Neustadt setzt auf grüne Zukunft: Möbel aus pilzbasierter Innovation!

Neustadt, Deutschland - In der nachhaltigen Möbelproduktion setzt ein Neustadter Start-up auf einen innovativen Rohstoff: Pilzmyzel. Das Unternehmen RUND Biomodular Design, gegründet von Maximilian Thorsten Huber und Andreas Martin Schmidt, hat sich das Ziel gesetzt, Möbel aus 100% nachhaltigen Materialien herzustellen. Huber, der in Neustadt aufgewachsen ist und Architektur studierte, sieht in Myzel das Material der Zukunft, insbesondere angesichts der Klimakrise.

Die Idee für das Unternehmen entstand, als Hubers Chefin einen Raumtrenner aus nachhaltigem Material anfragte. Dies führte zu zwei Jahren des Experimentierens mit Pilzsubstrat, um stabile Formen zu entwickeln, wobei die Sterilität und Temperatur für die Farb- und Marmorierungseffekte entscheidend sind. Für die Herstellung der Möbel werden recycelte Kanalrohre als Negativ-Formen eingesetzt.

Myzel als Werkstoff der Zukunft

Das Myzel, das die Basis für diese Möbel bildet, ist ein unterirdisches Geflecht aus Zellfäden, das als biologischer Kleber fungiert und organische Partikel zusammenbindet. Diese umweltfreundlichen Eigenschaften werden von der Forschung intensiv untersucht. Das Fraunhofer IAP hat in Potsdam die Nutzung von Pilzmyzel als Rohstoff für die Herstellung von Bio-Myzel-Kompositen erforscht, mit dem Ziel, erdölbasierte Produkte durch nachhaltige Alternativen zu ersetzen. Organische Reststoffe aus der Landwirtschaft dienen als Substrat für die Pilzkulturen, was zusätzlich zur Ressourcenschonung beiträgt.

Myzelbasierte Materialien haben vielfältige Anwendungen, unter anderem in der Möbelindustrie, aber auch für Dämmmaterialien, Verpackungen und tierfreie Lederalternativen. Der Materialprozess ist energieeffizient: Licht wird für das Wachstum nicht benötigt. Die Eigenschaften können je nach Pilzart und Wachstumsbedingungen variieren, was eine Vielzahl von Designs und Funktionen ermöglicht.

Nutzung und Vorteile von myzelbasierten Materialien

Produkte aus myzelbasierten Materialien sind nicht nur nachhaltig, sondern bieten auch praktische Vorteile. Sie sind wärmedämmend, feuchtigkeitsregulierend und sogar brandbeständig. Dies wird durch die Fähigkeit des Myzels erreicht, CO2 zu speichern und ein stabiles, dreidimensionales Netzwerk zu bilden. Einige Unternehmen, wie das Karlsruher Institut für Technologie, entwickeln sogar Bausteine für den Hausbau aus Myzel und Holzspänen.

Die Herstellung von Myzelprodukten hat sich bereits etabliert. Laut einem Fachbeitrag sind innovative Verfahren zur Kombination von Pilzsporen mit organischen Reststoffen einfach und effektiv. Anwendungen reichen von Möbeln über Verpackungen bis hin zu umweltfreundlichen Baustoffen. Dennoch gibt es Herausforderungen: Der Zugang zu biogenen Reststoffen und die Sicherstellung der Produktqualität müssen gewährleistet werden.

In Europa sind nur wenige Firmen in der Lage, myzelbasierte Materialien kommerziell zu entwickeln. Damit die Nachfrage der Industrie nach nachhaltigen Produkten gedeckt werden kann, ist es notwendig, Förderprogramme für Materialinnovationen zu implementieren. Die internationale Konkurrenz hat das Potenzial myzelbasierter Materialien bereits erkannt, was schnelles Handeln erfordert, um hier nicht ins Hintertreffen zu geraten.

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Ort Neustadt, Deutschland
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