Elternzeit von Promovierten: Wie sie Einkommen und Karrieren beeinflusst

Forschung an der Uni Würzburg untersucht die Auswirkungen der Elternzeit auf das Einkommen von promovierten Eltern.

Forschung an der Uni Würzburg untersucht die Auswirkungen der Elternzeit auf das Einkommen von promovierten Eltern.
Forschung an der Uni Würzburg untersucht die Auswirkungen der Elternzeit auf das Einkommen von promovierten Eltern.

Elternzeit von Promovierten: Wie sie Einkommen und Karrieren beeinflusst

Die aktuellen Diskussionen über die Elternzeit sind so spannend wie nie zuvor. Ein Forschungsteam der Uni Würzburg hat die Auswirkungen von Elternzeit auf das Einkommen von promovierten Müttern und Vätern untersucht. Leitung hat Christiane Gross, die am Lehrstuhl für Methoden der Quantitativen Empirischen Sozialforschung arbeitet. Die Daten stammen aus einer deutschlandweit repräsentativen Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), die mehr als 5.000 Promovierte der Kohorte 2014 berücksichtigt. Über einen Zeitraum von sieben Jahren nach Abschluss der Promotion wurden entscheidende Erkenntnisse gewonnen.

Erstaunlicherweise geben zwei Drittel der Befragten an, mindestens ein Kind zu haben. Knapp 80 Prozent der Eltern nahmen mindestens einmal Elternzeit, wobei sich ein klarer Trend zeigt: Promovierte Frauen nehmen häufiger und längere Auszeiten als ihre männlichen Kollegen. Nur 2 Prozent der Mütter verzichten auf Elternzeit, bei Vätern sind es jedoch schon 33 Prozent. Dies führt zu dem spannenden Phänomen, dass Väter meist nur kurze (1-2 Monate) oder mittellange (3-7 Monate) Elternzeiten in Anspruch nehmen, während 56 Prozent der Mütter über ein Jahr zuhause bleiben.

Ungleichheitsfaktor Elternzeit

Die Forschung zeigt, dass längere Abwesenheiten von der Arbeit, insbesondere bei Frauen, zu Einkommenseinbußen führen können. Die ungleiche Inanspruchnahme der Elternzeit schürt das bereits bestehende Lohngefälle zwischen Männern und Frauen, eine Erkenntnis, die die Arbeitsmarkttheorien bestätigt. Der Zusammenhang zwischen Elternzeit und beruflichem Werdegang ist nicht zu ignorieren, wie die Studie von The Stepstone Group eindrucksvoll verdeutlicht. Diese zeigt, dass mehr als ein Drittel der Frauen nach der Elternzeit nicht zu ihrem vorherigen Arbeitgeber zurückkehrt und nur knapp die Hälfte in der ursprünglichen Position bleibt. Im Gegensatz dazu behalten 85 Prozent der Väter ihre Rolle.

„Die Situation ist komplex, und eine überdachte Regelung zur Elternzeit ist nötig“, sagt Arbeitsmarktexpertin Michaela Hermann. Ihre Einschätzung wird durch die Bertelsmann Stiftung ergänzt, die eine Vignettenbefragung zur Akzeptanz einer stärkeren Beteiligung der Väter durchgeführt hat. Bereitwillig zeigen sich 45 Prozent der Frauen und 42 Prozent der Männer offen für ein egalitäres Modell der Elternzeit, auch wenn weniger als ein Viertel der Befragten tatsächlich glauben, dass Väter länger Elterngeld beziehen.

Die Rolle der Kinderbetreuung

Eine klare Erkenntnis ist die entscheidende Rolle der Kinderbetreuung für die Arbeitszeitentscheidungen. 65 Prozent der Mütter wären bereit, mehr zu arbeiten, wenn es verlässliche Betreuungsangebote gäbe. Viele Mütter wünschen sich eine vollzeitnahe Tätigkeit, während 75 Prozent nach der Elternzeit zu kürzeren Arbeitszeiten tendieren. „Es bedarf mehr Unterstützung durch Arbeitgeber und eine verbesserte Infrastruktur“, fordert Dr. Tobias Zimmermann von der Stepstone Group.

Der Gender Pay Gap, der zeigt, dass Frauen durchschnittlich 18 Prozent weniger verdienen als Männer, ist eine ernsthafte Herausforderung. Neben unterschiedlichen Branchenwahlen und Teilzeitarbeit ist auch die geringere Präsenz von Frauen in Führungspositionen ein wichtiger Aspekt. Hier muss mehr Bewegung reinkommen – für eine gerechtere Arbeitswelt für alle.