Balkonkraftwerke: Baden-Württemberg auf dem Weg zur Energiewende
Baden-Württemberg meldet 130.000 Balkonkraftwerke. Die Entwicklung fördert die Energiewende durch vereinfachte Regeln und steigende Strompreise.

Balkonkraftwerke: Baden-Württemberg auf dem Weg zur Energiewende
In Baden-Württemberg boomt die Installation von Balkon-Solaranlagen: Aktuell sind etwa 130.000 Balkonkraftwerke im Bundesland gemeldet. Damit ist Baden-Württemberg das dritthöchste Bundesland in Deutschland, nur hinter Nordrhein-Westfalen mit 200.000 und Bayern mit 150.000 registrierten Anlagen. Bundeseinheitlich super spannend – mehr als eine Million Balkonkraftwerke sind in ganz Deutschland registriert. Der Trend wird durch die steigenden Strompreise und erleichterte Regelungen zur Inbetriebnahme der Anlagen zusätzlich angeheizt. Seit April 2024 müssen Mieter und Wohnungseigentümer nur noch eine Auskunft bei der Bundesnetzagentur erteilen, eine Anmeldung beim Netzbetreiber ist nicht mehr nötig, was die Installation erheblich vereinfacht.
Über die letzten Jahre hat sich die Anzahl der Balkonkraftwerke in Baden-Württemberg sprunghaft erhöht. Anfang 2024 waren es noch rund 45.200 in Betrieb. Das Umweltministerium geht davon aus, dass nicht alle Anlagen gemeldet sind, sodass die tatsächliche Anzahl wohl noch höher liegen könnte. Interessanterweise liegt die Dichte der Balkonkraftwerke pro 1.000 Haushalte bei etwa 24 in Baden-Württemberg und 25 im Bundesdurchschnitt. Niedersachsen führt das Ranking mit knapp 34 Anlagen pro 1.000 Haushalte an. Die Verwendung von Photovoltaik-Dachanlagen hat in diesem Kontext ebenfalls zugenommen, nicht zuletzt durch die Einführung der PV-Pflicht für Neubauten im Jahr 2022.
Der Boom und seine Hintergründe
Was macht die Balkonkraftwerke so attraktiv? Neben den wirtschaftlichen Einsparungen, die durch selbst erzeugten Strom entstehen, tragen sie auch zur Energiewende bei. Diese kleinen Solaranlagen, bestehend aus Photovoltaikmodulen und einem Wechselrichter, erzeugen Gleichstrom, der dann in Wechselstrom umgewandelt und in die Verbraucherkreise eingespeist wird. Wo größere Anlagen oft nicht in Frage kommen, sind Balkonkraftwerke die perfekte Lösung für Mietwohnungen und Wohnungen, da sie eine einfache Teilnahme an der Energiewende ermöglichen.
Das Umweltbundesamt hebt hervor, dass diese kleinen Kraftwerke, trotz ihres geringeren Beitrags zur Stromproduktion im Vergleich zu größeren Anlagen, die Akzeptanz und das Engagement für erneuerbare Energien besonders unter Mietern fördern. Die rechtlichen Vorgaben wurden ebenfalls vereinfacht: Anlagen mit einer Leistung von bis zu 2.000 Watt (Gleichstrom) und 800 Watt (Wechselstrom) benötigen lediglich eine Anmeldung im Marktstammdatenregister. Im Übrigen werden rückwärtslaufende Zähler temporär geduldet, was den Betrieb vor dem Zählerwechsel ermöglicht.
Fördermöglichkeiten und Herausforderungen
Während die Landesregierung in Baden-Württemberg keine speziellen Förderungen für Balkonkraftwerke anbietet, gibt es dennoch einige kommunale Initiativen. In Städten wie Ludwigsburg, Aalen, Friedrichshafen und Lörrach existieren Förderprogramme, die es der Bevölkerung erleichtern, in diese Technologie zu investieren. Ein Blick über die Landesgrenzen zeigt, dass in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen sogar Zuschüsse in Höhe von bis zu 500 Euro angeboten werden, um den Einstieg in die Nutzung von Balkonkraftwerken zu erleichtern.
Die Wirtschaftlichkeit dieser kleinen Kraftwerke hängt aber auch stark von der individuellen Nutzung und der Größe der Anlagen ab. Die selbst erzeugten Stromkosten liegen meist unter den Strombezugskosten, was den Nutzern ein gutes Geschäft ermöglicht. Eine höhere Amortisation durch den Eigenverbrauch ist ebenfalls gegeben. Dennoch sollten potenzielle Käufer bedenken, dass deren wirtschaftlicher Nutzen oft die Anschaffungskosten der Batteriespeicher übersteigt, welche oft nur bedingt rentabel sind.
Insgesamt zeigt die Entwicklung der Balkonkraftwerke in Deutschland, dass immer mehr Menschen bereit sind, die Energiewende aktiv mitzugestalten – auch wenn der eigentliche Strombeitrag dieser kleinen Lösungen vergleichsweise gering bleibt. Sie bieten allerdings eine hervorragende Möglichkeit, um das Bewusstsein und Engagement für erneuerbare Energien zu fördern.