Erfurt plant Abriss des alten Schlachthofs – was wird aus den Obdachlosen?

Erfurt plant Abriss des alten Schlachthofs, während obdachlose Menschen vor neuen Herausforderungen stehen. Unterstützung bleibt entscheidend.
Erfurt plant Abriss des alten Schlachthofs, während obdachlose Menschen vor neuen Herausforderungen stehen. Unterstützung bleibt entscheidend. (Symbolbild/NAG)

Erfurt, Deutschland - In Erfurt steht das Gelände des ehemaligen Schlachthofes im Osten der Stadt vor einem grundlegenden Wandel. Das Areal umfasst 22.000 Quadratmeter, auf dem nur noch die Mauern der alten Gebäude stehen, während Dächer stark beschädigt sind. Zudem liegen zerbrochenes Glas, Müll und Unrat verstreut. Der Zustand des Geländes ist marode und stellt eine potenzielle Gefahr dar. Bürgermeisterin Heike Langguth (parteilos) plant den Abriss der Gebäude im Juni, da obdachlose Menschen, die seit Jahren dort campieren, offenbar nicht mehr in ausreichender Zahl vor Ort sind. Ihr Verbleib bleibt ein Rätsel.

Langguth hat angekündigt, dass den verbliebenen Obdachlosen eine alternative Fläche für den Sommer angeboten werden soll. Die Stadt sieht sich auch in der Pflicht, die sozialen Hilfsangebote zu verbessern, die zwar bestehen, jedoch zahlreiche Regeln implementiert haben. Im sogenannten „Haus Zuflucht“ müssen Betroffene zum Beispiel ihren Namen angeben und sich an Drogen- und Alkoholverbote halten. Langguth fordert, dass niedrigschwelligere Angebote für Obdachlose geschaffen werden, und schaut sich dabei Lösungen in anderen Städten an.

Vergleich mit anderen Städten

Beispielsweise werden in Hamburg Obdachlose am Hauptbahnhof untergebracht, während andere Städte Zeltstädte für Betroffene errichten. Erfurt plant allerdings keine derartigen Zeltstädte. Stattdessen denkt die Stadtverwaltung an die Errichtung einfacher Holzhäuschen, die mit Duschen und Toiletten ausgestattet sein sollen. Aktuell sind auf dem Schlachthofgelände viele ungesicherte Schächte und Glassplitter, die während der Erkundung des Geländes beachtet werden müssen. Zudem gibt es mehrere Etagen unter den Gebäuden, in denen sich die Schlafplätze der Obdachlosen häufig schwer finden lassen, da viele nicht gefunden werden wollen.

Unterstützungsangebote in Erfurt

Die Stadt Erfurt ist gesetzlich verpflichtet, obdachlose Personen ordnungsbehördlich unterzubringen. Das Sachgebiet Wohnen/Wohnungsnotfallhilfe des Amtes für Soziales bietet Beratungen und Unterstützung für Menschen in Wohnungsnotlagen an. Dazu zählt die Erarbeitung individueller Lösungswege zum Wohnraumerhalt sowie Informationen zu rechtlichen Rahmenbedingungen.

  • Hilfestellung bei Behördenangelegenheiten.
  • Vermittlung zu weiteren Fachstellen.
  • Einweisung in Übergangswohnhäuser.
  • Sozialarbeiterische Betreuung.

Zudem gibt es im Stadtgebiet zahlreiche Notschlafstellen und Übergangswohnungen für obdachlose Personen. Der Erfurter Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit soll auf Basis einer Bedarfsanalyse entwickelt werden, um die Situation der Bürger in Wohnungsnotlagen zu verbessern. Betroffene haben zudem Anspruch auf soziale Leistungen, während die Diakonie und andere Organisationen bundesweit rund 800 Angebote für wohnungslose Menschen bereitstellen. Diese umfassen Notunterkünfte, aufsuchende Hilfen sowie Tagesaufenthalte, wo Duschen, Wäschewaschen und günstige Mahlzeiten zur Verfügung stehen.

Obdachlosigkeit ist ein komplexes Thema, das verschiedene Ursachen hat, wie etwa Mietschulden oder kritische Lebensereignisse. Daher ist es notwendig, Diskriminierung wohnungsloser Menschen auf dem Wohnungsmarkt abzubauen und auf sozialpolitische Veränderungen hinzuarbeiten. Die Stadt Erfurt hat sich das Ziel gesetzt, die Situation für obdachlose Menschen signifikant zu verbessern und deren Integration in die Gesellschaft voranzutreiben.

Weitere Informationen finden Sie in den Berichten von MDR, Erfurt.de und Diakonie.

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Ort Erfurt, Deutschland
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