WDR trauert um Ruth Hieronymi: Wegbereiterin für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk

Bonn, Deutschland - Am 4. Mai 2025 ist Ruth Hieronymi im Alter von 77 Jahren in Bonn verstorben. Bekannt als langjährige Vorsitzende des WDR-Rundfunkrats, spielte sie eine entscheidende Rolle in der Medienlandschaft Deutschlands. Hieronymi leitete das Aufsichtsgremium bis zum Jahr 2016 und war zuvor von 1985 bis 1999 CDU-Landtagsabgeordnete, darunter auch zeitweise Vize-Fraktionschefin. Zudem vertrat sie von 1999 bis 2009 Deutschland im Europaparlament.

Unter ihrer Führung wurde die Rolle des WDR-Rundfunkrats maßgeblich gestärkt. Sie setzte sich für eine transparentere Arbeitsweise ein, die es interessierten Bürgern erstmals ermöglichte, die Sitzungen des Gremiums öffentlich zu besuchen. In ihre Amtszeit fiel unter anderem die Wahl von Tom Buhrow zum Intendanten und sie begleitete weitreichende Programmreformen sowie die Novellierung des WDR-Gesetzes. WDR-Intendantin Dr. Katrin Vernau würdigt Hieronymi als leidenschaftliche Kämpferin für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland.

Ein Leben für den öffentlichen Rundfunk

Ruth Hieronymi war 25 Jahre lang Mitglied des WDR-Rundfunkrats und von 2009 bis 2016 dessen Vorsitzende. Sie erkannte die europäische Dimension der Medienpolitik frühzeitig und trat vehement für einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk ein. Unter ihrer Ägide wurde die Arbeit des Gremiums nicht nur öffentlicher, sondern auch partizipativer, was in der deutschen Mediengeschichte einen Wandel darstellt.

Rolf Zurbrüggen, aktueller WDR-Rundfunkratsvorsitzender, äußerte seine Trauer über den Verlust Hieronymis und hob ihre bedeutende Rolle beim Erwerb von Sportübertragungsrechten sowie die Umsetzung wesentlicher Personalentscheidungen hervor. Sie war überzeugt von der Unverzichtbarkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, demonstrierte jedoch auch eine kritische Beobachtungsgabe.

Medienpolitik und Unabhängigkeit

Die Unabhängigkeit des Rundfunks ist ein zentrales Anliegen in der Medienpolitik. Sie ist entscheidend für die Meinungsbildung und die demokratische Öffentlichkeit, wie die Bundeszentrale für politische Bildung in ihrem Überblick darlegt. Historische Erfahrungen führten zur Etablierung eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks nach britischem Vorbild, um politische und wirtschaftliche Einflüsse zu minimieren.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland gilt als einzigartig im europäischen Vergleich, steht jedoch zahlreichen Herausforderungen gegenüber, besonders durch politische Einflussnahme. Die jüngsten Reformen, die den Einfluss staatlicher Vertreter in Aufsichtsgremien begrenzen, zeigen den kontinuierlichen Kampf um die Unabhängigkeit dieser Institutionen. Ruth Hieronymi war nicht nur eine Vorkämpferin für mehr Transparenz, sondern auch eine kritische Stimme innerhalb des Systems, die es verstand, die Balance zwischen Unabhängigkeit und öffentlich rechtlichem Auftrag zu wahren.

Ihr Vermächtnis wird auch weiterhin der Diskussion über die Unabhängigkeit des Rundfunks und die Rolle der Medien in einer demokratischen Gesellschaft zugutekommen. In Zeiten fortdauernder Transformation, gerade im digitalen Zeitalter, bleibt die Frage der Rundfunkunabhängigkeit ein zentrales Thema, das durch die Stimmen von Persönlichkeiten wie Ruth Hieronymi gestärkt wird.

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Vorfall Tod
Ort Bonn, Deutschland
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