Reiterhöfe in Schleswig-Holstein: Im Galopp in die Existenzkrise!

Wahlstorf, Deutschland - In Schleswig-Holstein kämpfen viele Reiterhöfe ums Überleben. Susanne Först, die den Reiterhof Gläserkoppel am Lanker See in Wahlstorf in dritter Generation führt, sieht sich angesichts sinkender Besucherzahlen und steigender Betriebskosten mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. „Immer weniger Kinder kommen zu uns“, klagt Först, was nicht nur die Existenz ihrer Familie, sondern auch die gesamte Branche bedroht.
Die finanziellen Schwierigkeiten werden durch höhere Kosten für Futter, Tierarztbesuche und Löhne verstärkt, so Patrick Hansen vom Pferdesportverband Schleswig-Holstein. Das Reiten wird zunehmend als Luxus- und Elitesport wahrgenommen, was die Nachfrage zusätzlich verringert. Bei einem Reiterhof, der im Herbst lediglich zur Hälfte ausgelastet war, führt das zu spürbaren Einnahmeverlusten.
Finanzielle Belastungen und Existenzängste
Die monatlichen Kosten für das Reiten belaufen sich oft auf mehrere Hundert Euro, was vor allem Familien mit durchschnittlichem Einkommen vor große Schwierigkeiten stellt. Först äußert besonders die Sorge, ihre Angestellten bei einem möglichen Mindestlohn von 15 Euro weiterhin bezahlen zu können. Momentan arbeiten auf ihrem Hof 25 Helfer und vier Festangestellte, was bei weiterem Rückgang der Einnahmen zu einer bedeutenden Belastung wird.
Um Einnahmen zu generieren, hat Först bereits einige Flächen ihres Hofes verpachtet. Dennoch sind bei den Reiterhöfen verschiedene Ansätze zu beobachten: Der Pferdesportverband dokumentiert Hofbetreiber, die durch abwechslungsreiche Angebote Zuwächse verzeichnen konnten. Dies könnte auch eine mögliche Strategie für Först sein, die am 1. Juli 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum der Hofbewirtschaftung feiern möchte.
Reitsport und Interesse in der Bevölkerung
Eine aktuelle Studie der Deutschen Reiterlichen Vereinigung zeigt, dass etwa 11,2 Millionen Deutsche über 14 Jahren Interesse an Pferden und Pferdesport haben. Davon bezeichnen sich 2,32 Millionen als Reiter, wobei darunter etwa 840.000 regelmäßig aktiv und 1,48 Millionen Gelegenheitsreiter sind.
Darüber hinaus wünschen sich 700.000 Menschen, wieder mit dem Reiten zu beginnen. Die Mehrheit der Reiter ist weiblich, gut ausgebildet und berufstätig, was sich auch in den höheren Haushaltsnettoeinkommen widerspiegelt, die über dem bundesdeutschen Durchschnitt liegen. Dies könnte darauf hindeuten, dass es Potenzial für eine Rückkehr zur Reitsport-Nachfrage gibt, selbst in einer Zeit, in der viele Betriebe kämpfen.
Wirtschaftlicher Rahmen und Pferdesport
Die wirtschaftliche Bedeutung des Pferdesports wird durch insgesamt über 10.000 Firmen und Dienstleister in Deutschland untermauert. Der Umsatz der Branche wird auf geschätzte 6,7 Milliarden Euro geschätzt, wobei 39 Prozent der Ausgaben auf die Pferdehaltung und 61 Prozent auf Einzelhandel sowie Dienstleistungen entfallen.
Der Turniersport hat in den letzten Jahren Schwankungen erfahren. Im Jahr 2023 fanden 3.428 Turnierveranstaltungen statt, was einen leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Dennoch ist der organisierte Pferdesport nach wie vor stark, mit 663.145 Mitgliedern der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN).
Zusammenfassend steht die Reiterhofsbranche in Schleswig-Holstein und darüber hinaus vor enormen wirtschaftlichen Herausforderungen, während gleichzeitig ein immer noch breites Interesse an Pferdesport in der deutschen Bevölkerung besteht. Um die Zukunft dieser Betriebe zu sichern, könnte eine Kombination aus kreativen Konzepten und einer heranwachsenden Rückkehr zu den Wurzeln des Reitsports entscheidend sein.
Details | |
---|---|
Ort | Wahlstorf, Deutschland |
Quellen |