Gedenktag der Drogentoten: Remscheid trauert und fordert Veränderungen!

Gedenktag der Drogentoten: Remscheid trauert und fordert Veränderungen!
Am kommenden Sonntag, dem 21. Juli, gedenkt ganz Deutschland der Drogentoten. Die Veranstaltung wurde als Ausdruck des Mitgefühls und der Erinnerung ins Leben gerufen, nachdem Ingo Marten 1994 an einer Überdosierung verstorben ist. Der Gedenktag hat sich seitdem zu einem wichtigen Anlass entwickelt, um auf die gravierenden Herausforderungen im Umgang mit Drogenabhängigen aufmerksam zu machen. Im letzten Jahr gab es deutschlandweit 2.227 Todesfälle im Zusammenhang mit illegalem Drogengebrauch, der höchste Wert seit fast zwei Jahrzehnten, so der Bundesdrogenbeauftragte.
Doch nicht nur die Zahlen sind alarmierend. Auf lokaler Ebene wird das Thema oft noch viel zu wenig thematisiert. In Remscheid wird an diesem Tag eine besondere Andacht und ein Gedenkritual in der Friedhofskapelle auf dem Evangelischen Stadtfriedhof stattfinden. Sandra Hellwig, Suchtberaterin der Diakonie im Kirchenkreis Lennep, schildert die herzzerreißenden Schicksale von Betroffenen: „Es gibt viele Drogentote, die nicht die Würde und den Respekt erhalten, den sie verdienen, und viele werden ohne Trauerfeier beigesetzt“, berichtet sie und fügt hinzu, dass dies ein Zeichen für die Nachlässigkeit der Gesellschaft gegenüber Suchtkranken ist. Es sind oft Angehörige und Freunde der Verstorbenen, die sich um die Erinnerung und das Gedenken kümmern.
Ein Aufruf zur Sensibilisierung
Der Gedenktag soll nicht nur dem Andenken dienen, sondern auch als Appell für mehr Unterstützung in der Suchtpolitik verstanden werden. Burkhard Blienert, Beauftragter für Sucht- und Drogenpolitik, fordert einen Paradigmenwechsel, der die Menschen ins Zentrum stellt. „Wir brauchen weniger Strafe und mehr Unterstützung für Konsumierende“, so Blienert. Auch in Remscheid wird der Gedenktag genutzt, um auf bestehende Mängel im System für Suchterkrankte hinzuweisen. Hellwig und ihre Kollegen von der Diakonie fordern mehr Gelder für Prävention und frühzeitige Hilfsangebote, um Menschen nicht erst am Ende ihrer Sucht zu erreichen.
„Wir laden alle Angehörigen, Freunde und Bekannte aus der Drogenszene ein, diesen Tag gemeinsam zu gestalten“, sagt Hellwig. Ziel ist es, die Scham der Betroffenen zu verringern und die gesellschaftliche Wahrnehmung für diese oft stigmatisierte Gruppe zu schärfen. Die Veranstaltung beginnt um 17 Uhr in der Friedhofskapelle und jeder ist herzlich eingeladen, dabei zu sein.
Handlungsbedarf in der Suchtpolitik
Die traurigen Zahlen, die von der Bundesdrogenbeauftragten veröffentlicht wurden, sind ein weiteres Zeichen für den dringenden Handlungsbedarf in der Suchtpolitik. Im Jahr 2023 starben zusätzlich etwa 150.000 Menschen an den Folgen von Tabak und Alkohol – klare Indikatoren dafür, dass Prävention und Aufklärung ultimativen Vorrang haben müssen. Dabei betonen sowohl lokale als auch nationale Akteure, dass Einsparungen im Bereich der Suchthilfe tabu sein sollten. Die engagierten Menschen, die in der Präventionsarbeit und Suchthilfe tätig sind, verdienen mehr Anerkennung und Unterstützung, um langfristig die Situation zu verbessern.
Am 21. Juli werden in ganz Deutschland zahlreiche Veranstaltungen wie Gottesdienste und Gedenkminuten stattfinden, die Teilnehmer dazu aufrufen, über das Thema Drogenmissbrauch und dessen Auswirkungen nachzudenken. Remscheid wird auch ein Teil dieser bundesweiten Initiative sein, um den Drogentoten die Würde zu geben, die sie verdienen und um die Betroffenen und ihre Geschichten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Der Gedenktag ist eine Chance, um gemeinsam etwas zu bewegen und auf eine bessere Zukunft für suchterkrankte Menschen hinzuarbeiten.