Die Deutsche Weinstraße: Ein Marketing-Coup aus der NS-Zeit!

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Neustadt an der Weinstraße: Entdecken Sie die Geschichte der Deutschen Weinstraße, gegründet 1935 zur Weinvermarktung in der Pfalz.

Neustadt an der Weinstraße: Entdecken Sie die Geschichte der Deutschen Weinstraße, gegründet 1935 zur Weinvermarktung in der Pfalz.
Neustadt an der Weinstraße: Entdecken Sie die Geschichte der Deutschen Weinstraße, gegründet 1935 zur Weinvermarktung in der Pfalz.

Die Deutsche Weinstraße: Ein Marketing-Coup aus der NS-Zeit!

Die „Deutsche Weinstraße“, eine der ersten Weintouristikrouten der Welt, eröffneten die Nationalsozialisten im Jahr 1935 mit dem Ziel, den Weinbau in der Pfalz zu fördern. Die Idee zur Weinstraße kam in einem Gasthaus und wurde schnell in die Tat umgesetzt – vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten der Weinproduzenten, die durch die Weltwirtschaftskrise und die französische Besatzung bedingt waren. Die Weinbauern litten unter Absatzproblemen und hatten oft unverkauften Wein im Keller. Die Nationalsozialisten sahen hier eine Möglichkeit, durch gezielte Werbung die heimische Produktion zu unterstützen und das Weinstädtchen Bad Dürkheim als Zentrum des Weinliebhabers zu etablieren.

Am 19. Oktober 1935 fand die offiziell gefeierte Eröffnung in Bad Dürkheim statt, bei der ein feierlicher Autokorso mit 300 Fahrzeugen für Aufsehen sorgte. Gauleiter Josef Bürckel, ein überzeugter Antisemit, leitete den Festakt ein und ließ es sich nicht nehmen, die Pfälzische Weinkönigin Trudel Knauber in seinem Fahrzeug zu empfangen. Die Weinstraße erstreckt sich über rund 85 Kilometer von Schweigen bis Bockenheim und schlängelt sich durch malerische Weindörfer. Im Jahr 2024 pilgerten bereits 105.000 Touristen nach Neustadt an der Weinstraße.

Der politische Hintergrund

Josef Bürckel nutzte die weinliebenden Stimmen der Bevölkerung geschickt für seine eigenen Zwecke, um die Region bekannt zu machen und Weine abzusetzten. Durch eine einwöchige Aktionswoche – das „Fest der deutschen Traube und des Weines“ – wurde der Konsum von heimischem Wein gefördert. Die Feierlichkeiten beinhalteten Umzüge, Theateraufführungen und sogar Weinlotterien, was eine wahre Mobilmachung der Weintrinker zur Folge hatte.

Juden, die traditionell im Weinhandel tätig waren, litten unter den Schikanen der Nationalsozialisten, was zur Verdrängung vieler jüdischer Weinhändler führte und einen dunklen Schatten auf die Aktivitäten der Weinstraße warf. Historiker weisen darauf hin, dass in vielen Regionen, darunter auch der Mosel, der Großteil des Weinhandels jüdisch war. Diese antisemitische Kampagne wurde auch in Festumzügen sichtbar, bei denen diese Weinhändler entwürdigt wurden.

Wein als nationales Gut

Der Slogan „Wein ist Volksgetränk“ wurde in den nationalsozialistischen Propagandakanälen propagiert, um den heimischen Wein zu fördern und den antialkoholischen Bewegungen entgegenzutreten. Historiker wie Christof Krieger untersuchen, wie der Weinbau während des Nationalsozialismus zu einer Frage der nationalen Identität wurde. So entstand das Konzept der „Weinpatenschaften“ zwischen Städten, um den Absatz zu steigern.

Die erste Weinpatenschaft sorgte für neuen Schwung im Markt und machte nur Patenwein in bestimmten Regionen zum Verkauf zugelassen. Auch der Augenmerk auf den Weinkonsum fand seinen Höhepunkt, als in 180 Winzerdörfern an der Mosel weniger als zehn Weinhändler jüdischer Abstammung waren, was die verbreitete Legende eines hohen jüdischen Anteils am Weinhandel in Frage stellt.

Die Ereignisse rund um die „Deutsche Weinstraße“ zeigen, wie eng der Genuss von Wein mit politischen Strömungen verwoben war. Während die Straßen die Schönheit der Natur in der Pfalz hervorhoben, wurden sie gleichzeitig als Werkzeug in einem groß angelegten politischen Marketing eingesetzt.

Die nationale Identität, die über die Weine und die Landwirtschaft propagiert wurde, bleibt bis heute in der Erinnerung der Region verankert. Die Geschichte der „Deutschen Weinstraße“ ist somit nicht nur eine Geschichte über Wein, sondern auch über die turbulente politische Vergangenheit der Pfalz.

Für Interessierte und Weinliebhaber ist ein Besuch der Weinstraße nicht nur eine Reise durch köstliche Weinsorten, wie den berühmten Riesling, sondern auch eine Möglichkeit, sich mit einem Stück deutscher Geschichte auseinanderzusetzen.

Weitere Informationen zur Entstehungsgeschichte der „Deutschen Weinstraße“ finden Sie in den Artikeln von Geo, neustadt-und-nationalsozialismus.uni-mainz.de und Welt.de.