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Berliner Theatertreffen 2025 nicht nur ein Fest der künstlerischen Vielfalt war, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur Diskussion über die Rolle von Kunst in der heutigen Gesellschaft darstellt. Die Darbietungen, wie etwa „Sancta“, setzen ungewohnte Akzente und regen zum Nachdenken über tiefgreifende Themen an.
Mehr Informationen zu den Inszenierungen finden Sie bei Dewezet, einer detaillierten Übersicht über „Sancta“ auf Berliner Festspiele, sowie zur feministischen Kunst auf ArtHist.net.
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Ort | Berliner Volksbühne, Deutschland |
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