Politik im Umbruch: Lang und Mau warnen vor Demokratiegefährdungen!
Beim Göttinger Literaturherbst diskutieren Ricarda Lang und Steffen Mau zentrale demokratische Fragen und Herausforderungen.

Politik im Umbruch: Lang und Mau warnen vor Demokratiegefährdungen!
Am 3. November 2025 endete der Göttinger Literaturherbst mit einer eindrucksvollen Veranstaltung im Sartorius-Quartier. Begrüßt von einem interessierten Publikum, präsentierten Ricarda Lang, die ehemalige Parteivorsitzende der Grünen und Bundestagsabgeordnete, sowie Steffen Mau, der neue Direktor des Göttinger Max-Planck-Instituts, ihr gemeinsames Buch „Der große Umbruch“. In dieser lebhaften Diskussion bearbeiteten die beiden Experten brennende politische Themen, die für viele von uns von großer Bedeutung sind.
Das Buch thematisiert vor allem die Überlebensfähigkeit der Demokratie in einer Zeit, in der der Rechtspopulismus weltweit an Zustimmung gewinnt. Der Druck durch autokratische Systeme stelle für liberale Demokratien eine ernsthafte Bedrohung dar, wie Lang und Mau ausführlich erörterten. Besonders spannend war der Aspekt, dass Mau das Buch nicht als bloße Theorie, sondern als eine Transkription von mehr als 17 Stunden Audiomaterial präsentierte, was den Dialog zwischen den beiden Akteuren umso lebendiger machte.
Der Druck durch Populisten
Die Gefahren, die durch das Erstarken rechter Parteien wie der AfD in Deutschland und ähnlichen Bewegungen in anderen Ländern drohen, wurden klar herausgearbeitet. So erklärte Mau, dass der Aufstieg von Persönlichkeiten wie Donald Trump und Marine Le Pen nicht nur Einzelfälle sind, sondern Teil eines größeren Trends, der demokratische Prinzipien sowohl auf institutioneller als auch auf kultureller Ebene gefährdet. „Wir müssen die tiefere Bedeutung dieser Entwicklungen verstehen“, betonte Lang.
Der Vortrag beleuchtete auch die Rolle von Onlinemedien und den sogenannten „Empörungsjournalismus“. Diese Form der Berichterstattung beeinflusse die öffentliche Debatte und trage zur Verunsicherung der Bürger bei, was in der heutigen Zeit besonders besorgniserregend ist. „Weniger Vertrauen in die Politik ist ein großes Problem“, so Lang, „da demokratische Entscheidungen oft langsamer sind als die impulsiven Reaktionen, die autokratische Systeme bieten.“
Bürgerbeteiligung als Lösung?
Ein zentrales Plädoyer in der Diskussion war der Ruf nach mehr Bürgerbeteiligung. Mau forderte, dass Bürger nicht nur als Zuschauer, sondern als aktive Teilnehmer in den politischen Prozess einbezogen werden sollten. Bürgerräte könnten hier eine gute Möglichkeit sein, das Vertrauen in die Demokratie zurückzugewinnen. „Der Staat muss als sozialer Problemlöser agieren“, erklärte er, während Lang bestätigte, dass lokale Politik eine Schlüsselrolle dabei spiele, das Vertrauen der Bürger in politische Institutionen zu stärken.
- Wachsendes Vertrauen in Populismus: Die Umfrageinstitute sehen bereits eine stabile Wählerschaft für die AfD, trotz des Wettbewerbs durch das Bündnis von Sahra Wagenknecht.
- Normalisierung des Rechtspopulismus: Ein Trend, der sich sowohl in Deutschland als auch international beobachten lässt, ist die Verschiebung politischer Normen zur Akzeptanz populistischer Diskurse.
- Migration als zentrales Thema: Hierbei zeigt sich besonders deutlich die Normalisierung der populistischen Rhetorik, die in vielen europäischen Ländern zu beobachten ist.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Göttinger Literaturherbst nicht nur ein literarisches Fest war, sondern auch ein wichtiger Raum für die Auseinandersetzung mit grundlegenden Fragen unserer Demokratie. In Zeiten, in denen Populismus und autoritäre Tendenzen mehr und mehr nach Aufmerksamkeit streben, bleibt es entscheidend, den Dialog offen zu halten und den Austausch zwischen Bürgern und Politikern zu fördern.
Die Herausforderungen sind groß, aber mit dem richtigen Ansatz, wie er in „Der große Umbruch“ beschrieben wird, ist es möglich, die Demokratie zu stärken und für alle lebendig zu halten. Wie Ricarda Lang abschließend bemerkte: „Wir können die Verteidigung herauslassen und sollten stattdessen proaktiv suchen, was unsere Gesellschaft wirklich braucht.“