Kriminalität sinkt, aber Rheinland-Pfälzer fühlen sich unsicher!

Kriminalität sinkt, aber Rheinland-Pfälzer fühlen sich unsicher!

In Rheinland-Pfalz werden derzeit die niedrigsten Straftaten seit drei Jahrzehnten verzeichnet, jedoch ist die Unsicherheit unter den Bürger:innen anhaltend hoch. Auch wenn die Zahlen in den Polizeilichen Kriminalstatistiken eine positive Entwicklung zeigen, fühlen sich viele Menschen, insbesondere in Parks und an Haltestellen, alles andere als sicher. So berichtet beispielsweise Isabell Gebhardt, dass sie mittlerweile nur noch in Begleitung in den Park geht, während Sengül Dabohs Tochter Umwege macht, um Gruppen von Jugendlichen zu meiden. Dieter Findt spürt ebenfalls eine allgemeine Unsicherheit, obwohl er selbst nie belästigt wurde. Dies zeigt, dass ein Sicherheitsgefühl oft lose an die tatsächliche Kriminalitätslage gekoppelt ist, wie die Kriminologin Nicole Bögelein erklärt. „Das Gefühl von Unsicherheit hat oft wenig mit realen Bedrohungen zu tun“, erklärt sie und verweist auf den zunehmenden Einfluss von gesellschaftlichen Faktoren und einem veränderten Bewusstsein.

In Städten wie Kaiserslautern gibt es seit einer Massenschlägerei vor zwei Jahren eine verstärkte Polizeipräsenz, die von einem strikten Alkohol- und Betäubungsmittelverbot begleitet wird. Bürgermeister Manfred Schulz von der CDU mischt sich aktiv in die Diskussion ein und fordert mehr Handlungsmöglichkeiten für die Kommunen, besonders um Probleme unterhalb der strafrechtlichen Schwelle anzugehen. Schulz wünscht sich zudem eine Ausweitung der Videoüberwachung, stößt jedoch auf Vorbehalte von Innenminister Michael Ebling (SPD), der auf die gescheiterten Projekte der Vergangenheit verweist. Stattdessen plädiert Bögelein dafür, mehr in Sozialarbeit und Freizeitangebote für Jugendliche zu investieren, um die Sicherheitslage nachhaltig zu verbessern.

Das Sicherheitsgefühl in Deutschland

Die Diskrepanz zwischen Kriminalitätsrate und subjektivem Sicherheitsgefühl zeigt sich nicht nur in Rheinland-Pfalz, sondern auch bundesweit. Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) ist die soziale Kriminalitätsfurcht in den vergangenen Jahren angestiegen. So waren 2023 38% der Befragten besorgt über die Kriminalität. Im Jahr 2000 waren es noch 54%, 2013 nur 31%. Die steigende Furcht lässt sich teilweise positiv mit der Kriminalitätsrate korrelieren, allerdings gibt es auch Phasen, in denen diese beiden Faktoren gegensätzlich verlaufen. Beispielsweise fiel ein Anstieg der Furcht nach 2014 mit gesellschaftlichen Veränderungen wie der Fluchtzuwanderung 2015/2016 zusammen. Während die Straßenkriminalität seit der Jahrtausendwende gesunken ist, zeigt die Gewaltkriminalität in den letzten Jahren einen moderaten Anstieg.

Eine Analyse zeigt zudem, dass es regional Unterschiede in der Wahrnehmung von Sicherheit gibt. Allgemein fühlen sich Menschen im Süden Deutschlands sicherer als im Norden, was möglicherweise auch mit der verschiedenen Kriminalitätsbelastung zusammenhängt. Die subjektive Wahrnehmung variiert zudem stark nach demografischen und sozio-ökonomischen Merkmalen. (Weitere Details dazu liefert das DIW in einem ausführlichen Bericht zu diesem Thema, den sie hier veröffentlicht haben: DIW berichtet über das Sicherheitsgefühl in Deutschland.)

Insgesamt zeigt sich, dass trotz der gesunkenen Kriminalitätszahlen in Rheinland-Pfalz das Sicherheitsgefühl vieler Menschen weiterhin stark beeinträchtigt ist. Der Umgang mit dieser Unsicherheit und die Gestaltung von Maßnahmen zur Sicherheit wird ein zentrales Thema der kommenden Tage bleiben. Wer mehr über die Sicherheit in unseren Innenstädten erfahren möchte, sollte sich heute Abend um 20:15 Uhr die Sendung „Wie sicher sind unsere Innenstädte?“ im SWR nicht entgehen lassen.

In diesem Sinne, bleiben Sie sicher! Weitere Informationen zur positiven Entwicklung der Kriminalitätsraten in Rheinland-Pfalz finden sich auf der Webseite von Haus und Grund Rheinland-Pfalz.