Papierfabrik in Penig schließt nach 500 Jahren – 119 Arbeitsplätze weg!
Penig, Deutschland - Die traditionsreiche Papierfabrik in Penig, die als älteste produzierende Papierfabrik Deutschlands gilt, wird im Laufe dieses Jahres ihre Pforten schließen. Diese Entscheidung wurde von der Felix Schoeller-Holding getroffen und betrifft 119 Mitarbeiter. Der Unternehmenschef Christoph Gallenkamp begründet die Schließung mit einer anhaltend schwachen Konjunktur sowie steigendem Wettbewerbsdruck. Die Schließung wurde bereits Mitte Februar öffentlich gemacht. Bürgermeister André Wolf (CDU) zeigt sich betroffen und kritisiert den „Schwebezustand“, der seit der Ankündigung herrscht. Er äußert die Hoffnung auf ein Umdenken in Osnabrück, dem Hauptsitz des Unternehmens, und macht sich Sorgen um die ungleiche Behandlung von Ost- und Weststandorten.
Der Standort in Penig hat eine Geschichte, die bis ins Jahr 1537 zurückreicht und war bekannt für die Herstellung von Dekorpapier, das in Möbeln und Innenausstattungen Verwendung findet. Die Produktion soll nach Angaben des Unternehmens auf andere Standorte verlagert werden, wobei den Mitarbeitern die Möglichkeit einer Weiterbeschäftigung an anderen, weiter entfernten Standorten, wie im Schwarzwald oder im Allgäu angeboten wird. Dies könnte jedoch für viele eine große Herausforderung darstellen, sowohl logistisch als auch in Bezug auf familiäre Bindungen.
Wirtschaftliche Herausforderungen im Osten
Die Schließung der Fabrik in Penig ist Teil eines größeren wirtschaftlichen Trends, der Ostdeutschland betrifft. Laut MDR leiden energieintensive Branchen, wie die Papier- und chemische Industrie, unter hohen Strompreisen. Prof. Joachim Ragnitz vom ifo-Institut schätzt, dass die Anlagenauslastung in Ostdeutschland nur bei 70 Prozent liegt, was wirtschaftlich nicht tragbar ist. Zudem ziehen Unternehmen wie Volkswagen wichtige Modelle aus dem Zwickauer Werk ab, was Besorgnis über zukünftige Schließungen aufwirft.
Der wirtschaftliche Druck auf Unternehmen im Osten ist nicht neu. Die Transformation der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft nach 1990 offenbarte viele Schwächen. Unzureichende Anpassungen an die neuen Marktbedingungen führten zu einem dramatischen Wandel in den Beschäftigungsstrukturen. Die Erwartungen an die Wiedervereinigung und die Sanierung der ostdeutschen Wirtschaft erfüllten sich nicht, und der wirtschaftliche Zusammenbruch war katastrophal. In den ersten Jahren nach der Wende verloren etwa 80 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung der DDR ihren Arbeitsplatz.
Vergangenheit und Zukunft
Felix Schoeller übernahm die Papierfabrik in Penig 1991. Die Produktionsstätte hatte eine langfristige Tradition und war ein wichtiger Arbeitgeber in der Region. Auch wenn die Schließung unter anderem mit der strategischen Neuausrichtung des Unternehmens in Weißenborn zu tun hat, so bleibt die Entwicklung für die Mitarbeiter, die um ihre Arbeitsplätze fürchten, ein harter Schlag.
Die Veränderungen in der deutschen Wirtschaft, insbesondere in Ostdeutschland, sind nicht zuletzt das Resultat einer überstürzten Privatisierung und fehlender regionaler Märkte, die nach der Wiedervereinigung stark litten. Die Schließung der Papierfabrik in Penig ist eine weitere Episode in der langen Reihe der wirtschaftlichen Herausforderungen, die die Region nach der politischen Wende verarbeiten muss. Während alte Strukturen verschwinden, hoffen viele auf ein Umdenken in der Wirtschaftspolitik, um die Region neu zu beleben und Arbeitsplätze zu sichern.
Details | |
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Vorfall | Insolvenz |
Ursache | anhaltend schwache Konjunktur, gestiegener Wettbewerbsdruck |
Ort | Penig, Deutschland |
Verletzte | 119 |
Quellen |