Braunschweig trauert um Architektur-Pionierin Kristin Feireiss-Commerell

Die TU Braunschweig trauert um die Architekturvermittlerin Kristin Feireiss-Commerell, die maßgeblich den Diskurs prägte.
Die TU Braunschweig trauert um die Architekturvermittlerin Kristin Feireiss-Commerell, die maßgeblich den Diskurs prägte. (Symbolbild/NAG)

Braunschweig, Deutschland - Die Technische Universität Braunschweig trauert um ihre Ehrendoktorin Kristin Feireiss-Commerell, die am 19. Mai 2025 verstorben ist. Mit ihrer Arbeit prägte sie über Jahrzehnte den architektonischen Diskurs in Deutschland und international. Feireiss-Commerell war eine herausragende Architekturkuratorin, Autorin und Herausgeberin, die sich stets für die Vermittlung zwischen Architektur, Öffentlichkeit und Wissenschaft einsetzte. Ihre Karriere begann mit dem Studium der Geschichte und Philosophie an der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt.

Im Jahr 1980 gründete sie gemeinsam mit Helga Retzer die Architekturgalerie AEDES in Berlin, die als erste private Architekturgalerie Europas gilt. Unter ihrer Leitung entwickelte sich AEDES zu einem weltweiten Forum für Architektur, das nationale und internationale Architekturtendenzen sichtbar machte. Noch heute bietet die Galerie Ausstellungen und Debatten mit renommierten Persönlichkeiten. Ihre visionäre Arbeit umfasste ebenso die Leitung des Nederlands Architectuurinstituut in Rotterdam, wo sie sich intensiv mit urbanen Transformationsprozessen beschäftigte.

Ein Leben für die Architektur

Kristin Feireiss-Commerell engagierte sich nicht nur praktisch, sondern auch als Gastdozentin, Jurorin und Autorin für interdisziplinäre Debatten zu Architektur und Städtebau. Sie stellte den Dialog zwischen Akteuren aus Architektur, Politik, Kultur und Wissenschaft in den Fokus. Ihre Ehrendoktorwürde von der Technischen Universität Braunschweig im Jahr 2007 zeichnete ihre Leistung während Jahrzehnten als Brückenbauerin der Architekturforschung und Öffentlichkeit aus.

Ihr Engagement wurde durch zahlreiche Ehrungen gewürdigt, darunter der Fritz Schumacher Preis. Feireiss-Commerell war eine Verfechterin der Offenheit, Unabhängigkeit und intellektuellen Neugier. Dies spiegelte sich auch in ihren Publikationen wider, die sich mit dem Verhältnis von Mensch und Architektur sowie städtischen Lebensräumen beschäftigten. Werke wie „Blank. Architecture, Apartheid and After“ und „Architecture in Times of Need“ unterstreichen ihre umfassende Forschungsarbeit und den kritischen Blick auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen.

Architektur im gesellschaftlichen Kontext

In den letzten drei Jahrzehnten hat Architektur zunehmend an gesellschaftlicher Aufmerksamkeit gewonnen. Diese Entwicklungen sind geprägt von veränderten Architekturstilen und der wirtschaftlichen sowie kulturellen Transformation der Städte. Architektur wird heute strategisch eingesetzt, um Stadtmarken zu kreieren und soziale Räume zu gestalten. Allerdings hat diese Instrumentalisierung auch sozial selektive Wirkungen, die bestimmte Gruppen marginalisieren können. Soziale Inklusions- und Exklusionsprozesse sind Teil des aktuellen Diskurses, wobei Architekten und Städtebauer gefordert sind, Lösungen zu finden, die Barrieren abbauen statt neue zu schaffen.

Feireiss-Commerells Vision, Architektur und Stadt als bedeutende Faktoren des täglichen Lebens im Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit zu verankern, bleibt zentral für den architektonischen Diskurs. Ihre Arbeiten und Initiativen, wie das AEDES CAMPUS NETWORK Berlin, fördern den Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden und setzen die Grundlagen für eine zukunftsorientierte Architekturvermittlung.

Kristin Feireiss-Commerell hinterlässt ein bedeutendes Erbe, das auch in Zukunft als Vorbild für die akademische Welt und alle, die sich für Architektur und Städtebau interessieren, dienen wird.

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Ort Braunschweig, Deutschland
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