Zukunfts-Macbeth: Wenn Shakespeare auf Politik und Komik trifft!

Berliner Ensemble, Berlin, Deutschland - Das Berliner Ensemble hat mit der Uraufführung von „Future Macbeth“ unter der Regie von Stas Zhyrkov und dem Text von Pavlo Arie einen mutigen Schritt gewagt, um das Werk von William Shakespeare neu zu interpretieren. Vor einem Publikum, das am 11. Mai 2025 in den Zuschauerraum strömte, stellte sich der Schauspielstudent Emil Kollmann als Hexe vor und eröffnete den Abend mit einer provokanten Publikumsansprache: „Leute, es gibt echte Probleme! Was sollen wir euch hier mit so einer alten Kamelle erzählen?“ Diese Überlegungen spiegeln die Herausforderung der modernen Interpretation wider, die sich auf aktuelle gesellschaftliche und politische Themen konzentriert.

Die Inszenierung von „Future Macbeth“ verwandelt den klassischen Stoff über Macbeth, den Kriegshelden, der durch Hexen-Prognosen und seine ehrgeizige Frau zum Massenmörder wird, in eine schrille Komödie. Zhyrkov und Arie haben den Stoff nicht nur umgeschrieben, sondern ihn auch mit feministischen Umdeutungen versehen: Lady Macbeth, gespielt von Antonia Siems, wird als Produkt des Patriarchats und des Krieges charakterisiert, während Banquo als Waffenschwester (Magdalena Gräslund) präsentiert wird.

Tabu der Übernatürlichkeit

Die Inszenierung verzichtet gänzlich auf das Übernatürliche. Stattdessen erscheinen die drei Hexen nicht als mystische Wesen, sondern als Moderatorinnen einer modernen, reißerischen Fernsehsendung, die Macbeths Aufstieg mit Social-Media-Kommentaren feiert. „Future Macbeth“ beleuchtet, wie heute Propaganda und Fake News einen Tyrannen erschaffen können. Die Assoziationen zu aktuellen politischen Führern sind dabei unübersehbar, auch wenn Zhyrkov und Arie sich entscheiden, konkrete Parallelen nicht zu ziehen.

Die Inszenierung nutzt groteske und lustige Elemente, um schwerwiegende Themen zu behandeln. Macbeth, gespielt von Fabian Mair Mitterer, wird als schwächlicher Charakter dargestellt, der mit Slapstick und affektierten Heulkrämpfen in eine Farce verwandelt wird. Die groteske Darstellung soll möglicherweise schockieren und gleichzeitig unterhalten. Die Herausforderungen und Mechanismen, die Menschen zu Mördern machen – sei es im kleinen oder großen Rahmen – werden durch tierische Analogien verdeutlicht.

Inhalte, die nachwirken

Trotz des humorvollen Ansatzes bleibt die Moral unmissverständlich. Jeder könnte ein Macbeth werden, egal ob in der Zivilgesellschaft oder an der Spitze eines Staates. Der Abend endet jedoch mit einer Ernüchterung: Die schauspielerische Darbietung hinterlässt zwar einen bleibenden Eindruck, überzeugt aber oft nicht im emotionalen Ausdruck, was die Gefahr verringert, dass sich das Publikum mit den dargestellten Charakteren identifiziert.

„Future Macbeth“ ist eine frische, wenn auch chaotische Neuinterpretation, die dennoch einige tiefgehende Fragen zur menschlichen Natur und Macht aufwirft. Die Inszenierung wird für Zuschauer ab 15 Jahren empfohlen und bietet sich durch verschiedene Aufführungen mit englischen Übertiteln auch international an. Ungeachtet der kreativen Freiheiten bleibt das Bühnenwerk eine kraftvolle Reflexion über die Düsternis und die Komik der Macht.

Für nähere Informationen und weitere Aufführungen besuchen Sie bitte die Seiten des Berliner Ensembles und rbb24.

Details
Vorfall Sonstiges
Ort Berliner Ensemble, Berlin, Deutschland
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