Weißwein im Aufwind: Händler reagieren auf veränderte Trinkgewohnheiten
Weinhändler im Main-Kinzig-Kreis berichten über steigenden Weißweinkonsum und neue Trends im Weinhandel am 15.10.2025.

Weißwein im Aufwind: Händler reagieren auf veränderte Trinkgewohnheiten
In den letzten Jahren hat sich in der Weinwelt einiges getan. Gerade in der Region rund um Offenbach-Bieber zeigen die Weinhändler, wie wichtig eine Anpassung an die neuen Trinkgewohnheiten geworden ist. Der Weinhändler Jörg Siebert berichtet von einem bemerkenswerten Anstieg des Weißweinkonsums, während der allgemeine Weinkonsum in Deutschland zunehmend rückläufig ist. Dies hat spürbare Auswirkungen auf die kleineren Weinhändler, die versuchen, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Besonders Frank Steller, der einen Weinladen in Bruchköbel betreibt, sieht die Veränderungen jedoch positiv.
Der Weinkonsum in Deutschland hat historische Tiefststände erreicht. Laut dem Deutschen Weininstitut sank der Pro-Kopf-Weinkonsum von über 16-Jährigen im Jahr 2023 auf gerade mal 22,5 Liter. Der Rotweinkonsum schwächelt erkennbar, während Weißwein und Rosé sich wachsender Beliebtheit erfreuen. Diese Trends spiegeln sich auch in der aktuellen Verteilung weinhaltiger Getränke wider: 70% entfallen auf Weißwein, gefolgt von 20% auf Rotwein und der Rest auf Schaumwein und Rosé. In der Vergangenheit war es genau umgekehrt, was zeigt, wie stark sich die Vorlieben der Konsumenten gewandelt haben.
Neue Möglichkeiten im Weinhandel
Jörg Siebert, der 1993 die väterliche Etikettenfabrik übernahm und 2005 den Weinhandel „Solo Vino“ gründete, hat kein stationäres Geschäft, sondern betreibt ein Abhollager. Er hat bemerkt, dass die Nachfrage nach teureren Weinen die Stagnation im Weinabsatz teilweise ausgleicht. Sein Sortiment umfasst italienische Weine, aber auch Weine aus Südtirol, Frankreich, Deutschland und Südafrika. So finden Kunden bei Siebert vom preisgünstigen Greco Bianco aus Kalabrien für 6 Euro bis hin zu edlen Tropfen wie dem Harlequin 2009 für stolze 240 Euro alles.
Frank Steller, der 2003 einen Online-Shop für Wein eröffnete und heute einen stationären Shop betreibt, hat mit einer hohen Nachfrage nach Roséweinen zu kämpfen, die von anfänglich 3-4 Angeboten auf mittlerweile 30 gestiegen ist. Er spezialisiert sich auf Weine aus Italien, Spanien, Frankreich, Deutschland und Österreich und importiert 95% seiner Ware selbst. Steller beobachtet, dass immer mehr Leute auch alkoholfreie Weine nachfragen, auch wenn diese noch in geringem Umfang aufgenommen werden.
Gesundheitsbewusstsein prägt den Weinkonsum
Die Entwicklungen im Weinhandel sind eng mit einem größeren Bewusstsein für gesunde Ernährungsgewohnheiten verbunden. Viele Kunden beachten heute stärker die Preise und zeigen weniger Loyalität gegenüber bestimmten Lieferanten. Die Trinkkultur verändert sich hin zu einem bewussteren Konsum. In internationalen Maßstäben kommt es nicht nur in Deutschland und Frankreich zu einem Rückgang, sondern auch in anderen Ländern, wo Wein zunehmend als Genussmittel mit einem nicht zu unterschätzenden Gesundheitsrisiko wahrgenommen wird. Im Jahr 2022 lag beispielsweise der Pro-Kopf-Weinkonsum in Frankreich bei 47,4 Litern und somit über 70% unter den Werten von 1924.
Angesichts dieser Trends fordern Winzer und Händler mehr denn je kreative Lösungen und innovative Ideen, um sich an die veränderten Marktbedingungen anzupassen. In Deutschland werden viele Weine aus heimischen Anbaugebieten gekauft, sodass eine Rückbesinnung auf regionale Produkte zunehmend an Bedeutung gewinnt. In diesem Kontext wird es spannend zu beobachten, wie sich der Weinmarkt in den kommenden Jahren entwickeln wird.
Es bleibt abzuwarten, ob diese Veränderungen vorübergehend sind oder langfristige Auswirkungen auf die Branche haben. Sicher ist jedoch, dass ein gutes Händchen und die Fähigkeit, Trends zu erkennen, für die Weinhändler von entscheidender Bedeutung sein werden.
Für weiterführende Informationen können die von uns zitierten Artikel unter folgenden Links aufgerufen werden: op-online.de bericht, weinfreunde.de bericht und spiegel.de bericht gefunden werden.