Landkreis Northeim: Notarztstandorte in Gefahr – Rettungsdienst neu erfinden!

Landkreis Northeim: Notarztstandorte in Gefahr – Rettungsdienst neu erfinden!
Im Landkreis Northeim stehen Veränderungen im Rettungsdienst bevor: Der Kreistag plant, Rettungswageneinsätze zunehmend ohne Notarztbegleitung umzusetzen. Sören Heitmann, der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes, gibt positive Rückmeldungen zu den bereits eingeführten neuen Einsatzregeln, bei denen Notfallsanitäter selbstständig agieren dürfen. Diese Veränderung geht einher mit der Überzeugung, dass die Schnelligkeit der Hilfe oft wichtiger ist als die Anwesenheit eines Notarztes. Dies unterstützt auch Wolfgang Boldt, Vorsitzender des Northeimer Ärztevereins, der dem Konzept offen gegenübersteht, dass stabilen Infarktpatienten auch ohne Arzt transportiert werden können. HNA.de berichtet, dass die Umstellung als eine routinemäßige Maßnahme betrachtet wird.
Der Landkreis hat momentan vier Notarztstandorte in Northeim, Einbeck, Uslar/Bollensen und Bad Gandersheim. Angesichts steigender Anforderungen und finanzieller Druck von Krankenkassen plant man eine baldige Reduzierung dieser Standorte. Bis Mitte 2026 soll ein umfassendes Konzept zur Weiterentwicklung des Rettungsdienstes erarbeitet werden, in dem die Telenotfallmedizin ein entscheidender Baustein sein wird. Die Technik dafür ist zwar vorhanden, wird jedoch aufgrund technischer Schwierigkeiten und Mobilfunkproblemen selten eingesetzt. Ein Neustart des Telenotfallsystems wird angestrebt, um dessen Nutzen zu maximieren.
Die Rolle der Notfallsanitäter
Die Einführung der Notfallsanitäter, die durch eine Gesetzesänderung im Jahr 2014 entstand und seit 2017 im Einsatz ist, stellt einen wichtigen Schritt dar. Diese Spezialisten sind speziell auf Lebensrettung trainiert und dürfen viele Maßnahmen eigenständig durchführen. Das BAND-Memorandum fordert die Stärkung dieser Berufsgruppe durch Weiterbildung und eine klare notärztliche Qualifizierung, um die medizinische Versorgung im Notfall weiter zu verbessern.
Zusätzlich wird die Bedeutung der Luftrettung und Telenotfallmedizin hervorgehoben. Der Einsatz von Notärzten bleibt bei lebensbedrohlichen Lagen und schweren Folgeschäden notwendig, vor allem wenn das Rettungsfachpersonal an ihre Grenzen stößt. Daher ist eine Anpassung der notärztlichen Grundausbildung erforderlich, um sicherzustellen, dass Notärzte die nötige Expertise in kritischen Situationen besitzen.
Entwicklungen im Rettungsdienst
Laut einer bundesweiten Analyse, die von der Bundesanstalt für Straßenwesen in Auftrag gegeben wurde, ist in den Jahren 2020 und 2021 ein Rückgang der Einsätze um 7 Prozent festzustellen. Die Notarztrate fiel um 25 Prozent, wobei Notärzte bei etwa 2,2 Millionen Einsätzen alarmiert wurden. Diese Analyse zeigt auf, wie sich die Bedienschnelligkeit und -qualität des Rettungsdienstes entwickeln. Obwohl die Hilfsfristen im Durchschnitt weiterhin respektabel sind, ist es von zentraler Bedeutung, die Herausforderungen zu adressieren, die der Rückgang der Notarzt-Einsätze mit sich bringt. BASt.de stellt fest, dass trotz der Schwierigkeiten aufgrund der Corona-Pandemie die Ergebnisse weitgehend stabil geblieben sind.
Die künftige Weiterentwicklung des Rettungsdienstes muss daher sowohl die Ausbildung der Notfallsanitäter als auch die Rolle der Notärzte neu definieren und stärken. Nur so kann in akuten Notfällen die bestmögliche Versorgung gewährleistet werden und die Hilfsfristen weiterhin eingehalten werden.