Erinnern und Mahnen: Bonn gedenkt der Opfer des Novemberpogroms 1938
Gedenkveranstaltung zum Novemberpogrom in Bonn am 9. November 2025: Erinnern an die Opfer und aktuelle antisemitische Tendenzen.

Erinnern und Mahnen: Bonn gedenkt der Opfer des Novemberpogroms 1938
Heute, am 9. November 2025, gedenkt die Stadt Bonn des schrecklichen Novemberpogroms, das sich 1938 gegen die jüdische Bevölkerung ereignete. Die Gedenkveranstaltung erinnert an die brutalen Übergriffe, die mit der Billigung der Zivilgesellschaft und unter dem Aufsicht der SA- und SS-Angehörigen stattfanden. Wie die General-Anzeiger berichtet, war die Veranstaltung ein zentrales Treffen, das am Sonntag in der Bonner Oper stattfand und auf große Resonanz stieß.
Leiterin der Gedenkstätte und des NS-Dokumentationszentrums, Astrid Mehmel, erzählte von den erschütternden Ereignissen: Geschäfte und Wohnungen jüdischer Menschen wurden zerstört, Synagogen brannten, und viele wurden in Konzentrationslager deportiert. Der Befehl zur Zerstörung in Bonn kam direkt von der Gestapo, was die Grausamkeit dieser Zeiten unterstreicht. Die Synagogen in Tempelstraße, Poppelsdorf, Beuel, Bad Godesberg und Mehlem wurden am 10. November 1938 in Brand gesetzt.
Ein wichtiges Zeichen setzen
Die Gedenkveranstaltung wurde von der Initiative zum Gedenken an die Bonner Opfer des Nationalsozialismus in Zusammenarbeit mit der Stadt Bonn und der Synagogengemeinde organisiert. Teilnehmerinnen und Teilnehmer gedachten den Opfern mit Musik und ehrten deren Andenken. Unter den Rednern waren Oberbürgermeister Guido Déus und Jakov Barasch, die beiden betonten die Notwendigkeit, sich gegen Antisemitismus auszusprechen und die Erinnerung wachzuhalten.
Mit zahlreichen Teilnehmern war das Foyer der Bonner Oper gut gefüllt – einige Personen mussten sogar stehen. Unter den Besuchern waren Ansgar Pithan (73) und Maria Sieberts (71), die seit Jahrzehnten an der Gedenkveranstaltung teilnehmen. Maria Sieberts hob hervor, wie wichtig das Erinnern an das Novemberpogrom sei. Für Maria-Teresa G. (25) war es die erste Teilnahme, und sie fand die Veranstaltung sehr berührend und erlebbar.
Aktuelle Herausforderungen
Die Besorgnis über den gegenwärtigen Antisemitismus war ebenfalls ein zentrales Thema. Ros Sachsse-Schadt (73) äußerte ihre Bedenken bezüglich dieser Entwicklungen. Der Kampf gegen Antisemitismus wird auch von prominenten Stimmen wie Eva Umlauf, Präsidentin des Internationalen Auschwitz-Komitees, unterstützt, die vor dem aufkommenden Antisemitismus und der Erosion der demokratischen Werte warnte. Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des Komitees, bezeichnete den 9. November als Tag des Gedenkens und der Demokratie.
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, kritisierte, dass die Erinnerung an die Pogromnacht zunehmend flöten ginge. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer warnte vor dem Aufgalopp des Antisemitismus in Deutschland und Europa und erinnerte daran, dass Antisemitismus keineswegs ein Schatten der Vergangenheit ist. Auch Joachim Gauck, ehemaliger Bundespräsident, forderte einen entschlosseneren Kampf gegen diese Problematik aus verschiedenen politischen Richtungen.
Das Gedenken an den Novemberpogrom ist nicht nur eine Erinnerung an die Vergangenheit, sondern auch ein eindringlicher Aufruf, ein wachsam zu bleiben und sich aktiv gegen das Vergessen und die Neubewertung von Antisemitismus und Intoleranz in der heutigen Gesellschaft einzusetzen. Es liegt an uns allen, dafür zu sorgen, dass „Nie wieder“ nicht nur ein leeres Wort bleibt.