Pflege in Schleswig-Holstein: Wenn Liebe zur Armut führt!

Armut durch Pflege in Schleswig-Holstein: 200.000 pflegende Angehörige leiden finanziell. Regierung plant Verbesserungen.

Armut durch Pflege in Schleswig-Holstein: 200.000 pflegende Angehörige leiden finanziell. Regierung plant Verbesserungen.
Armut durch Pflege in Schleswig-Holstein: 200.000 pflegende Angehörige leiden finanziell. Regierung plant Verbesserungen.

Pflege in Schleswig-Holstein: Wenn Liebe zur Armut führt!

In der heutigen Zeit stehen viele Familien vor der großen Herausforderung, Angehörige zu Hause zu pflegen. In Schleswig-Holstein trifft das auf eine Vielzahl von Menschen zu. Laut NDR sind mittlerweile 175.000 Menschen in dieser Region mit einem anerkannten Pflegegrad registriert – eine Zahl, die sich seit den frühen 2000er Jahren mehr als verdoppelt hat. Besonders bemerkenswert ist, dass mehr als 80% der Pflegebedürftigen zu Hause betreut werden, oft von Angehörigen, die sich ein gutes Stück Verantwortung auf die Schultern laden.

Schätzungen zufolge leisten in Schleswig-Holstein mindestens 200.000 Menschen unentgeltliche Pflegearbeit. Diese Pflege hat oft ihre Schattenseiten, denn viele pflegende Angehörige sehen sich gezwungen, ihre eigenen Jobs aufzugeben oder ihre Arbeitsstunden drastisch zu reduzieren. Das hat zur Folge, dass es nicht nur an finanziellen Mitteln mangelt, sondern auch die psychische Belastung steigt. Laut einer Studie des VdK ist bereits jede fünfte pflegende Person armutsgefährdet, bei den Frauen sind es sogar jede vierte. Umso alarmierender, da in der Gesamtbevölkerung das Risiko bei nur 16 Prozent liegt, wie Zeit berichtet.

Finanzielle Unterstützung und Herausforderungen

Doch wie steht es um die finanzielle Unterstützung für diese pflegenden Angehörigen? Die Pflegekasse zahlt Pflegegeld, das sich je nach Pflegegrad unterscheidet. Für Pflegegrad 2 erhält man beispielsweise 347 Euro im Monat, während der höchste Pflegegrad (5) mit 990 Euro honoriert wird – dennoch sind dies oft bescheidene Summen im Vergleich zu den aufgegebenen Einkommensmöglichkeiten.

Interessanterweise haben viele pflegende Angehörige keinen Anspruch auf Pflegegeld und stehen so vor der Herausforderung, die Pflege und ihren Lebensunterhalt zugleich zu sichern. Wer denkt, dass die Situation mit einem Lohnersatz besser wird, der irrt, denn die Umsetzung und Finanzierung eines solchen Vorschlags sind nach wie vor ungewiss. Alfred Bornhalm vom SoVD fordert eine angemessene Lohnersatzleistung, die den Lebensunterhalt tatsächlich absichert. Ein weiterer Lichtblick könnte die geplante staatliche Verbesserung der sozialen Absicherung für Pflegende sein, doch Skepsis ist angebracht. Thomas Lehmann, der seine Frau Anke seit 17 Jahren pflegt, hat immense Zweifel, dass politische Ankündigungen in erfüllbare Maßnahmen münden werden.

Der Weg zur sozialen Absicherung

Die Pflegeversicherung bietet zwar einige Entlastungen, beispielsweise die Zahlung von Rentenversicherungsbeiträgen für nicht erwerbsmäßig Tätige, doch auch hier gibt es Einschränkungen. Voraussetzung ist, dass mindestens zehn Stunden Pflege pro Woche geleistet werden, verteilt auf mindestens zwei Tage. Zudem darf man nicht mehr als 30 Stunden pro Woche berufstätig sein. Auch wenn diese Regelung ein kleiner Schritt in die richtige Richtung ist, bleibt die Sorge um die finanzielle Sicherheit der Pflegenden bestehen. Laut Bundesgesundheitsministerium können Pflegepersonen je nach Pflegegrad Rentenansprüche zwischen 6,61 und 34,99 Euro pro Monat erwerben.

Ein Umstand bleibt jedoch unverändert: Die Arbeit, die pflegende Angehörige leisten, verdient nicht nur Anerkennung, sondern auch die erkennbare Wertschätzung in Form von finanzieller Sicherheit. Die Mehrheit der Pflegebedürftigen wird immer noch zu Hause betreut, aber die Unterstützung und der Rückhalt für die Angehörigen lassen zu wünschen übrig. Vielleicht wird es höchste Zeit, dass das Pflege-System gründlich reformiert wird, um den Belastungen und Sorgen dieser besonderen Gruppe von Menschen gerecht zu werden.