Matthias Brandt: Warten auf Godot – die Parallele zur Deutschen Bahn!

Berlin, Deutschland - Matthias Brandt, der 63-jährige Schauspieler und Sohn des ehemaligen Bundeskanzlers Willy Brandt, spielt derzeit die Rolle des Estragon in der Aufführung von „Warten auf Godot“ in Berlin. In einem Gespräch äußert sich Brandt zur Irritation, die die Uraufführung des Stücks im Jahr 1953 auslöste. Er zieht eine amüsante Parallele zwischen dem geduldig proben und wartenden Theaterbesuchern und der Deutschen Bahn. Die Präsenz von wartenden Menschen und die Abwesenheit von Handlungen durchziehen die Inszenierung und spiegeln die Themen des Stücks wider, das als eines der bekanntesten Werke des irischen Nobelpreisträgers Samuel Beckett gilt.

„Warten auf Godot“, mit dem Originaltitel „En attendant Godot“, hatte seine Premiere am 5. Januar 1953 im Théâtre de Babylone in Paris. Das Werk wird der Gattung des absurden Theaters zugeordnet und thematisiert existenzielle Fragen sowie moralische Verantwortung. Immer wieder versuchen die Hauptfiguren Estragon und Wladimir, die Zeit mit verschiedenen Spielen zu vertreiben, während sie darauf warten, dass Godot, der versprochene Retter, erscheint. Dieser kommt jedoch nie, und das Stück endet in einem fortwährenden Warten.

Die Inszenierung und ihre Premieren

Die aktuelle Inszenierung von „Warten auf Godot“ unter der Regie von Luk Perceval feierte am 11. April Premiere und erweist sich als ein „beglückender Schritt“ für Brandt. Neben ihm spielen Paul Herwig als Wladimir, Oliver Kraushaar als Pozzo und Jannik Mühlenweg als Lucky. Die Aufführung wird als Teil der Eröffnungsveranstaltungen der Ruhrfestspiele in Recklinghausen am 3. Mai präsentiert.

Beckett begann mit der Arbeit an „Warten auf Godot“ im Herbst 1948, bevor das Stück 1949 vollendet wurde. Bei der Premiere übernahm der Regisseur Roger Blin auch die Rolle des Pozzo. Die erste deutschsprachige Inszenierung fand nicht lange nach der Uraufführung statt, im September 1953 im Schlosspark Theater in Berlin, inszeniert von Karl Heinz Stroux.

Die Themen von „Warten auf Godot“

Das Stück beleuchtet die Hinfälligkeit menschlicher Moral und die gesellschaftliche Verweigerung, sich mit den Konsequenzen von Krieg und Gewalt auseinanderzusetzen. Brandt beschreibt die Abweichung zwischen Theaterproben und Filmdreharbeiten und hebt hervor, dass die Theaterproben eine besondere Flexibilität bieten, die das kreative Arbeiten fördert.

Die Hauptpersonen, Estragon und Wladimir, erleben die innere Zerrissenheit und die ständige Ungewissheit, die sich in ihrem Warten auf Godot widerspiegeln. Der Charakter Pozzo wird als tyrannischer Landbesitzer dargestellt, während Lucky als dessen Diener fungiert. Diese Konstellation verdeutlicht die Dynamik von Macht und Unterdrückung in der menschlichen Beziehung. Im zweiten Akt ist Pozzo blind und Lucky stumm, was als Symbol für die Hinfälligkeit der gesellschaftlichen Moral interpretiert wird.

Becketts Werk ist nicht nur in Deutschland, sondern auch international ein häufig inszeniertes Stück, das in vielen Ländern aufgeführt wird. Es wird auch als zentral für die Diskussion um die moralische Verantwortung in der modernen Gesellschaft angesehen, wobei der Name Godot auf das französische Wort für Schuh anspielen könnte.

Die Aktualität und die tiefen Fragen des Stücks bleiben bis heute relevant, wie auch eine récente Absage einer Aufführung in den Niederlanden zeigt, die als diskriminierend erachtet wurde, weil nur Männer die Rollen spielen durften.

Details
Vorfall Sonstiges
Ort Berlin, Deutschland
Quellen