Traumstrecke Wendlingen-Ulm: Ein Güterzug kam, der Rest bleibt weg!
Wendlingen am Neckar, Deutschland - Die Schnellfahrstrecke Wendlingen–Ulm wurde offiziell am 11. Dezember 2022 in Betrieb genommen und soll den Fernverkehr beschleunigen sowie den Güterverkehr entlasten. Trotz dieser ambitionierten Zielsetzungen zeigt sich bisher jedoch ein ernüchterndes Bild für den Gütertransport. So befuhr in den ersten zweieinhalb Jahren lediglich ein einziger Güterzug die neue Strecke. Der Grund dafür liegt in der zu hohen Steigung der Trasse, die reguläre, schwer beladene Güterzüge nicht bewältigen können.
Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) stellte klar, dass es keine leichten Güterzüge gibt, die die Strecke bewältigen könnten. Die ursprüngliche Planung sah vor, dass täglich 17 Güterzüge die Strecke nutzen würden, was sich jedoch als unrealistisch herausgestellt hat. Diese Fehleinschätzung wird von vielen Kritikern als beunruhigend wahrgenommen und wirft Fragen zur Wirtschaftlichkeit des gesamten Projekts auf. Die alte Strecke über die Geislinger Steige bleibt somit weiterhin in Betrieb, da die erhoffte Entlastung ausbleibt.
Technische Details der Strecke
Die Schnellfahrstrecke erstreckt sich über eine Länge von 59,575 km und ist Teil der Kursbuchstrecke 750.1 der Deutschen Bahn, die auf eine maximale Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h ausgelegt ist. Technisch beeindruckend ist der beträchtliche Anteil der Strecke, der in Tunneln verläuft: 50,7 % oder 30,2 km, haben die Ingenieure in unterirdischer Bauweise realisiert. Diese anspruchsvolle Konstruktion zog Gesamtkosten in Höhe von rund 3,99 Milliarden Euro nach sich.
In der Planungsphase, die bereits 2005 begann, wurden Verkehrsprognosen erstellt, bei denen von 70 Personenzügen und 80 Güterzügen pro Tag und Richtung ausgegangen wurde. Allerdings konnten bis zum heutigen Tag die erwarteten Auftragszahlen nicht erreicht werden. Die digitale Zugbeeinflussung erfolgt über ETCS Level 2 ohne Signale, was innovativ, jedoch auch mit Herausforderungen verbunden ist.
Güterverkehr im Wandel
Die Entwicklungen im Güterverkehr sind von großer Bedeutung für die gesamte Branche. Laut der destatis.de sind im deutschen Güterverkehr vielfältige Trends zu beobachten, die alle Verkehrsträger betreffen. Die Belastungen und Herausforderungen, die durch unzureichende Gleiskapazitäten oder infrastrukturelle Mängel entstehen, sind für Unternehmen oft hinderlich.
Die alte Strecke und die neu gebaute Trasse müssen künftig im Zusammenspiel funktionieren, besonders mit dem Hinblick auf die im Jahr 2026 geplante Fertigstellung von Stuttgart 21. Die Kombination beider Strecken könnte theoretisch eine Entlastung bringen – jedoch wird aktuell auf der Wendlingen–Ulm-Trasse nur eine geringe Zeitersparnis von etwa 20 Minuten für den Fernverkehr realisiert, was die hohen Investitionen in Frage stellt.
Insgesamt bleibt abzuwarten, ob die ursprünglich angekündigte Revolution im Bahnnetz durch die neue Strecke tatsächlich eintreten wird oder ob die bisherigen Mängel die Erwartungen weiter dämpfen werden.
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Ort | Wendlingen am Neckar, Deutschland |
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