Vertrauen stärken: Dialog zwischen Polizei und muslimischen Frauen in Düsseldorf

Vertrauen stärken: Dialog zwischen Polizei und muslimischen Frauen in Düsseldorf
In Düsseldorf stehen die Bedürfnisse muslimischer Frauen im Fokus einer neuen Initiative, die darauf abzielt, das Vertrauen in die Polizei zu stärken. Der Workshop mit dem Titel „Vertrauen stärken – Dialog ermöglichen“ brachte am 11. Juli 2025 ExpertInnen aus dem Schutz- und Hilfesystem zusammen, um die spezifischen Erfahrungen muslimischer Frauen mit der Polizei zu erörtern. Der Fokus liegt auf der Entwicklung eines kultursensiblen Dialogformats, um Gewalt in Partnerschaften sensibel zu thematisieren. Thorsten Fleiß, Leiter der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz der Polizei Düsseldorf, betonte die essenzielle Rolle des Vertrauens, um betroffenen Frauen den Zugang zu Hilfe zu erleichtern, wie duesseldorfer-anzeiger.de berichtete.
Das Projekt trägt den Namen „Vertrauen verbindet – Kultur- und Religionssensibilität bei Partnerschaftsgewalt gegen muslimisch gelesene Frauen“ und startete bereits im Januar 2025. Ziel ist es, muslimisch gelesenen Frauen zu helfen, die möglicherweise unter partnerschaftlicher Gewalt leiden, und ihr Vertrauen in die Polizei sowie das Hilfesystem zu stärken. Hierzu sind Interviews mit betroffenen Frauen sowie Fachkräften geplant, die bis September 2025 durchgeführt werden sollen. Die Akzeptanz und Inanspruchnahme von Hilfsangeboten stehen hierbei im Zentrum der Forschungsbemühungen, wie bbf-ev.de hervorhebt.
Herausforderungen für betroffene Frauen
Die Realität für viele muslimische Frauen in Deutschland ist jedoch alles andere als einfach. Sozialarbeiterin Ilona Helena Eisner berichtet von einem besonderen Phänomen: Betroffene Frauen neigen oft dazu, Probleme innerhalb der Familie selbst zu lösen und scheuen sich, externe Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Beispiel ist Ilia, eine geflüchtete Frau aus Afghanistan, die 2015 nach Deutschland kam und durch ihrem Ehemann Gewalt erlebte. Sie blieb Jahre bei ihm, bevor sie entschloss, Hilfe zu suchen. Dabei betont Ilia, dass Gewalt nichts mit dem Islam zu tun habe, sondern durch patriarchale Denkweisen gerechtfertigt werde. Solche patriarchalen Strukturen sind nicht nur in migrantischen Communities zu finden, sondern auch im deutschen Kontext weit verbreitet, was die Problematik noch zusätzlich kompliziert, so mdr.de.
In Deutschland leben rund 5,5 Millionen Muslime, von denen knapp die Hälfte die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. Diese große und diverse Gruppe sieht sich nicht nur mit kulturellen Herausforderungen konfrontiert, sondern muss auch mit der Realität innerfamiliärer Gewalt umgehen. Leider gibt es keine verlässlichen Zahlen zur Religionszugehörigkeit von Täterinnen und Tätern, die Gewalttaten in Partnerschaften verüben. Eine Polizeiliche Kriminalstatistik zeigte, dass 2023 etwa 63 Prozent der Tatverdächtigen bei Partnerschaftsgewalt Deutsche waren, während unter Nicht-Deutschen vor allem Türken, Syrer und Polen häufig auftauchten.
Der Weg nach vorne
Das Dialogprogramm, das im kommenden Jahr in Düsseldorf erprobt werden soll, wird wissenschaftlich von der Bergischen Universität Wuppertal begleitet. Erkenntnisse aus den Workshops und Gesprächen fließen direkt in die Entwicklung dieses Programms ein. Es sollen Schulungen durchgeführt werden, um kultursensible Kompetenzen bei Polizei und Hilfesystem zu fördern und so das Vertrauen in die Institutionen zu stärken. Dr. Tim Lukas, Forschungsgruppenleiter, hebt die Bedeutung konkreter Ergebnisse zur Vertrauensbildung in der Polizeiarbeit hervor.