Arbeit im internationalen Vergleich: Deutsche im Rückstand!

Der Artikel analysiert die Debatte um die Arbeitszeiten in Deutschland, basierend auf einer falschen Studienbehauptung durch die Tagesschau.
Der Artikel analysiert die Debatte um die Arbeitszeiten in Deutschland, basierend auf einer falschen Studienbehauptung durch die Tagesschau. (Symbolbild/NAG Archiv)

Deutschland - In Deutschland wird im internationalen Vergleich immer weniger gearbeitet. Dies geht aus einer Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, die von der Tagesschau aufgegriffen wurde. Für das Jahr 2023 weist die IW-Analyse eine durchschnittliche Arbeitszeit von nur 1.036 Stunden pro Erwerbstätigen aus. Zum Vergleich: In Polen betrug diese Zahl 1.304 Stunden, während Neuseeland sogar über 1.400 Stunden kam.

Diese Fakten wurden von Kanzler Friedrich Merz aufgegriffen, der in Anbetracht der IW-Zahlen zu mehr Arbeit aufrief. Allerdings gab es auch Kritik an der Berichterstattung. Der Account „arbeitsunrecht“ wies beispielsweise darauf hin, dass es sich bei der IW-Auswertung nicht um eine Studie im engeren Sinne handelt, sondern um eine Pressemitteilung. Nach einem nachgereichten Hinweis hat die Tagesschau ihren Artikel korrigiert und klarstellt, dass es sich um eine Auswertung, nicht um eine Studie handelt. Dennoch wird in vielen Berichten diesbezüglich weiterhin von einer „Studie“ gesprochen.

Die Arbeitskultur Deutschlands

In Deutschland sind die Unterschiede in den Arbeitszeiten auch auf die hohe Teilzeitquote zurückzuführen. 2023 lag die Teilzeitquote in Deutschland bei 28,5 Prozent und spielt somit eine maßgebliche Rolle bei der gesamtwirtschaftlichen Arbeitszeit. Teilzeitkräfte arbeiteten im Durchschnitt 18 Stunden pro Woche, während Vollzeiterwerbstätige 2021 durchschnittlich 39 Stunden pro Woche (inklusive Überstunden) geleistet haben. Im Gegensatz dazu zeigt eine Studie des IAB, dass die durchschnittliche Wochenarbeitszeit aller Erwerbstätigen in Deutschland 2021 bei 32 Stunden lag.

Im Laufe der Jahre hat sich die durchschnittliche Arbeitszeit in Deutschland erheblich verändert. Die Arbeitszeit der Vollzeiterwerbstätigen ist zwar relativ konstant geblieben, doch das gesamtwirtschaftliche Arbeitszeitvolumen ist gesunken. Dies wird durch die zunehmende Teilzeitarbeit erklärt, die von 18,5 Prozent im Jahr 1991 auf 38,5 Prozent gestiegen ist.

Vergleich mit Euroländern

Die Ergebnisse einer Auswertung des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass die durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 20- bis 64-jährigen Erwerbstätigen in Deutschland 2023 bei 35,1 Stunden lag und somit unter dem EU-Durchschnitt von 37,1 Stunden liegt. Besonders auffällig sind die Unterschiede innerhalb der EU: Griechenland führt mit der höchsten durchschnittlichen Arbeitszeit von 40,9 Stunden, während die Niederlande mit nur 33,1 Stunden Schlusslicht sind.

Das Thema Arbeitszeit und Fachkräftemangel ist aktuell brisant. In Deutschland wird von einem anhaltenden Mangel an Fachkräften berichtet, was die Forderungen nach längeren Arbeitszeiten verstärkt. Die Herausforderungen, die durch die sinkenden Arbeitszeiten entstehen, könnten weitreichende Konsequenzen für Sozialsysteme und den Wirtschaftsstandort haben.

Insgesamt spiegeln die Zahlen und Auswertungen die Herausforderungen wider, der sich der deutsche Arbeitsmarkt gegenübersieht. Während einerseits die Zahlen eine sinkende Arbeitszeit dokumentieren, gibt es gleichzeitig Versuche und Bestrebungen, dem entgegenzuwirken, was eine gesunde wirtschaftliche Entwicklung sicherstellen soll.

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Ort Deutschland
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