Frauen im Fokus: Gesundheitsvorsorge muss geschlechtergerecht sein!
In Neustadt an der Weinstraße fordert Gesundheitsministerin Warken mehr Frauenperspektiven in der Gesundheitsvorsorge.

Frauen im Fokus: Gesundheitsvorsorge muss geschlechtergerecht sein!
In der aktuellen Diskussion um die Gesundheitsvorsorge wird deutlich, dass es an der Zeit ist, Frauenschicksale stärker in den Fokus zu rücken. Gründe sind nicht nur eine andere Anatomie oder die unterschiedlichen Erkrankungsverläufe, sondern auch ein ganz anderes Problembewusstsein. Die Rheinpfalz berichtet, dass die Bundesgesundheitsministerin Nina Warken darauf hinweist: „Frauen sind keine kleinen Männer“. Diese Aussage könnte nicht klarer belegen, dass geschlechtsspezifische Unterschiede in der medizinischen Versorgung mehr Beachtung finden müssen.
Ein heißes Thema in diesem Zusammenhang sind Herzkrankheiten. Weltweit nehmen diese Erkrankungen die zentrale Rolle als Todesursache bei beiden Geschlechtern ein. Studien zeigen jedoch, dass Frauen oft atypische Symptome bei einem Herzinfarkt zeigen, was zu Verwirrung und Zögerlichkeit führt. Die Herzstiftung erklärt, dass viele Frauen, insbesondere jüngere, ihre eigenen gesundheitlichen Warnsignale aufgrund von beruflichen Verpflichtungen oder familiären Gründen nicht ernst nehmen. Dementsprechend zögern sie oft, den Notruf 112 bei Symptomen zu wählen.
Das Zögern bei Symptomen
Erschreckend ist, dass auch Frauen über 65 Jahre oft zu lange warten, um den Rettungsdienst zu alarmieren, obwohl das Herzinfarktrisiko in dieser Altersgruppe steigt. Die sogenannte „MEDEA“-Studie hat dies aufgezeigt und zeigt sich alarmiert über die Kluft zwischen Risiko und Handeln. Diese zurückhaltende Reaktion führt dazu, dass viele Frauen nicht rechtzeitig die nötige medizinische Hilfe erhalten, was fatale Folgen nach sich ziehen kann.
Ein weiterer interessanter Aspekt ist das Broken-Heart-Syndrom, welches bei Frauen häufiger auftritt und durch emotionale Belastungen hervorgerufen wird. Es handelt sich dabei um eine Form der Stress-Kardiomyopathie und nicht um ein verstopftes Herzkranzgefäß, wie es häufig bei Männern der Fall ist. Aktuelle Leitlinien zeigen Schwächen auf, denn Frauen sind in klinischen Studien oft unterrepräsentiert. Dies führt dazu, dass die spezifischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern in Bezug auf Prävalenz, Verlauf und Therapieansprechen nicht ausreichend berücksichtigt werden.
Ein Aufruf zur Veränderung
Es ist an der Zeit, dass die Medizin hier ein Umdenken vollzieht. Warken appelliert an Dienste und Anbieter, die Gesundheitsfürsorge flink zu überdenken und geschlechtsspezifische Aspekte fest in den Gesundheitsleitlinien zu verankern. Nur so kann allen betroffenen Frauen gerecht werden. Wissenschaftler und Fachärzte sind aufgerufen, sich besser fort- und weiterzubilden, um künftig die Versorgungsqualität zu steigern und Frauen besser zu schützen. Schließlich haben Frauen laut vielen Studien zwar eine ausgeprägte Risikowahrnehmung, handeln jedoch oft nicht entsprechend.
Letztlich bleibt die Erkenntnis: Geschlechtsspezifische Unterschiede sind kein Nice-to-have, sondern ein Muss in der medizinischen Forschung und Versorgungsplanung. Die Gesellschaft und die Gesundheitssysteme sind gefordert, Frauen nicht nur in der Theorie, sondern vor allem auch in der praktischen Umsetzung der Gesundheitsvorsorge endlich ernst zu nehmen.