Steht die Apostelkirche am Abgrund? Zukunft des Glaubens in Ludwigshafen!
Ludwigshafen, Deutschland - In Ludwigshafen herrscht am heutigen Morgen eine spürbare Melancholie. Ein leeres Kreuz wird beleuchtet, während die Stadt sich mit einem bedeutenden Verlust auseinandersetzt. Der Tod einer wichtigen Figur in der Gemeinschaft fand am Vortag statt, was den Tag mit einem Gefühl der Trauer erfüllt. Paul Metzger, der Dekan des Protestantischen Kirchenbezirks Ludwigshafen, reflektiert über die eventuelle Überflüssigkeit der Kirche in der heutigen Gesellschaft. „Es wird ein vor und ein nach geben; die heutige Zeit ist nach Christus“, so Metzger. Die Apostelkirche, die evangelische Hauptkirche der Stadt, schließt ihre Türen. Zierelemente der Fassade wurden bereits entfernt, da sie als bedrohlich empfunden wurden. Vor dem Eingang steht ein Gerüst, das die ungewisse Zukunft der Kirche symbolisiert.
Die Fragen, die Metzger aufwirft, betreffen nicht nur den Zustand der Kirche: Er fragt sich, ob das gesellschaftliche Interesse an kirchlichen Werten und die Gemeinschaft stark genug ist, um eine weitere Relevanz zu rechtfertigen. Die schleichende Abnahme der Mitgliederzahlen in den Kirchen kann als Indiz für den sinkenden Einfluss des Glaubens in der Gesellschaft interpretiert werden. Daten zeigen, dass von 2019 auf 2020 immerhin 885.000 Mitglieder weniger in den beiden großen Kirchen verzeichnet wurden. Metzger sieht dies nicht nur als Verlust von Gebäuden, sondern auch als Schwund einer Gemeinschaft, die auch in der Stadt entscheidend sein könnte.
Wachsende Konfessionsfreiheit
Die Statistiken belegen eine alarmierende Tendenz: Rund 40,7 % der deutschen Bevölkerung sind mittlerweile konfessionsfrei. Dies steht im Kontrast zu den 51 % der Bevölkerung, die sich entweder zur katholischen oder evangelischen Kirche bekennen. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) zählt derzeit nur noch 20,2 Millionen Mitglieder. Diese Zahlen, die laut dem Zentrum für Forschung und interdisziplinäre Studien für sozialen Wandel auf eine Halbierung der Kirchenmitglieder bis 2060 hinweisen, wirken wie ein pragmatischer Fingerzeig auf die Zukunft. Die Prognosen zeigen, dass der Anteil der beiden großen Amtskirchen Ende 2021 unter 50 % fallen könnte – ein besorgniserregender Trend für die religiöse Landschaft des Landes.
Mit dem bevorstehenden Fest der Auferstehung Jesu in der Morgenfeier wird die Hoffnung auf neues Leben zum zentralen Thema. Metzger betont, dass die Kirche auch in dunklen Zeiten Trost spenden und auf die Fragen des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung antworten kann. Doch um zu zeigen, wie der Glaube heute gelebt wird, sind konkrete gesellschaftliche Strukturen notwendig. „Morgen wird die Auferweckung Jesu gefeiert; Gott begleitet uns und schenkt neues Leben“, erklärt er. Dennoch bleibt die grundsätzliche Frage bestehen: Was passiert mit einer Stadt, wenn die Kirche, die als Pilgerstätte für Hoffnung und Gemeinschaft gilt, verschwindet?
Die Rolle der Kirche in der Gesellschaft
Die Unsicherheit über die Zukunft der Kirche bringt die Frage mit sich, ob Einrichtungen wie Kitas, Altenheime und Suppenküchen zukünftig von der Kommune betrieben werden sollten. Neben der seelsorgerlichen und gemeinschaftlichen Funktion wird auch die Bedeutung der Kirche als sozialer Dienstleister thematisiert. Metzger erkennt an, dass die Kirche Fehler gemacht hat, aber es bleibt unklar, ob das Vertrauen, das die Gemeinschaft einmal in die Institution hatte, zurückgewonnen werden kann.
Die Diskussion um die Rolle der Kirche wird durch die Zahlen von 2020, die belegen, dass der Anteil der konfessionsfreien Bevölkerung ansteigt, weiter angeheizt. Während in Deutschland 51 % der Bevölkerung zur katholischen oder evangelischen Kirche gehört, gibt es auch 4,8 Millionen Mitglieder anderer Religionsgemeinschaften. Gleichzeitig zeigen die Erhebungen, dass mehr als 66 % der Muslime in Deutschland ihren Glauben nicht regelmäßig praktizieren. Die unterschiedlichen Religionsangehörigkeiten innerhalb der Gesellschaft stellen einen komplexen Glücksfall für den interreligiösen Dialog dar, wobei die Herausforderung bleibt, diese Vielfalt zu einer lebendigen Gemeinschaft zusammenzuführen.
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Ort | Ludwigshafen, Deutschland |
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