Neuer Leitfaden für trans Jugendliche: Wegweiser zur individuellen Behandlung!

Deutschland - In Deutschland gibt es seit Jahren Behandlungen für Jugendliche, die sich nicht mit ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren. Ein zentraler Mangel war bislang das Fehlen eines einheitlichen Leitfadens für die Behandlung von transgeschlechtlichen Minderjährigen. Dies hat sich jedoch geändert. Im März 2025 haben 26 medizinische und psychotherapeutische Fachgesellschaften sowie zwei Patientenvertretungsorganisationen eine umfassende medizinische Leitlinie veröffentlicht, die als bedeutender Meilenstein in der Versorgung von trans-Jugendlichen gilt. Der Bundesverband Trans* begrüßt diese Entwicklung, die auf einem siebenjährigen Prozess basiert und verschiedene Perspektiven integriert hat, um konsensbasierte Empfehlungen zu formulieren.

Die in dieser Leitlinie enthaltenen Empfehlungen betreffen sämtliche Schritte der Behandlung, von Diagnostik über psychosoziale Unterstützung bis hin zu geschlechtsangleichenden Maßnahmen. Jugendliche sollen selbst entscheiden können, ob sie eine geschlechtsangleichende Hormonbehandlung wünschen, wobei die Zustimmung der Eltern ein wichtiger Bestandteil des Prozesses ist. Fachleute sind dazu aufgerufen, die Jugendlichen aktiv bei ihrer Entscheidungsfindung zu unterstützen.

Inhalt der Leitlinie

Ein zentrales Element der neuen Richtlinien ist die Betonung, dass im Einzelfall entschieden werden sollte. Die fachlichen Empfehlungen sehen vor, dass eine Hormonbehandlung erst in Betracht gezogen wird, wenn ein hoher Leidensdruck besteht oder die Aussicht auf Leid ohne Behandlung erkennbar ist. Zudem wird festgehalten, dass eine solche Behandlung nur begonnen werden sollte, wenn sich die Person seit mindestens mehreren Jahren als transgeschlechtlich fühlt. In diesem Kontext ist die Einbeziehung der Sorgeberechtigten im Entscheidungsprozess unerlässlich.

  • Jugendliche dürfen über eine Hormonbehandlung entscheiden.
  • Eine umfangreiche jugendpsychiatrische Diagnostik ist vor der Verschreibung von Pubertätsblockern oder Hormontherapie notwendig.
  • Pubertätsblocker sind umkehrbar und verhindern körperliche Veränderungen.
  • Die Hormontherapie bewirkt dauerhafte Veränderungen und bedarf einer lebenslangen Fortführung.
  • Die Zahl der jährlich behandelten Jugendlichen bleibt niedrig, mit nur wenigen hundert, die mit entsprechenden Behandlungen beginnen.

Darüber hinaus stellt die Leitlinie sicher, dass der Diskriminierungsschutz im Gesundheitswesen und die negativen Auswirkungen der Diskriminierung auf die psychotherapeutische Begleitung thematisiert werden. Die Selbstvertretungsorganisation BVT* unterstreicht die Notwendigkeit eines ausgewogenen fachlichen Diskurses, der die Versorgungsanliegen von trans* und nicht-binären Jugendlichen sowie ihren Familien in den Mittelpunkt stellt.

Ziele und Herausforderungen

Die Leitlinie zielt darauf ab, die medizinische Versorgung für behandlungssuchende junge Menschen deutlich zugänglicher zu gestalten. Familien haben oft Schwierigkeiten, den Wissensstand in der Medizin einzuschätzen, was durch die neuen Empfehlungen verbessert werden soll. Der BVT* hat zudem an der Erstellung der Leitlinie mitgewirkt, um die Sichtweisen von Fachgesellschaften mit den Bedürfnissen der Betroffenen zu vereinen. Eine Evidenzbasis aus wissenschaftlichen Studien und ein Austausch über die Versorgungspraxis sind der Kern der neuen medizinischen Rahmenbedingungen.

Die Herausforderungen sind jedoch nicht zu unterschätzen, insbesondere in Anbetracht der Falschinformationen, die häufig von antifeministischen und rechtsextremen Akteur*innen verbreitet werden und das Thema „Kinderschutz“ instrumentalisieren. Die medizinische Leitlinie stellt den aktuellen wissenschaftlichen Konsens dar und bietet Handlungsempfehlungen, um solchen Verzerrungen entgegenzuwirken, und sieht vor, die soziale Akzeptanz und die medizinische Begleitung von gendervarianten und trans* Kindern und Jugendlichen weiter zu fördern.

Die neue Leitlinie wird allgemein als Schritte in die richtige Richtung angesehen, um eine menschenwürdige und angemessene Versorgung von transgeschlechtlichen Jugendlichen in Deutschland zu gewährleisten. Die umfassende Bearbeitung und die Zusammenarbeit verschiedener medizinischer Fachgesellschaften sind dabei entscheidend für den Erfolg dieser Initiative. Der BVT* erwartet, dass durch die Leitlinie die praktische Versorgung von Minderjährigen spürbar verbessert wird.

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Ort Deutschland
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