Streit um Biosphäre: Chancen oder Steuerverschwendung in Oberschwaben?
Streit um Biosphärengebiet Oberschwaben in Ravensburg: Chancen und Bedenken der Region im Fokus. Entscheidung der Gemeinderäte steht bevor.

Streit um Biosphäre: Chancen oder Steuerverschwendung in Oberschwaben?
In Oberschwaben wird die Debatte um die Schaffung eines neuen Biosphärengebiets immer hitziger. Starker Gegenwind kommt von Landwirten, Forstwirtschaft und Landeigentümern, die in der Region Protestplakate aufgestellt haben. Diese Plakate finden sich in den Gemeinden des westlichen Landkreises Ravensburg und bezeugen die Besorgnis über mögliche neue Einschränkungen, die mit einem Biosphärengebiet einhergehen könnten. Der früherer Bürgermeister von Ostrach, Christoph Schulz, leitet seit September 2023 das Naturschutzzentrum in Wilhelmsdorf und sieht in den Moorflächen des Pfrunger-Burgweiler Rieds große Chancen für das Projekt. Er ist ein Befürworter der Idee, dass die Region als Modellregion fungieren könnte und hat im Sommer den Verein Pro Biosphäre gegründet.
Doch es gibt auch besorgte Stimmen: Schulz versteht die Bedenken der Landwirte, die sich um die potenziellen Restriktionen durch FFH-Gebiete (Flora-Fauna-Habitat) sorgen. Der Ravensburger Landrat Harald Sievers unterstreicht hingegen die Vorteile eines Biosphärengebiets für die regionale Entwicklung und weist darauf hin, dass eine Ausstiegsklausel für die Gemeinden vorhanden sei. Dies könnte den Gemeinden ermöglichen, sich von dem Prozesses zurückzuziehen, falls sich die Rahmenbedingungen ändern sollten. Schulz wiederum fordert eine ganzheitliche Debatte, um alle gesellschaftlichen Perspektiven zu berücksichtigen und kritisiert, dass „Oberschwaben“ nicht wie „Allgäu“ oder „Bodensee“ als Marke wahrgenommen wird.
Ein geteiltes Bild
In der Region herrscht Uneinigkeit über den Mehrwert eines Biosphärengebiets. Die Industrie- und Handelskammer teilt die Ansicht, dass es keinen Nutzen bringe, während Stein des Anstoßes die finanziellen Aspekte sind. Gegner des Projekts führen an, die Schaffung eines Biosphärengebiets sei eine Verschwendung von Steuergeldern. Die Befürworter sehen dies indessen anders: Schulz argumentiert, dass Biosphärengebiete bessere Platzierungen für Fördermittel bieten, was der Region zugutekommen könnte.
Das Pfrunger-Burgweiler Ried, das zweitgrößte Moor in Baden-Württemberg, hat auch einen prominente Unterstützer: Die Mercedes-Benz AG investiert fünf Millionen Euro in die Wiedervernässung des Gebiets. Dieses Projekt ist nach Meinung vieler wichtig für den Klimaschutz, da trockengelegte Moore schädliche Treibhausgase produzieren können. Trotz dieser Erfolge haben sich die Gemeinden Bad Wurzach und Wolfegg aus dem Prozess zurückgezogen, was den Widerstand gegen das Biosphärengebiet verdeutlicht. Schulz sieht dennoch Chancen und glaubt, dass das Vorhaben auch ohne Bad Wurzach funktionieren kann.
Anstehende Entscheidungen
Die Entscheidung über das Biosphärengebiet liegt nun bei den Gemeinderäten der beteiligten Kommunen. Diese wurden in mehreren Sitzungen über die geplanten Zonen, die unterschiedlich klassifiziert werden (Kernzone, Pflegezone, Entwicklungszone), informiert. Trotz einer informativen Kampagne mit dem Titel „Vernunft statt Bürokratie“ bleibt die Unsicherheit über die verschiedenen Aspekte des Projekts bestehen. Viele Gemeinden, darunter Bad Waldsee und Königseggwald, haben bereits Anträge auf Ausstieg gestellt.
Einige kritisieren den aktuellen Prozess als nicht ergebnisoffen und bemängeln die klaren Unsicherheiten, die selbst nach Abstimmungen bestehen bleiben. Die IHK Bodensee-Oberschwaben warnt vor unklaren Kosten und Rahmenplänen für die Gemeinden. Diese Unsicherheiten belasten sowohl Landwirte als auch Landeigentümer und rauben der Region wertvolle Planungssicherheit für zukünftige Investitionen.
Abschließend bleibt die Frage: Wird die Vision eines erfolgreichen Biosphärengebiets für die Region Allgäu-Oberschwaben Realität, oder bleibt sie ein Traum, der an den Befürchtungen und Unsicherheiten der Menschen scheitert? Die kommenden Monate werden entscheidend sein.
Für weitere Informationen kann auf die Artikel von Schwäbische und die Plattform Biosphäre Oberschwaben zurückgegriffen werden. Das Bundesamt für Naturschutz bietet zudem umfassende Informationen über verschiedene Biosphärenreservate auf ihrer Webseite bfn.de.