Baden-Baden putzt Stolpersteine: Erinnerung für die Opfer des NS-Regimes
Baden-Baden reinigt Stolpersteine am 19. November 2025, um an NS-Opfer zu erinnern und die Würde jüdischer Orte zu wahren.

Baden-Baden putzt Stolpersteine: Erinnerung für die Opfer des NS-Regimes
In Baden-Baden tut sich etwas: Die Stadt plant den Bau einer neuen Synagoge, doch der Umgang mit dem Grundstück der ehemaligen Synagoge in der Stephanienstraße ist momentan ein heißes Eisen. Die unzureichenden Maßnahmen werden nicht nur von der Öffentlichkeit, sondern auch von verschiedenen jüdischen Organisationen scharf kritisiert. Diese fordern eine Wiederherstellung der Würde des Ortes, vor dem sich die Eigentümer-Familie Ertl bislang als unkooperativ erweist. Hier stellt sich die Frage: Wie viel Symbolpolitik ist noch tragbar?
Ein wichtiger Schritt in Richtung Gedenken wird am 19. November 2025 gesetzt, wenn eine Putzaktion der Stolpersteine am Sonnenplatz stattfindet. Organisiert von der Israelitischen Kultusgemeinde und dem Arbeitskreis Stolpersteine, fällt diese Aktion in die Woche des jüdischen Mizwa Tags – ein Tag, der für gute Taten steht. Bei der Putzaktion werden Rabbiner Naftoli Surovtsev und Mitglieder des Arbeitskreises neben Schülern auftreten, um an die Opfer des NS-Regimes zu erinnern. Schülerinnen und Schüler werden zudem aktiv unterstützen und im Rahmen der Aktion eine Spende übergeben.
Stolpersteine: Erinnern im Alltag
Stolpersteine sind das Werk des deutschen Künstlers Gunter Demnig, der mit diesem zivilgesellschaftlichen Projekt 1992 begann. Die kleinen, 10 x 10 cm großen Betonwürfel mit Messingplaketten tragen die Namen und Lebensdaten von Opfern der nationalsozialistischen Verfolgung. Mit rund 116.000 Steinen in 31 Ländern, darunter fast 250 in Baden-Baden, sind sie das größte dezentralisierte Denkmal der Welt. Diese kleinen Plastiken sollen an den letzten frei gewählten Wohnort, Arbeitsplatz oder Studienort der Verfolgten erinnern und einen tiefen Eindruck im Alltagsleben hinterlassen. Der Name „Stolperstein“ spielt darauf an, dass Passanten über sie stolpern und so auf die Geschichte aufmerksam gemacht werden.
Die Stolpersteine sind insbesondere für Holocaust-Opfer gedacht, aber auch für Sinti, Roma, Homosexuelle, Behinderte und Zeugen Jehovas. Dabei werden die Standorte oft von Schülern, Lehrern oder Geschichtsorganisationen recherchiert. Die Finanzierung erfolgt durch Spenden, öffentliche Mittel oder Initiativen in Schulen, wobei sich der Preis für eine Patenschaft für einen Stolperstein auf 120 Euro erhöht hat. Ebenso bietet die Stadtverwaltung ein digitales „Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus in Baden-Baden“ an, in dem Informationen über die Verfolgten abrufbar sind.
Gemeinsam gedenken
Der Gedenktag der Stolpersteine wird durch städtische Aktionen und die freiwillige Teilnahme der Bürger zu einem besonderen Ereignis. Jeder, der ein Herz für die Geschichte hat, kann sich an der Putzaktion beteiligen, unabhängig von der Auftaktveranstaltung. Nun stellt sich die Frage, ob Aktionen wie die Putzaktion und der Bau der Synagoge ausreichen, um die erlittenen Unrecht zu tilgen. Was erhofft sich die Stadt von diesen Initiativen, und wie kann ein wolverziehbarer Umgang mit der Geschichte aussehen?
Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit bleibt ein fortwährendes Thema, besonders in Städten wie Baden-Baden. Hier liegt die Verantwortung bei den Bürgern, sich zusammenzusetzen und die Stimme für die, die nicht mehr sprechen können, zu erheben. Immerhin wird das Gedenken nicht nur durch die Stolpersteine, sondern auch durch den Mut und die Initiative der Anwohner lebendig gehalten. So wird Baden-Baden vielleicht bald ein Beispiel sein, wie man den Stolpersteinen und dem Leben, das sie repräsentieren, eine neue Würde verleiht.