Auftragslage der deutschen Wirtschaft: Lichtblick oder Illusion?

Der Weser Kurier berichtet über eine allmähliche Verbesserung der Auftragslage in der deutschen Wirtschaft und analysiert die aktuellen Herausforderungen.
Der Weser Kurier berichtet über eine allmähliche Verbesserung der Auftragslage in der deutschen Wirtschaft und analysiert die aktuellen Herausforderungen. (Symbolbild/NAG)

Deutschland - Die deutsche Wirtschaft zeigt Anzeichen einer leichten Verbesserung der Auftragslage. Laut aktuellen Erhebungen des Ifo-Instituts gab es im April 2023 einen Rückgang des Auftragsmangels, der zuvor auf einem hohen Niveau stagnierte. Während im Januar 40,2 Prozent der Unternehmen von Auftragsengpässen berichteten, sank dieser Anteil im April auf 37,3 Prozent. Dies stellt eine positive Entwicklung dar, obwohl Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen, darauf hinweist, dass diese Erholung möglicherweise nicht nachhaltig sei und durch hohe Unsicherheit gefährdet werden könnte. Die Nachfrage bleibt vielerorts verhalten, was sich negativ auf die wirtschaftliche Stabilität auswirken könnte, berichtet der Weser-Kurier.

Die Situation in der Industrie hat sich besonders verbessert. Der Anteil der Unternehmen mit Auftragsmangel sank von 44,8 auf 36,8 Prozent. Sektoren wie der Automobilbau und die chemische Industrie zeigten eine spürbare Entspannung. Im Maschinenbau hingegen bleibt der Auftragsmangel mit rund 43 Prozent hoch, während die Nahrungsmittelindustrie und Getränkehändler ebenfalls einen Anstieg des Auftragsmangels verzeichneten, jedoch auf einem niedrigeren Niveau. Besonders der Groß- und Einzelhandel bleibt stark betroffen; hier berichten über 61 Prozent bzw. rund 50 Prozent der Betriebe von Auftragsengpässen.

Branchen im Fokus

Im Dienstleistungssektor stieg der Auftragsmangel um einen Prozentpunkt auf 32,2 Prozent. Unter den am stärksten betroffenen Branchen befinden sich Leiharbeitsfirmen und die Hotellerie. Eine Umfrage des Ifo-Instituts zeigt, dass fast die Hälfte der Industrieunternehmen (47,7 Prozent) von Auftragsengpässen betroffen ist. Dies ist der höchste Wert seit der Finanzkrise 2009 und geht daher mit großen Sorgen um die künftige wirtschaftliche Entwicklung einher, wie auch Tagesschau berichtet.

Die Kernbranchen, wie Maschinenbau, Metall- und Elektroindustrie, sind besonders besorgt. Der Transportsektor leidet stark unter der schlechten Lage der Industrie, während etwa zwei Drittel der Personalagenturen über insuffiziente Aufträge berichten. Im Gastronomiebereich klagen mehr als ein Drittel der Betriebe über zu wenige Gäste. Auch in der Veranstaltungsbranche macht sich der Auftragsmangel bemerkbar: 48,5 Prozent der Unternehmen berichten von zu wenig Aufträgen. Hochkarätige Veranstaltungen ablenken Kunden von kleinen Events, was das Marktumfeld zusätzlich erschwert.

Ausblick auf die Konjunktur

Der Sachverständigenrat könnte in seinem anstehenden Frühjahrsgutachten die Wachstumserwartungen für das laufende Jahr senken. Dies wäre eine Fortsetzung der pessimistischen Bewertung, die bereits im Vorfeld durch den damaligen Wirtschaftsminister Robert Habeck geäußert wurde. Die deutsche Wirtschaft stagniert nach zwei Rezessionsjahren, und die leichte Verbesserung beim Auftragsmangel reicht nicht aus, um eine signifikante Wende herbeizuführen.

Das Statistische Bundesamt ist zudem aktiv auf der Suche nach neuen Frühindikatoren, um zukünftige Entwicklungen der Konjunktur besser vorhersagen zu können. Dies umfasst unter anderem die Nutzung von Satellitendaten zur Unterstützung von Schnellschätzungen und den täglichen Lkw-Maut-Fahrleistungsindex, der Hinweise auf die Entwicklung der Industrieproduktion gibt. Solche Maßnahmen könnten entscheidend sein, um die Unsicherheiten in der Wirtschaft besser zu navigieren.

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Ort Deutschland
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