Erinnerung an jüdisches Leben: Führungen in Tiengen zum Gedenken
Der Europäische Tag der jüdischen Kultur in Waldshut fördert das Wissen über jüdische Geschichte und Traditionen.

Erinnerung an jüdisches Leben: Führungen in Tiengen zum Gedenken
Am 3. September 2023 fand der Europäische Tag der jüdischen Kultur in rund 30 Ländern unter dem Motto „Erinnerung“ statt. Auch in Waldshut-Tiengen gab es ein vielschichtiges Programm, das darauf abzielte, das Wissen über das europäische Judentum sowie dessen Geschichte, Traditionen und Bräuche zu fördern. Dies wurde von dem Freundeskreis jüdisches Leben Waldshut-Tiengen organisiert, der sich intensiv für die Erinnerung an die jüdische Gemeinde in der Region einsetzt. suedkurier.de berichtet von der Begehung des jüdischen Friedhofs in Tiengen, der eine zentrale Rolle in diesem Gedenktag spielte.
Der Nachmittag war geprägt von Führungen, die tief in die Geschichte jüdischen Lebens in Tiengen eintauchten. Gebhard Kaiser leitete einen Rundgang vom Schloss Tiengen zum jüdischen Friedhof und beleuchtete unter anderem die Veränderungen, die die jüdische Gemeinde nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 erlebte. Er hob die besondere Bedeutung von Friedhöfen für Juden als Orte des Lebens und der Totenruhe hervor. Dies zeigt, wie wichtig der Rückblick auf die Geschichte ist, insbesondere in Anbetracht der im Jahr 1938 durch die Nationalsozialisten verübten Zerstörungen.
Ein Ort der Erinnerung
Der jüdische Friedhof in Tiengen wurde um 1760 von der Gemeinde zur Totenbestattung gepachtet und über 500 Jahre von jüdischen Mitbürgern genutzt, bis sie 1940 deportiert wurden. In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurde der Friedhof teilweise zerstört, was einen erheblichen Einschnitt in die jüdische Kultur der Region darstellt. Um die Überreste zu würdigen, wurde im Jahr 2000 ein Mahnmal aus Grabsteinfragmenten errichtet gedenkstaetten-bw.de.
Der Freundeskreis plant, dem Friedhof sein „Gesicht“ zurückzugeben, indem 20 grabsteinförmige Stelen aus rostendem Stahl aufgestellt werden. Diese Initiative stellt einen wichtigen Schritt dar, um die Erinnerung an die jüdische Gemeinde in Tiengen lebendig zu halten und zukünftige Generationen über die historischen Wurzeln der Gemeinde aufzuklären.
Geschichte und Herausforderungen
Antisemitismus hat eine lange und komplexe Geschichte in Europa, die tief in kulturellen Wurzeln verwurzelt ist. Bereits im Mittelalter aufgrund religiöser Differenzen, aber auch sozialer und politischer Benachteiligung, erfuhren Juden Diskriminierung, die über Jahrhunderte anhielt zeilenundzeiten.de. Diese Vorurteile wurden nicht nur durch gesellschaftliche Entwicklungen, sondern auch durch politische Bewegungen im 19. Jahrhundert verstärkt, die den Antisemitismus als rassistische Ideologie propagierten.
Heutzutage ist Antisemitismus nach wie vor ein drängendes Problem in der Gesellschaft, das besondere Aufmerksamkeit erfordert. Die Ideologisierung der Feindseligkeit gegenüber Juden hat sich in verschiedenen Formen manifestiert, sei es als sozialer, rassistischer oder antizionistischer Antisemitismus. Diese Thematik ist nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen europäischen Ländern ein großes Anliegen und sollte nicht ignoriert werden.
Die Veranstaltungen am Europäischen Tag der jüdischen Kultur sind ein wichtiger Teil des Engagements zur Bekämpfung von Antisemitismus und Rassismus. Es ist unerlässlich, das Bewusstsein über die Geschichte und Kultur des Judentums zu stärken und gleichzeitig das Verständnis für die aktuellen Herausforderungen zu fördern. Der Freundeskreis jüdisches Leben Waldshut-Tiengen hat sich diesem Ziel verschrieben und bietet durch verschiedene Programme und Aktionen eine Plattform für Austausch und Aufklärung.