Klimakrise im Schatten sozialer Themen: Wo bleibt der Handlungsdruck?

Hunsrück, Deutschland - Eine aktuelle Umfrage des Wittenberg-Zentrums für Globale Ethik (WZGE), durchgeführt im Auftrag der Unternehmensstiftung von Eon, zeigt, dass die Klimakrise für viele Beschäftigte in Deutschland nicht mehr die höchste Priorität hat. Befragt wurden über 2.000 aktuelle und zukünftige Arbeitnehmer im Februar 2025. Nur gut jeder zehnte Befragte sieht die Erreichung der Klimaschutzziele als das dringendste gesellschaftliche Problem an.

Die Umfrage verdeutlicht, dass andere Themen wie soziale Ungleichheit, Arbeitsplatzsicherung und geopolitische Konflikte einen höheren Stellenwert haben. Unter den Befragten nennen 17 Prozent die Verringerung sozialer Ungleichheit als wichtigstes Anliegen, gefolgt von 15 Prozent, die Arbeitsplätze als drängendes Problem betrachten, und 14 Prozent, die geopolitische Konflikte priorisieren. Bemerkenswert ist, dass sich der Anteil der Befragten, die die „Wettbewerbsfähigkeit sichern“ als notwendig erachten, im Vergleich zu 2022 verdreifacht hat.

Die Wahrnehmung der Klimakrise

In einem breiteren europäischen Kontext stellt eine Eurobarometer-Umfrage fest, dass 93 Prozent der Europäer den Klimawandel als ernstes Problem betrachten, wobei 89 Prozent in Deutschland dieser Auffassung sind. Gleichzeitig fordern 60 Prozent der Deutschen einen beschleunigten Übergang zu einer grünen Wirtschaft. Angesichts der Energiepreisspitzen und Bedenken zur Gasversorgung, die durch die russische Invasion in die Ukraine ausgelöst wurden, bleibt das Bedürfnis nach schnellem Handeln hoch.

Die Befragten äußern sich besorgt über die finanziellen Konsequenzen des Klimawandels: 73 Prozent der Europäer schätzen die Kosten des Klimawandels höher ein als die Investitionen für den Übergang zu einer grünen Wirtschaft. Zudem glauben 75 Prozent der EU-Bürger, dass Klimaschutzmaßnahmen zu Innovationen führen werden. Trotz dieser Überzeugungen schlägt sich die Dringlichkeit des Problems nicht im Handeln vieler Beschäftigter nieder, wie die WZGE-Umfrage zeigt.

Klimapolitik im Wandel

Ein besorgniserregender Trend zeigt sich auch in der politischen Diskussion über Klimaschutz. Beispielsweise gewährt die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen europäischen Autobauern mehr Zeit zur Einhaltung der Klimaschutzvorgaben. Dies steht im Kontrast zur Forderung nach einer schnelleren Transformation hin zur Klimaneutralität, die viele Bürger unterstützen. Analysen belegen, dass die Diskussion um Klimaschutz in den letzten Jahren angesichts geopolitischer Konflikte und wirtschaftlicher Herausforderungen an Dringlichkeit verloren hat.

Die Umfrage des WZGE zeigt, dass fast die Hälfte der Befragten mehr Geschwindigkeit bei der Transformation zur Klimaneutralität fordert, während nur 20 Prozent eine langsamere Umstellung wünschen. Dies steht im Einklang mit den Ergebnissen der Eurobarometer-Befragung, die aufzeigt, dass 88 Prozent der Europäer für die Reduzierung von Treibhausgasemissionen zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2050 eintreten.

WZGE-Chef Martin von Broock hebt hervor, dass Klimaneutralität zunehmend als wirtschaftliche Chance und weniger als Hindernis gesehen wird. Politische Forderungen zielen darauf ab, bessere Anreize zu schaffen, statt die Anstrengungen zu reduzieren.

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Vorfall Klimawandel
Ort Hunsrück, Deutschland
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