Männer oben ohne: Mode-Trend oder geschlechtliche Ungleichheit?

Männer zeigen zunehmend Haut im öffentlichen Raum, während Gender-Diskriminierung bei Oberkörperfreiheit diskutiert wird.

Männer zeigen zunehmend Haut im öffentlichen Raum, während Gender-Diskriminierung bei Oberkörperfreiheit diskutiert wird.
Männer zeigen zunehmend Haut im öffentlichen Raum, während Gender-Diskriminierung bei Oberkörperfreiheit diskutiert wird.

Männer oben ohne: Mode-Trend oder geschlechtliche Ungleichheit?

In westlichen Gesellschaften herrscht im Sommer eine ganz besondere Mode: Männer ziehen zunehmend ihre Shirts aus, egal ob am Strand, im Freibad oder sogar in Parks und auf den Straßen. Dieser Trend hinterlässt nicht nur sichtbare Oberkörper, sondern wirft auch die Frage auf, ob es an der Zeit ist, die Geschlechterkluft, die sich im Umgang mit nackten Oberkörpern zeigt, zu überbrücken. Radiowaf berichtet, dass das Phänomen auch online von Hashtags wie #Shirtlessmen begleitet wird, unter denen Stars wie Zac und Dylan Efron häufig ohne Oberteil zu sehen sind.

Besonders in der Popkultur spielt der nackte Männeroberkörper eine zentrale Rolle – sei es auf Albumcovern oder bei Sportveranstaltungen, wo das Ausziehen des Oberteils oft als Ausdruck des Triumphs gedeutet wird. Psychologin Ada Borkenhagen hebt hervor, dass der männliche Oberkörper als sexy gilt und in der heutigen Männermode für Aufsehen sorgt. Männer zeigen sich gerne oben ohne, um ihre Fitness und Tattoos zur Schau zu stellen oder einfach um eine gleichmäßige Bräunung zu erreichen.

Ungleichbehandlung der Geschlechter

Doch während Männer in der Öffentlichkeit oft ungeniert ihr T-Shirt ablegen, ist der weibliche Körper in vielen Gesellschaften nach wie vor strengen Normen unterworfen. Frauen können nicht einfach oben ohne herumlaufen, was zu einer gewissen Solidarität unter Männern führt, die sich oft entscheiden, ihre Shirts nicht abzulegen. Eine Fahrraddemo in Berlin im Sommer 2021 verdeutlichte diese Ungleichbehandlung: Männer in BHs und Frauen oben ohne forderten Gleichheit und das Recht auf freie Oberkörper. Diese Initiative wurde von der Gruppe „Gleiche Brust für alle“ ins Leben gerufen, die auch andere deutsche Städte mobilisiert.

In der aktuellen Debatte wird die Sichtbarkeit von Brüsten und das damit verbundene Stigma thematisiert. Laut Deutschlandfunk Kultur engagiert sich eine aktivistische Bewegung dafür, dass alle Geschlechter das Recht haben sollten, sich ohne Einschränkungen offen zu zeigen. Juristische Grundlagen, die diese Ungleichbehandlung ermöglichen, sind unter anderem das Ordnungswidrigkeitengesetz, das in öffentlichen Räumen oft angewendet wird.

Gesellschaftliche Normen und Rechte

Die Diskussion um die Gleichheit der Geschlechter geht weit über das Modephänomen hinaus. Sie ist Teil einer breiteren Debatte über sexuelle und geschlechtliche Selbstbestimmung als Menschenrecht. Wie bpb.de berichtet, gibt es weltweite Unterschiede in der Behandlung von LSBTIQ*-Menschen, die zunehmend unter Diskriminierung leiden. In vielen Ländern sind homosexuelle Handlungen sogar strafbar, während Westeuropa in den letzten Jahrzehnten zwar Erleichterungen erfahren hat, es aber weiterhin massive gesellschaftliche Herausforderungen gibt.

Mit Blick auf die Gleichbehandlung und den Respekt vor individuellen Körpern fordert die Gesellschaft laut Borkenhagen, dass sowohl Männer als auch Frauen die Freiheit haben müssen, die Bekleidungsnormen zu hinterfragen. Diese Diskussion sollte nicht nur auf Badeeinrichtungen beschränkt bleiben, sondern in allen Bereichen des Lebens stattfinden, um eine inklusive und gleichberechtigte Gesellschaft zu fördern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Thema der freien Oberkörper nicht nur eine Modeerscheinung ist, sondern tief in gesellschaftlichen Normen und Ungleichheiten verwurzelt ist. Die anstehende Debatte über Gleichheit und Körperfreiheit ist daher mehr als nur ein sommerlicher Trend; sie hat das Potenzial, etwas Grundlegendes in unserer Wahrnehmung von Geschlechtsidentität und Körperlichkeit zu verändern.