Istanbul in der Krisenfalle: Mieten steigen, Paare zerbrechen!

Istanbul, Türkei - In Istanbul kämpfen viele Paare, die sich nicht mehr verstehen, mit einer überraschenden Realität: Steigende Mieten halten sie zusammen und zwingen sie, ihre Trennung zu überdenken. Die Mieten sind in den letzten fünf Jahren um über 800 Prozent gestiegen, was dazu führt, dass Heiratswillige und Personen, die sich eine Trennung wünschen, ihre Pläne aufschieben müssen. Diese verzweifelte Lage ist ein direktes Ergebnis der wirtschaftlichen Schwäche, die die Türkei seit geraumer Zeit plagt.
Die wirtschaftliche Situation hat nicht nur die Mietpreise beeinflusst, sondern auch die Lebensmittelpreise erheblich erhöht. Eine Portion Kebabs ist um unglaubliche 1366 Prozent teurer geworden. Laut einer aktuellen Analyse der OECD belegt die Türkei Platz zwei bei der Arbeitsausbeutung und steht weltweit auf dem vorletzten Platz, wenn es um den Anteil der Arbeit am Nationaleinkommen geht. Diese Zahlen zeichnen ein Bild der prekären Lage, in der 65 Prozent der Bevölkerung ihre Grundbedürfnisse nicht mit ihrem Einkommen decken können.
Verzweiflung und Nebenjobs
Die wirtschaftliche Not zwingt viele Menschen dazu, sich Nebenjobs zu suchen. Eine von vier Personen in der Türkei hat einen zweiten Job, um über die Runden zu kommen. Diese Maßnahmen sind nicht nur ein Zeichen des Anstiegs von Arbeitslosigkeit und finanzieller Unsicherheit, sondern auch eine direkte Folge der repressiven Wirtschaftspolitik der Regierung. Kritiker der Erdoğan-Regierung weisen darauf hin, dass die Entscheidungsträger nicht nur die Probleme ignorieren, sondern auch die Opposition mit Zensur und Gewalt unterdrücken.
Ein markantes Beispiel für diese repressiven Maßnahmen zeigt sich im Fall von Ekrem İmamoğlu, einem möglichen Gegenkandidaten der Opposition. Er wurde rechtlich verfolgt und inhaftiert, wobei sein Wahlkampfbus als „Waffe“ bezeichnet wurde. Proteste gegen die Regierung werden oft mit Gewalt und Festnahmen beantwortet, während Künstler und Journalisten unter Zensur leiden.
Die staatliche Kontrolle und die Rolle der Zentralbank
Die Zentralbank hat zwischen 2021 und 2023 den Leitzins von 19 auf 8,5 Prozent gesenkt, um die wirtschaftliche Lage zu verbessern. Dies führte jedoch zu einer Abwertung der Lira und einer Inflation, die auf bis zu 85,5 Prozent gestiegen ist. Die Regierung hat versucht, die Bevölkerung zu beruhigen, indem sie garantierte Zinserträge für Lira-Anlagen anbot, doch es bleibt unklar, wie nachhaltig diese Maßnahmen sind.
Das neue Wirtschaftsmodell, das ab 2021 umgesetzt wurde, zielt darauf ab, exportorientierten Unternehmen zu helfen. Ermittlungen zeigen, dass die schwache Lira eine doppelte Kante hat: Sie erleichtert den Export, gleichzeitig steigert sie aber auch die Inflation, wodurch Produkte und Dienstleistungen teurer werden. Diese instabile Währungslage hat zur Folge, dass die Türkei im internationalen Handel unter Druck gerät.
Prognosen und Herausforderungen
Die wirtschaftliche Perspektive in der Türkei bleibt angespannt. Trotz der Erhöhung von Löhnen und Gehältern schrumpfen die Produktionszahlen in mehreren Sektoren, insbesondere im Textilbereich, wo ein Rückgang von 13,4 Prozent verzeichnet wurde. Experten warnen vor einer Inflations-Abwertungs-Spirale, die sich potenziell vor den Kommunalwahlen 2024 verschärfen könnte. In der Bevölkerung wächst die Skepsis: 67 Prozent glauben, dass eine Wiederwahl Erdoğans schlecht für das Land wäre. Diese besorgniserregenden Signale lassen Fragen zur zukünftigen wirtschaftlichen Stabilität aufkommen.
In diesem schwierigen Kontext wird die Erdogan-Regierung kritisiert, weil sie repressiv gegen die Opposition vorgeht und der Westen zunehmend hinterfragt wird, warum er trotz der Missstände in der Türkei weiterhin Unterstützung gewährt. Die politische und wirtschaftliche Lage in der Türkei bleibt angespannt und wird genau beobachtet./
Für weitere Informationen über die aktuellen Entwicklungen in der Türkei und ihre wirtschaftlichen Herausforderungen, besuchen Sie die Artikel von FAZ, Spiegel und bpb.
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Ort | Istanbul, Türkei |
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