Kassenpatienten: Dreimal so lange Wartezeiten auf Facharzttermine!

Kassenpatienten warten oft bis zu viermal länger auf Facharzttermine als Privatversicherte, zeigt eine aktuelle Analyse.
Kassenpatienten warten oft bis zu viermal länger auf Facharzttermine als Privatversicherte, zeigt eine aktuelle Analyse. (Symbolbild/NAG)

Deutschland - In Deutschland warten Kassenpatienten im Schnitt erheblich länger auf Facharzttermine als Privatversicherte. Eine Datenanalyse von „Doctolib“, die in Zusammenarbeit mit dem „Spiegel“ durchgeführt wurde, zeigt, dass gesetzlich Versicherte bei vielen Ärzten doppelt so lange auf einen Termin warten. In einigen Fällen müssen Kassenpatienten sogar drei- bis viermal so lange warten wie privat Versicherten.

Besonders ausgeprägt ist der Unterschied bei Lungenfachärzten, wo Kassenpatienten im Durchschnitt 129 Tage auf einen Termin warten müssen, während Privatversicherte lediglich 35 Tage bis zur Behandlung aufbringen müssen. Ähnliche Diskrepanzen zeigen sich auch bei weiteren Facharztgruppen, wobei die Wartezeiten für Kieferorthopäden und Kinderärzte nahezu gleich für beide Gruppen sind, wie Welt berichtet. Diese Analyse umfasst fast 24.000 Suchergebnisse und deutet auf eine systematische Benachteiligung von Kassenpatienten hin, möglicherweise auch aus wirtschaftlichen Gründen.

Unterschiede im Zugang zu Terminen

Kassenpatienten erhalten häufig keine konkreten Termine, sondern hören oft nur, dass sie später mit einer Verfügbarkeit rechnen können. Ärzte, die sowohl gesetzlich als auch privat Versicherte behandeln, neigen dazu, den Privatpatienten bevorzugt frühere Termine anzubieten. Diese Praxis wirft Fragen zu Fairness und Gleichheit im Gesundheitssystem auf.

Die Situation ist besorgniserregend, denn laut einer weiteren Umfrage haben 75% der Befragten in Deutschland innerhalb eines Monats einen Termin beim Facharzt erhalten. Dies zeigt, dass während Deutschland im internationalen Vergleich relativ gut abschneidet – zusammen mit der Schweiz und den Niederlanden gehören die Wartezeiten zu den kürzesten – es dennoch gravierende interne Unterschiede zwischen den Versicherungssystemen gibt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der OECD, die in der Meldung der PKV behandelt wird.

Internationale Vergleiche

Im internationalen Vergleich haben über 50% der Befragten in Ländern wie Schweden, Norwegen und Kanada einen deutlich längeren Zeitraum auf einen Termin warten müssen. In Deutschland warteten lediglich 3% der Patienten mehr als zwei Monate auf einen Termin, was die Effizienz des deutschen Gesundheitssystems unterstreicht. Auch die Erreichbarkeit von Hausärzten ist in Deutschland überwiegend gut; nur 13% der Befragten berichteten von Schwierigkeiten, am selben Tag einen Kontakt herzustellen.

Die Schweiz hat mit einer Quote von 12% an Auftretungsproblemen der Erreichbarkeit und der Kontaktaufnahme beim Hausarzt eine bessere Position als Deutschland. Bei geschlossenen Praxen gewährleistet die Vertretung durch andere Ärzte in über 90% der Fälle die Behandlung, was Deutschland einen weiteren Spitzenplatz in der medizinischen Versorgung sichert.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Wartezeiten für Kassenpatienten in Deutschland ein ernstes Problem darstellen, welches die notwendige Gleichbehandlung der Patienten in den Fokus rückt und Fragen zur Zugänglichkeit und Gerechtigkeit im Gesundheitswesen aufwirft.

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Ort Deutschland
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