Alarmstufe Rot: Jedes fünfte Grundschulkind im Saarland kann nicht schwimmen!

Alarmstufe Rot: Jedes fünfte Grundschulkind im Saarland kann nicht schwimmen!
Die Schwimmfähigkeit unserer Kinder gerät zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit. Aktuelle Daten zeigen einen besorgniserregenden Trend: In den letzten fünf Jahren hat sich die Nichtschwimmerquote bei Kindern in Deutschland verdoppelt. Laut Saarbrücker Zeitung konnten 2017 noch 10% der Grundschulkinder im Alter von 6 bis 10 Jahren nicht schwimmen, 2022 lag dieser Wert bereits bei 20%. Diese alarmierenden Zahlen stammen aus einer Umfrage von Forsa im Auftrag der DLRG.
Ein Blick auf die Seepferdchen-Abzeichen zeigt einen ähnlichen Trend: Während 2017 noch 69% der Grundschüler das begehrte Abzeichen erlangten, waren es 2022 nur noch etwas mehr als die Hälfte. Besonders im Saarland schätzt Maiko Zimmer, Präsident des saarländischen Schwimmbundes, dass bis zu 75% der Kinder nach ihrer Grundschulzeit nicht sicher schwimmen können. Doch was genau bedeutet „sicher schwimmen können“? Laut DLRG ist es mehr als nur das Seepferdchen abzulegen; sicher schwimmen heißt auch das Bronzeabzeichen, auch bekannt als Freischwimmer, zu erreichen.
Eltern und ihre Sicht auf die Schwimmfähigkeiten
Wie die DLRG berichtet, schätzen 57% der Eltern ihre Kinder als sichere Schwimmer ein. Im Vergleich zu 2017 ist das ein leichter Rückgang von 59%. Interessanterweise ist der Anteil der sicher schwimmenden Kinder altersabhängig: Bei Sechsjährigen geben nur 26% der Eltern an, dass ihr Kind sicher schwimmt, während es bei zehnjährigen Kindern bereits 83% sind. Das zeigt, dass vor allem das Schwimmen in den frühen Jahren entscheidend ist.
Die DLRG warnt allerdings davor, dass viele Eltern fälschlicherweise glauben, ihr Kind sei sicher im Wasser, nur weil es das Seepferdchen hat. Dieser Glaubenssatz kann gefährlich sein, da das Seepferdchen lediglich die Grundlagen bescheinigt. Eine sichere Schwimmfähigkeit erfordert das Bronzeabzeichen. Laut DLRG haben 58% der Kinder am Ende der Grundschule kein solches Abzeichen und können somit als unsichere Schwimmer eingestuft werden.
Auswirkungen der Pandemie und Schwimmangebote
Der Zusammenhang zwischen der gestiegenen Nichtschwimmerquote und der Corona-Pandemie bleibt unklar, und dennoch zeigt sich, dass Schwimmprogramme des Landes teilweise positive Effekte gehabt haben. Dennoch bleibt die Nachfrage nach Schwimmkursen ungebrochen hoch. Öffentliche Schwimmkurse im Saarland sind schnell ausgebucht, und Wartelisten von bis zu sechs Monaten sind keine Seltenheit.
Die DLRG bietet zahlreiche Schwimmkurse an, hat jedoch mit der Verknappung von Wasserflächen zu kämpfen. Insgesamt gibt es im Saarland 30 Hallenbäder und 38 Freibäder, was deutlich weniger ist als vor zwei Jahrzehnten. Gewerbliche Schwimmschulen wie „Seestern“ verzeichnen ebenfalls eine gestiegene Nachfrage, sehen sich jedoch ebenfalls Schwierigkeiten gegenüber, geeignete Bäder zu finden.
Soziale Ungleichheit und ihre Rolle
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Einfluss des Einkommens der Eltern auf die Schwimmfähigkeit ihrer Kinder. Während nur 12% der Kinder aus Haushalten mit einem Nettoeinkommen von über 4000 Euro nicht schwimmen können, steigt diese Quote auf 49% bei Familien, die weniger als 2500 Euro netto verdienen. Damit ist klar, dass finanzielle Unterstützung notwendig ist. Schwimmkurse für bedürftige Familien können durch das Bildungs- und Teilhabepaket bezuschusst werden.
Ein unterstützendes Programm namens „Sicher! Unsere Kinder lernen schwimmen“, das bis Ende 2024 lief, bot finanzielle Hilfen, doch bisher ist kein neues Projekt in Planung. Umso wichtiger ist es, dass Eltern und Kommunen gemeinsam an Lösungen arbeiten, um die Schwimmfähigkeit der nächsten Generation zu stärken.
Laut einer DLRG-Umfrage lernen die meisten Kinder das Schwimmen von ihren Eltern (42%), gefolgt von privaten Schwimmschulen (24%), Vereinen (21%) und Schulen (13%). Hier zeigt sich, dass die Verantwortung sowohl bei den Eltern als auch den Bildungseinrichtungen liegt. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Trend umgekehrt werden kann, bevor das sichere Schwimmen endgültig zum Luxusgut wird.