Theater trifft Religion: Die Glasmenagerie erleuchtet die Kreuzkirche!

Theater trifft Religion: Die Glasmenagerie erleuchtet die Kreuzkirche!
In Neuss, hat das Rheinische Landestheater ein spannendes Projekt ins Leben gerufen, das die Brücke zwischen Kunst und Glauben schlägt. Während eines Sonntagsgottesdienstes in der Gnadentaler Kreuzkirche stellte die Pfarrerin Nadine Appelfeller eine Glasfigur in Form eines Einhorns auf dem Altar zur Schau. Dies geschah im Rahmen des Projekts „Theater trifft Kirche“, das darauf abzielt, verschiedene Kreise innerhalb der Stadtgesellschaft zusammenzubringen. Intendantin Marie Johannsen unterstrich die Bedeutung dieser Öffnung des Theaters für die Community, und es wird deutlich, dass hier ein guter Draht zur Bevölkerung geschlagen wird, der fruchtbare Perspektiven eröffnet.
Das Highlight des Projekts war die Inszenierung von Tennessee Williams‘ Meisterwerk „Die Glasmenagerie“. Alberta Laatz und Moritz Peters präsentierten das markante Requisit in der Gnadentaler Allee, was großes Interesse bei den Gemeindemitgliedern weckte. „Die Glasmenagerie“ beleuchtet die zerbrochenen Sehnsüchte und gescheiterten Lebensentwürfe seiner Charaktere, wobei das zerbrochene Fabeltier, das sein Horn verliert, symbolisch für die Verletzungen im menschlichen Leben steht. Diese tiefen Themen greifen nicht nur die Komplexität der Erinnerung auf, sondern zeigen auch die unausgesprochenen Träume und den Kampf um das persönliche Glück innerhalb der Familie Wingfield – eine zeitlose Erzählung von Sehnsucht und Liebe.
Theater und Glauben im Dialog
Die Verbindung von Theater und Kirche nahm im Gottesdienst eine interessante Wendung. Pfarrerin Appelfeller knüpfte die Handlung von „Die Glasmenagerie“ an biblische Lesarten an. Dabei begann sie mit dem Gleichnis vom reichen Mann und dem armen Lazarus. Dies stellte nicht nur eine kraftvolle Verbindung zwischen den beiden Welten dar, sondern erlaubte es den Anwesenden, den Inhalt des Stückes aus einer neuen Perspektive wahrzunehmen. Der Psalm 34 wurde rezitiert und die Gemeindemitglieder waren eingeladen, körperlich zu reagieren – eine wundervolle Art, das Publikum aktiv einzubeziehen. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von der Klavierbegleitung, Schlagzeug und der Orgel, während das eingespielte Lied „Take me home, Country Roads“ von John Denver an die Wurzeln des Autors erinnerte.
Die Aufführung hat bereits Wellen geschlagen: Mehrere Gemeindemitglieder schwärmten von der Inszenierung der „Glasmenagerie“ und es ist bereits eine Fortsetzung des gemeinsamen Projekts im Oktober geplant. Hier zeigt sich erneut, dass Kunst und Gemeinschaft Hand in Hand gehen können, um Herzen zu verbinden. Laut rp-online.de ist das Interesse an der offenen Zusammenarbeit zwischen den Institutionen groß und verspricht eine beeindruckende Perspektive für die kulturelle Landschaft Neuss.
Tennessee Williams und die Macht des Theaters
Williams‘ Ansatz, das Theater als „memory play“ darzustellen, ermöglicht eine innovative und poetische Herangehensweise. Er verwendete Elemente der Plastik und bestritt, dass traditionelles Theater der Realität gerecht wird. Mit „Die Glasmenagerie“ ließ er Erinnerungen lebendig werden und schuf eine Atmosphäre, die die Traurigkeit und Frustration der Charaktere einfängt. tnstudies.org beschreibt, dass Williams‘ Theateransatz ein Bewegungsstill lebendiger Erinnerungen ist, das augenzwinkernd die Grenzen des konventionellen Theaters sprengt. Die relevanten Themen seiner Werke sind heute noch von Bedeutung und finden Beachtung bei vielen Zuschauern.
Das Rheinische Landestheater und die Gnadentaler Kreuzkirche setzen im Rahmen dieses Projekts neue Maßstäbe für ein Kreativitätsverständnis in Neuss. Das eifert Williams‘ Idealen nach, die tiefergehende, mehrdimensionale Erlebnisse schaffen könnten. Hier liegt gewiss ein wertvolles Projekt in der Luft, das sich im Oktober mit neuen Facetten und weiteren gemeinsamen Initiativen fortsetzen wird.