Hussein al-Sheikh wird Vizepräsident der PLO – Wegbereiter für Abbas' Nachfolge?
Ramallah, Westjordanland, Palästina - Am 26. April 2025 wurde Hussein al-Sheikh von Präsident Mahmoud Abbas zum Vizepräsidenten der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) ernannt, ein Schritt, der von Wasel Abu Yousef, einem Mitglied des Exekutivkomitees der PLO, bekannt gegeben wurde. Diese Ernennung fand im Rahmen der 32. Sitzung des Palästinensischen Zentralrates in Ramallah statt. Abbas, der 89 Jahre alt ist, möchte mit dieser Maßnahme einen „umfassenden nationalen Dialog“ fördern, der alle palästinensischen Fraktionen einbeziehen soll, um die Versöhnung und nationale Einheit zu stärken.
Die Entscheidung zur Schaffung des Vizepräsidentenpostens ist Teil eines umfassenderen Plans zur Reform der PLO, insbesondere angesichts des internationalen Drucks, ein neues Rollenverständnis der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) zu etablieren. Abbas kündigte konkrete politische Bemühungen an, die darauf abzielen, die israelische Aggression im Gazastreifen zu beenden. Hierzu gehören die schnellere Einfuhr humanitärer und medizinischer Hilfe sowie eine vollständige palästinensische Regierungsführung über Gaza.
Hussein al-Sheikh: Ein vertrauter Politiker
Der 64-jährige Hussein al-Sheikh gilt als enger Vertrauter von Abbas und wird als möglicher Nachfolger des langjährigen Präsidenten betrachtet. Seine Ernennung zum Vizepräsidenten könnte als Teil von Abbas‘ Reformen gesehen werden, um das Ansehen der PLO zu verbessern und eine Rolle im Wiederaufbau von Gaza zu übernehmen. Al-Sheikh war in den letzten drei Jahren Generalsekretär des Exekutivkomitees der PLO und hat weitreichende internationale Verbindungen, die ihm in seiner neuen Position zugutekommen könnten.
Er war in seiner Jugend elf Jahre in israelischen Gefängnissen und hat sich als Veteran der palästinensischen Sicherheitskräfte einen Namen gemacht. Al-Sheikh ist für zivile Angelegenheiten zuständig und fungiert als Hauptkontakt zu Israel in diesen Fragen, was ihm Einfluss auf die Vergabe von Reisegenehmigungen für Palästinenser verleiht.
Politische Unsicherheiten und Reformbedarf
Obwohl al-Sheikh als Favorit für die Präsidentschaft gilt, steht seine politische Zukunft auf der Kippe. Im Fall von Abbas‘ Tod oder Arbeitsunfähigkeit könnte er zunächst kommissarisch die Rolle des Präsidenten übernehmen, bis das Exekutivkomitee einen dauerhaften Nachfolger wählt. Die PLO, die 1964 gegründet wurde, ist für Verhandlungen im Namen des palästinensischen Volkes verantwortlich, während die PA in einigen Teilen des besetzten palästinensischen Gebiets die Regierungsführung innehat.
Die PLO hat mehrere Fraktionen unter ihrem Dach, jedoch gehören weder die im Gazastreifen regierende Hamas noch der Islamische Dschihad dazu. Analysten befürchten, dass die Palästinensische Autonomiebehörde als ineffektiv und korrupt wahrgenommen wird, was al-Sheikh und seine Reformversuche behindern könnte. In diesem Zusammenhang wird auch auf die angespannte Beziehungen zwischen der PA und der Hamas hingewiesen, die eine große Herausforderung darstellen.
Trotz dieser Unsicherheiten wurden al-Sheikhs Ernennung und die Reformen von Saudi-Arabien als wichtiges Signal der Fortschritte begrüßt. Internationale Geldgeber verknüpfen zukünftige Unterstützungen mit dem Fortschritt in politischen und institutionellen Reformen, um die Rolle der PA im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern zu stärken. Die letzte Präsidentschaftswahl fand 2005 statt, die letzte Parlamentswahl 2006, wobei eine Neuwahl aufgrund interner Streitigkeiten zwischen der Fatah und Hamas bisher nicht durchgeführt wurde.
Mit der Ernennung von Hussein al-Sheikh in eine so einflussreiche Position nimmt die Diskussion über die zukünftige Führungsstruktur der PLO und die politische Ausrichtung der Palästinenser zunehmend an Fahrt auf.
Für weitere Informationen siehe auch die Berichterstattung von Al Jazeera, AP News und Zeit Online.
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Ort | Ramallah, Westjordanland, Palästina |
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