Richterin hebt Haftbefehl gegen Evo Morales auf – Ein Politikum!

Ein Gericht in Bolivien hat den Haftbefehl gegen Ex-Präsident Evo Morales aufgehoben. Der Fall um Menschenhandel wirft politische Fragen auf.
Ein Gericht in Bolivien hat den Haftbefehl gegen Ex-Präsident Evo Morales aufgehoben. Der Fall um Menschenhandel wirft politische Fragen auf. (Symbolbild/NAG Archiv)

Chapare, Bolivien - Ein Gericht in Bolivien hat den Haftbefehl gegen den ehemaligen Präsidenten Evo Morales aufgehoben. Dies geschah im Rahmen eines Verfahrens, das den Vorwurf des Menschenhandels gegen Morales behandelt. Richterin Lilian Moreno stellte die Ermittlungen ein und erklärte, dass die Anklage vor allem durch politisch motivierte Gründe entstanden sei, um Morales von einer möglichen Rückkehr ins Präsidentenamt abzuhalten. Morales, der von 2006 bis 2019 im Amt war, sieht sich seit längerem schweren Vorwürfen gegenüber, darunter auch die angebliche Beziehung zu einem minderjährigen Mädchen im Jahr 2016.

Die Vorwürfe, die Morales seit 2020 begegnen, sind gravierend: Er wird beschuldigt, während seiner Amtszeit eine sexuelle Beziehung mit einer 15-jährigen Schülerin gehabt zu haben. Die Eltern des Mädchens hätten sie in Morales‘ „Jugendgarde“ platziert, um sich Vorteile zu erhoffen. Zusätzlich wird Morales vorgeworfen, das Mädchen geschwängert zu haben. Er hat diese Vorwürfe jedoch stets bestritten und behauptet, es handele sich um einen politischen Angriff. Nach der Aufhebung des Haftbefehls äußerte Morales auf dem sozialen Netzwerk X: „Gerechtigkeit ist gekommen“.

Politische Dimension und Rückhalt

Der Fall um Morales ist nicht nur eine Frage des Rechts, sondern auch ein zentrales Element im gewachsenen politischen Machtkampf in Bolivien, insbesondere zwischen Morales und dem amtierenden Präsidenten Luis Arce. Arces Administration steht unter Druck, da Morales und seine Unterstützer einen starken Einfluss in ländlichen und indigenen Gemeinschaften haben. Diese Gruppen haben ihn in der Vergangenheit als Anführer verehrt.

Die Entscheidung, den Haftbefehl aufzuheben, könnte Morales’ Weg zur Kandidatur für die Präsidentschaftswahl im August erleichtern. Er plant, am 16. Mai seine Bewerbung offiziell einzureichen. Die Richterin Moreno erklärte, dass ihre Entscheidung möglicherweise von einem höheren Gericht angefochten werden kann. Es gibt bereits Stimmen, die eine Überprüfung der Entscheidung fordern. Der Vorsitzende des bolivianischen Justizrates, Manuel Baptista, hat dies angekündigt.

Die gesellschaftliche Reaktion auf die Vorwürfe gegen Morales ist geteilt. Während sich zahlreiche Unterstützer, einschließlich von Frauen, die sich als Mütter identifizieren, zu Protesten versammeln und mit Plakaten wie „Evo Morales Missbraucher, Mädchen sind nicht zu berühren“ demonstrieren, fordern Regierungsbeamte und Oppositionsführer, die Vorwürfe entschieden zu verfolgen.

Flucht und Rückzug

Morales hatte sich nach der Ausstellung des Haftbefehls im vergangenen Jahr in die Kokaanbauregion Chapare geflüchtet, wo er unter dem Schutz seiner indigenen Anhänger steht. Sicherheitskräfte schützen ihn, während die Polizei keine Versuche unternommen hat, ihn zu verhaften. Dies hat die Situation weiter kompliziert, da seine Abwesenheit vor Gericht als weiterer Beweis für seine Verweigerung gilt, sich den Vorwürfen zu stellen. Vor dem Gericht hatten sich zudem Demonstranten versammelt, die die Festnahme von Morales forderten und gegen seine Weigerung, vor Gericht zu erscheinen, protestierten.

Zusammenfassend steht Morales nicht nur vor den Herausforderungen seiner rechtlichen Situation, sondern auch vor einem politischen Schicksal, das von der anstehenden Wahl und den Reaktionen in der Bevölkerung abhängt. Das Thema wird Bolivien in den kommenden Monaten stark prägen, während sowohl Morales als auch Arce versuchen, ihren Einfluss zu festigen.

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Ort Chapare, Bolivien
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