Novemberpogrome 1938: Erinnerungen an die dunkle Vergangenheit der Südpfalz

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Der Artikel beleuchtet die Novemberpogrome 1938 in Germersheim, die zu Gewalt und Diskriminierung gegen Juden führten.

Der Artikel beleuchtet die Novemberpogrome 1938 in Germersheim, die zu Gewalt und Diskriminierung gegen Juden führten.
Der Artikel beleuchtet die Novemberpogrome 1938 in Germersheim, die zu Gewalt und Diskriminierung gegen Juden führten.

Novemberpogrome 1938: Erinnerungen an die dunkle Vergangenheit der Südpfalz

Der 9. November 1938 gilt als schrecklicher Wendepunkt in der Geschichte Deutschlands, und in der Südpfalz wurde das Ausmaß der Gräueltaten besonders sichtbar. Die sogenannten Novemberpogrome führten zu massiven Diskriminierungen, Zerstörungen und Gewalttaten gegen die jüdische Bevölkerung. Vor allem die brutalen Übergriffe auf Menschen und ihr Eigentum hinterließen tiefe Wunden in der Gesellschaft. Am 10. November desselben Jahres wurden die Synagogen in Rülzheim und Leimersheim in Flammen aufgeht, während jüdische Geschäfte verwüstet wurden. Die verbliebenen jüdischen Bürger erlebten eine Traumatisierung, die Generationen überdauerte, und wurden aus ihren Heimatorten verwiesen. Die Zerstörung geschah, ohne dass die passiven Einwohner intervenierten oder Hilfe leisteten. Die Verantwortlichen dieser Ereignisse blieben jedoch weitgehend im Unklaren, sodass sich Fragen nach der Mitverantwortung der Bürger aufdrängen.

Doch wie kam es eigentlich zu diesen gewalttätigen Ausschreitungen? Der Auslöser war das Attentat auf den deutschen Diplomaten Ernst vom Rath am 7. November 1938 durch den damals 17-jährigen Herschel Grynszpan. Dieses Ereignis wurde von der nationalsozialistischen Führung als Vorwand genutzt, um eine offen gewalttätige Welle gegen die jüdische Bevölkerung zu entfesseln. Am 9. November 1938, während sich die Führung der NSDAP in München versammelte, ermutigte der Propagandaminister Joseph Goebbels die Versammelten zur Gewalt. Gruppen von SA- und SS-Männern zogen durch die Städte und verwüsteten alles, was mit dem jüdischen Leben in Verbindung stand, während die Polizei angehalten wurde, nur bei Gefahr für das „deutsche Leben“ einzugreifen. Diese systematische Diskriminierung hatte bereits Jahre zuvor begonnen, unter anderem mit dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ von 1933 und den Nürnberger Gesetzen von 1935, die Juden zu Bürgern minderen Rechts degradierten.

Die Zerstörung und ihre Folgen

Über 1.400 Synagogen und Betstuben wurden im Zuge des Pogroms zerstört, und mehr als 7.500 jüdische Geschäfte geplündert. Die offiziellen Zahlen der Todesopfer belaufen sich auf 91, die meisten Schätzungen sprechen jedoch von über 1.500. Etwa 30.000 jüdische Männer wurden in Konzentrationslager verbracht. Die Mehrheit der Zivilbevölkerung lehnte die Gewalt zwar ab, doch etwa 10 % der Bürger beteiligten sich aktiv an den Ausschreitungen. Nach dem Pogrom verschärfte sich die Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung weiter. So wurden zum Beispiel ab dem 15. November 1938 jüdischen Kindern der Schulbesuch an deutschen Schulen verboten. Gleichzeitig stieg die Suizidrate unter den Juden, die sich in einer verzweifelten Lage befanden.

In der Rückschau zeichnet sich ein klares Bild ab: Der Novemberpogrom markiert den Übergang von Diskriminierung hin zur systematischen Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung in Deutschland. Es ist eine erinnerungswürdige, aber auch schmerzhafte Lektion der Geschichte, die uns lehrt, wachsam zu sein gegenüber Diskriminierung und Gewalt.

Die Schicksale der Betroffenen und die Zerstörungen haben tiefe Narben hinterlassen. Es liegt nun an uns, diese Geschichte nicht zu vergessen und aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Die schockierenden Ereignisse werfen auch heute Fragen über das menschliche Verhalten in Krisensituationen auf und verdeutlichen, wie wichtig es ist, den Mut zu haben, einzuschreiten, wenn Unrecht geschieht.

Für mehr Informationen über diesen düsteren Abschnitt der Geschichte und die Hintergründe der Pogrome können Sie die Berichte von Rheinpfalz oder die Aufarbeitung der bpb konsultieren. Auch auf Github gibt es weiterführende Informationen zu diesen Themen.