Kiel setzt Zeichen gegen Gewalt im Krankenhaus – Neue Deeskalationskampagne!

Kiel setzt Zeichen gegen Gewalt im Krankenhaus – Neue Deeskalationskampagne!
Im Städtischen Krankenhaus Kiel (SKK) wird ein unmittelbares Zeichen gegen die steigende Gewalt im Gesundheitswesen gesetzt. Das Team um die Deeskalationstrainer Britta Graf und Jörg Hinderlich hat im Rahmen des betrieblichen Gesundheitstags Schnupperkurse ins Leben gerufen, um die Belegschaft im Umgang mit kritischen Situationen besser auszubilden. Denn die Zahl der Übergriffe auf medizinisches Personal nimmt laut KN-online bundesweit dramatisch zu.
„Die Meldungen über verbale und körperliche Bedrohungen haben in den letzten Jahren zugenommen“, erläutert Rinke Pahl, Fachbereich Betriebliches Gesundheitsmanagement. Besonders besorgniserregend ist laut Ruth Düring, Teamleiterin in der Geburtshilfe, die Entwicklung seit 1982: Sie beschreibt eine erschreckende Zunahme tosender Beleidigungen und Drohungen in ihren Arbeitsalltag.
Training für ein sicheres Arbeitsumfeld
Besonders heikel gestaltet sich die Situation in der Notaufnahme, wo emotional aufgeladene und angespannte Angehörige oft aggressiv reagieren, sekundär bedingt durch Angst um ihre Liebsten. Hier ist es von zentraler Bedeutung, dass das Klinikpersonal nicht nur gut ausgebildet ist, sondern auch die Fähigkeit zur sensiblen Kommunikation und zur Einschätzung von Erregungszuständen kennt, um Konflikte im Keim zu ersticken. Das Deeskalationstraining zielt genau darauf ab und wird auch im Rahmen der neuen Kampagne „#GewaltAngehen“ unterstützt, die von der gesetzlichen Unfallkasse und der Techniker Krankenkasse gefördert wird.
Bereits ab Herbst wird ein zweitägiges Deeskalationstraining für Mitarbeiter angeboten, um diese besser auf solche Notsituationen vorzubereiten. Im kommenden Juli wird die Kampagne mit Plakaten starten, die für einen respektvollen Umgang und Gewaltfreiheit werben. Jörg Hinderlich macht zudem darauf aufmerksam, dass es manchmal ratsam ist, sich aus einer konfliktären Situation zurückzuziehen, wenn die verbale Deeskalation nicht fruchtet. Dabei sollte die Fluchttür stets im Blick behalten werden.
Beispiele aus anderen Kliniken
Das Städtische Krankenhaus Kiel ist nicht das einzige Haus, das sich mit dem Problem befasst. Auch die DRK Kliniken Berlin haben auf die zunehmenden Übergriffe reagiert und ein umfassendes Deeskalationsmanagement implementiert. Dort laufen Schulungen zur frühzeitigen Erkennung und Reaktion auf Konfliktsituationen und ab September können Mitarbeitende an Workshops zur körperlichen Deeskalation teilnehmen. Der Deeskalationsmanager Ronny Braatz betont die Wichtigkeit regelmäßiger Übung, um Hemmungen abzubauen und technische Handgriffe zu automatisieren, was bei über 200.000 jährlich behandelten Patienten knapp 4.000 Mitarbeiter betrifft, wie HCM-Magazin berichtet.
Im Uniklinikum Leipzig wird ebenfalls auf die wachsenden Aggressionen unter Patienten reagiert. Mitarbeiter stehen teils vor unvorhersehbaren Situationen, die oft durch lange Wartezeiten oder Trennungen von Angehörigen ausgelöst werden. Die Schulungen zielen darauf ab, ein sicheres Umfeld für alle Beteiligten zu gewährleisten und angemessen auf aggressive Ausbrüche reagieren zu können. Hier wird auch ein einheitliches Melde- und Berichtswesen eingeführt, um aus Aggressionsereignissen zu lernen und Schulungskonzeptionen kontinuierlich zu verbessern, wie das Uniklinikum Leipzig informiert.
Der Druck im Klinikalltag ist enorm. Daher ist es erfreulich, dass jetzt mit den Kampagnen und Trainings ein Schritt in die richtige Richtung unternommen wird, um das Arbeitsumfeld für das medizinische Personal sicherer zu gestalten und den respektvollen Umgang miteinander zu fördern.