Glockenlärm um Mitternacht: Technischer Defekt in Weingarten entdeckt!

In Weingarten läuteten die Glocken der Heilig-Geist-Kirche nachts über eine Stunde wegen eines technischen Defekts.
In Weingarten läuteten die Glocken der Heilig-Geist-Kirche nachts über eine Stunde wegen eines technischen Defekts. (Symbolbild/NAG Archiv)

Weingarten, Deutschland - In der Nacht des 23. April 2025 läuteten die Glocken der Heilig-Geist-Kirche in Weingarten über eine Stunde lang, beginnend gegen 23.30 Uhr. Dies sorgte für Aufsehen in der Gemeinde, da die Anwohner sich wunderten und in der Facebook-Gruppe „Weingarten Live“ über den Grund des unerwarteten und langen Glockenläutens spekulierten. Einige vermuteten, es könnte mit dem Tod von Papst Franziskus zusammenhängen. Allerdings erhielt die Polizei keine Beschwerden über den Lärm.

Dekan Ekkehard Schmid äußerte sich zu dem Vorfall und erklärte, dass die Ursache ein technischer Defekt des Läutwerks gewesen sei. Die programmierte Läutzeit wurde vorübergehend abgeschaltet, und das läutende Werk wird jetzt repariert. Interessanterweise gab es vor etwa zwei Jahren einen ähnlichen Vorfall mit der Glocke der Kapelle am Kreuzbergfriedhof in Weingarten. Damals musste Kirchengemeinderat Markus Göttner regelmäßig den Sicherungsschalter umlegen, da die Glocke unkontrolliert läutete, nachdem sie auf fremde Fernbedienungen reagiert hatte. Eine Spezialfirma stellte schließlich die Ursprungsfrequenz des Läutwerks wieder her, was das Problem behob.

Glockenläuten – Tradition und Technik

In Weingarten erfolgt das Läuten der Glocken der Basilika in der Regel per Hand, seit das automatische Läutwerk ausgefallen ist und ersetzt werden muss. Der 16-jährige Johannes Paul Weiss, Sohn des Mesmers, und seine Helfer ziehen regelmäßig an den Glockenseilen, um das Läuten vor und während der Gottesdienste zu übernehmen. Die größte der elf Glocken in der Basilika wiegt beeindruckende vier Tonnen. An Sonn- und Feiertagen kommen meist die größeren Glocken zum Einsatz, um angemessen zu läuten.

Das mechanische Uhrwerk der Basilika, das alle 15 Minuten läutet, war ebenfalls defekt, doch Johannes Paul und sein Freund Noah konnten es reparieren. Die neue elektronische Anlage für das Glockengeläut soll spätestens zu Weihnachten im Einsatz sein. Johannes Paul äußerte gemischte Gefühle hinsichtlich der Rückkehr zur automatischen Anlage. Während er erleichtert ist, nicht mehr früh aufstehen zu müssen, hat er auch Freude daran gefunden, die Glocken von Hand zu läuten.

Die Bedeutung des Glockenläutens

Glocken sind seit etwa 5000 Jahren Teil der Menschheit und wurden nachweislich seit dem 5. bis 6. Jahrhundert als kirchliches Instrument verwendet. Sie symbolisieren die Verkündung der christlichen Botschaft und den Herrschaftsanspruch Jesu Christi. Die Ursprünge der Glocken führen zurück nach China, wo Klingsteine und Klangschalen genutzt wurden. Heute haben Glocken viele Bedeutungen: Sie sind Musikinstrumente, akustische Symbole für die Verkündigung, Aufruf zum Gebet und können auch anzeigen, wie viel Uhr es ist.

Glocken strukturieren den Tag in Mönchsgemeinschaften und begleiten das Leben der Christen. Ihr läutendes Geräusch hat eine zentrale Rolle im Gottesdienst. Zudem wird das Geläut für verschiedene Anlässe und im Kirchenjahr vielseitig genutzt. Sakrales Glockenläuten steht unter rechtlichem Schutz in Deutschland, wobei die Kirchen über das Selbstbestimmungsrecht bestimmen, wie und wann geläutet wird. Dies geschieht in der Regel in Übereinstimmung mit festgelegten Läuteordnungen, die Raum für regionale Besonderheiten lassen.

Für die Gemeinde Weingarten war das nächtliche Glockenläuten nicht nur ein technisches Problem, sondern erinnert auch daran, wie tief in der Kultur und Religion das Läuten verwurzelt ist. Es bleibt abzuwarten, wann die automatisierte Anlage wieder zur Verfügung stehen wird und ob Johannes Paul seine Liebe zur Technik auch weiterhin bei der Pflege der Glocken einbringen kann.

Details
Ort Weingarten, Deutschland
Quellen