Zu alt für einen Hund? Tierheime ziehen Altersgrenzen - was jetzt?

Ein 80-jähriges Ehepaar in Unterallgäu wird vom Tierheim abgewiesen – Fragen zur Adoption von Hunden durch Senioren.

Ein 80-jähriges Ehepaar in Unterallgäu wird vom Tierheim abgewiesen – Fragen zur Adoption von Hunden durch Senioren.
Ein 80-jähriges Ehepaar in Unterallgäu wird vom Tierheim abgewiesen – Fragen zur Adoption von Hunden durch Senioren.

Zu alt für einen Hund? Tierheime ziehen Altersgrenzen - was jetzt?

Ein bewegendes Thema: Die Frage, welche Rolle das Alter bei der Adoption von Haustieren spielt, steht im Fokus, nachdem ein 80-jähriges Ehepaar kürzlich vom Tierheim abgewiesen wurde. Dies geschah, weil man den Senioren nicht zutraute, sich ausreichend um einen Hund zu kümmern. In der Folge haben sie im Internet eine junge Hündin gekauft, die jedoch drei Jahre später im Tierheim Beckstetten abgegeben wurde, da die Herrchen überfordert waren. Tierheimleiterin Melanie Kühn hat Verständnis für diese Situation und äußert, dass der Wunsch nach einem Hund oft zu groß sei, um rational entschieden zu werden. Diese Begebenheit wirft wichtige Fragen auf: Sollten Seniorinnen und Senioren Hunde adoptieren? Und wenn ja, unter welchen Bedingungen?

Einige Tierheime haben schon feste Altersgrenzen für die Adoption etabliert, jedoch sieht Kühn dies kritisch. Ihrer Ansicht nach ist eine pauschale Altersgrenze nicht sinnvoll, denn die individuellen Umstände sollten im Vordergrund stehen. Tierheime wie das in Leipzig verfolgen hierbei einen ganzheitlichen Ansatz: Interessenten werden durch Gespräche und Wohnungsbesichtigungen geprüft. Das Ziel ist nicht Kontrolle, sondern die Sicherstellung, dass das Tier in seinem neuen Zuhause gut aufgehoben ist und dauerhaft bleiben kann. Dies unterstreicht auch Michael Sperlich, Geschäftsführer des Leipziger Tierschutzvereins, der betont, dass die Lebenserwartung des Tieres entscheidend im Verhältnis zum Alter des neuen Besitzers stehen sollte. Während jüngere, aktive Hunde für ältere Menschen nicht empfohlen werden, sollte man auch die Lebensrealitäten der Senioren in Betracht ziehen.

Ältere Haustiere als gute Wahl

Die Adoption von älteren Tieren kann eine hervorragende Lösung sein. Besonders Senior-Hunde oder Katzen verändern sich nicht mehr groß, was die Integration in bestehende Haushalte erleichtert. Gut sozialisierte Tiere sind in der Regel weniger reizbar und stressresistent. Auf die Frage nach den Herausforderungen der Erziehung lässt sich oft Antwort finden: Ältere Vierbeiner kennen in der Regel die Grundkommandos wie „Sitz“ und „Platz“. Dies macht die Entscheidung, ob das Tier zur Familie passt, um einiges einfacher. Auch die Frage nach dem Auslauf stellt sich oft weniger drängend, da ältere Tiere oft ruhigere Begleiter sind.

Wie Madeleine Spielvogel vom Tierheim in Weimar betont, gilt es, die geistige und körperliche Eignung von SeniorInnen zu berücksichtigen, bevor man ihnen einen Hund anvertraut. Eine rigorose Altersgrenze lehnt sie jedoch ab und hebt hervor, dass ältere Menschen oftmals mehr Zeit und Ruhe mitbringen, um sich um ihre Haustiere zu kümmern. Zudem sind Pflege- und finanzielle Aufwendungen für Tiere im Alter nicht zu unterschätzen. Tierärztin Lisa Borchard von Tasso empfiehlt eine gründliche Informationsbeschaffung und ehrliche Selbstbewertung, bevor es zur Adoption kommt. Alternativen wie Nachbarschaftshilfe als Hunde- oder Katzensitter oder Tierheim-Patenschaften können zudem eine gute Lösung sein, falls die Verantwortung eines Tieres nicht auf Dauer getragen werden kann.

Das Thema Adoption älterer Tiere erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Die Vorteile sind klar sichtbar: Senior-Tiere können den passenden Begleiter sein, denn sie sind oft weniger aufgebracht, kennen ihre Grundbedürfnisse und lassen sich gut in bestehende Familien einfügen. Es ist klar, dass das Alter der Übernehmer ein relevantes Entscheidungskriterium darstellt, aber viel wichtiger ist die individuelle Lebenssituation und die Bereitschaft, sich um ein Tier zu kümmern. So zeigt die Erfahrung in vielen Tierheimen, dass Seniorinnen und Senioren durchaus in der Lage sind, einem Haustier ein liebevolles Zuhause zu bieten, wenn die Umstände stimmen.