Koreanische Haenyeo: Genetische Superkräfte der Tauchfrauen!

Jeju, Südkorea - Die Haenyeo, auch als „Seefrauen“ bekannt, sind eine faszinierende Gruppe von Taucherinnen, die auf der koreanischen Insel Jeju leben. Diese Frauen heben die Tradition des Freitauchens auf ein neues Niveau, indem sie ohne Atemgeräte nach Meeresgetier wie Seegurken und Abalone-Muscheln tauchen. Oft tauchen sie bis zu 18 Meter tief und bleiben zwischen 30 Sekunden und zwei Minuten unter Wasser. Tägliche Dutzende von Tauchgängen sind für sie auch während der Schwangerschaft und im hohen Alter keine Seltenheit, was ihre außergewöhnliche Fitness und Anpassungsfähigkeit unterstreicht. Eine neue wissenschaftliche Studie, veröffentlicht im Fachjournal Cell Reports, bietet nun interessante Einblicke in die genetischen Anpassungen dieser bemerkenswerten Frauen.

Die genetische Analyse, die 30 Haenyeo mit 30 nicht tauchenden Frauen von Jeju und 31 Frauen vom koreanischen Festland verglich, fand zwei wichtige genetische Veränderungen, die den Haenyeo Vorteile beim Tauchen bieten. Genetikerin Melissa Ann Ilardo erklärt, dass eine dieser Veränderungen mit einem verlangsamten Herzschlag beim Tauchen zusammenhängt, wodurch sie besser mit den Belastungen des Freitauchens umgehen können. Die andere Veränderung fördert eine besonders niedrige Blutdruckreaktion, die während des Tauchens von Vorteil ist. Dies könnte insbesondere schwangeren Frauen und ihren Babys zugutekommen, da der Blutdruck der Jeju-Bewohnerinnen weniger stark ansteigt, wodurch sie geschützt werden.

Genetische Anpassungen und ihre Vorteile

Zusätzlich zu den oben genannten Veränderungen zeigen genetische Markierungen der Haenyeo auch eine besondere Toleranz gegenüber Kälte und Schmerz. Mütter geben diese Eigenschaften teilweise an ihre Töchter weiter, was zu einer genetischen Ausstattung führt, die für das Tauchen optimiert ist. Es wurde festgestellt, dass die Haenyeo eine viermal höhere Wahrscheinlichkeit haben, eine genetische Variante für niedrigen Blutdruck zu besitzen als Frauen vom koreanischen Festland. Diese Erkenntnisse geben Aufschluss darüber, wie sich die Frauen über Generationen hinweg an die anspruchsvollen Bedingungen ihres Lebensstils angepasst haben.

Die Haenyeo tauchen nicht nur bei milden Bedingungen, sondern stellen sich auch extremen Wetterverhältnissen, und selbst im Winter sind sie oft stundenlang im kalten Wasser, manchmal bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, aktiv. Frühere physiologische Studien zeigen, dass sich die Herzfrequenz der Haenyeo beim Tauchen stärker verlangsamt als bei untrainierten Personen, was ebenfalls auf ihre spezielle Anpassung hinweist. Bemerkenswert ist, dass die Haenyeo eine der niedrigsten Sterblichkeitsraten durch Schlaganfälle in Südkorea aufweisen, wobei weitere Forschungen klären sollen, ob es einen Zusammenhang zwischen den genetischen Varianten und der Schlaganfallrate gibt.

Die kulturelle Relevanz und Zukunft der Haenyeo

Die Tradition des Freitauchens hat nicht nur gesundheitliche Vorteile für die Taucherinnen, sondern auch eine große kulturelle Bedeutung. 2016 wurde die Tradition der Haenyeo von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Dennoch steht diese jahrhundertealte Praxis vor Herausforderungen. Die Mehrheit der Aktiven ist inzwischen in ihren 70ern, und es gibt nur wenig Nachwuchs unter jüngeren Frauen, was die Frage aufwirft, wie lange diese einzigartige Tradition noch fortbestehen kann.

Insgesamt bringt die Studie über die Haenyeo spannende Informationen zutage, die sowohl ihre außergewöhnliche Fähigkeit zum Freitauchen als auch die kulturelle Relevanz ihrer Traditionen beleuchten. Experten sind sich einig, dass das Verständnis ihrer genetischen Anpassungen nicht nur zur Förderung der Gesundheit dieser Frauen beitragen kann, sondern auch zum Erhalt ihres kulturellen Erbes.

Für weitere Details zur genetischen Analyse und den Ergebnissen der Studie besuchen Sie T-Online, Spiegel und 1&1.

Details
Vorfall Sonstiges
Ort Jeju, Südkorea
Quellen