Weltneuheit: Forscher entdecken Gene hinter neuralen Entwicklungsstörungen!

Die Universität Duisburg-Essen identifiziert genetische Ursachen neuronaler Entwicklungsstörungen und veröffentlicht bahnbrechende Forschung.
Die Universität Duisburg-Essen identifiziert genetische Ursachen neuronaler Entwicklungsstörungen und veröffentlicht bahnbrechende Forschung. (Symbolbild/NAG)

Duisburg, Deutschland - Neuronale Entwicklungsstörungen stellen weltweit eine bedeutende Herausforderung für das Gesundheitswesen dar und betreffen Millionen von Menschen. Während für viele dieser Erkrankungen genetische Ursachen bekannt sind, bleiben die Ursachen in rund der Hälfte der Fälle unklar. Ein internationales Forschungsteam unter Leitung von Prof. Dr. Christel Depienne von der Universität Duisburg-Essen hat nun Mutationen in kleinen nukleären RNAs (snRNAs) identifiziert, die als genetische Ursache für diese Störungen fungieren. Die Ergebnisse dieser Studie wurden in Nature Genetics veröffentlicht und basieren auf einer Analyse von über 23.000 Patient:innen mit seltenen Erkrankungen.

Die Studie zeigt, dass etwa 0,5 % der Fälle Mutationen im snRNA-Gen RNU4-2 aufweisen, die zum ReNU-Syndrom führen. Darüber hinaus wurden 145 neue Fälle mit (wahrscheinlich) krankheitsverursachenden Varianten in RNU4-2 identifiziert. Ferner wiesen 21 Patient:innen Veränderungen in verwandten snRNA-Genen wie RNU5B-1 und RNU5A-1 auf, die ebenfalls mit neuronalen Entwicklungsstörungen in Verbindung stehen.

Genetische Entdeckungen und deren Bedeutung

In einer weiteren Untersuchung der Universitätsmedizin Leipzig wurden zwei Gene identifiziert, deren Mutationen neurologische Entwicklungsstörungen verursachen. Diese Funde, veröffentlicht in renommierten Fachjournalen, umfassen einen Fall eines Kindes mit früh einsetzender Epilepsie und Entwicklungsstörungen, bei dem zwei genetische Veränderungen im CHKA-Gen nachgewiesen wurden. Die Mutationen im CHKA-Gen beeinflussen die Enzymkaskade, die für den Bau von Membranbausteinen verantwortlich ist.

Ein zweiter Fall betraf einen jungen Patienten mit einer ähnlichen Entwicklungsstörung, bei dem eine Mutation im ATP2B1-Gen als mögliche Ursache entdeckt wurde. Mutationen in diesem Gen beeinträchtigen die Pumpleistung einer Kalziumpumpe, die für neuronale Funktionen entscheidend ist. Solche Forschungsergebnisse liefern nicht nur wertvolle Informationen für die Diagnostik, sondern helfen auch, therapeutische Ansätze zu entwickeln.

Neue Erkenntnisse zu seltenen Erkrankungen

Zusätzlich zur genetischen Forschung zu bekannten Mutationen führt eine weitere Studie zur Entdeckung des ESAM-Gens, das bisher nicht in Zusammenhang mit seltenen neurologischen Krankheiten stand. Diese Forschung umfasste eine Analyse von 13 Personen, darunter vier Föten, aus acht nicht verwandten Familien in verschiedenen Ländern. Betroffene zeigten Symptome wie globale Entwicklungsverzögerung, intellektuelle Behinderung sowie neurologische Auffälligkeiten wie Epilepsie und Spastizität.

Das ESAM-Gen kodiert für ein Zell-Zell-Verbindungsprotein, das für die Aufrechterhaltung der Blut-Hirn-Schranke bedeutend ist. Die Entdeckung dieser bi-allelischen Varianten könnte eine neue Klassifizierung dieser Erkrankungen als „tightjunctionopathies“ ermöglichen, was das Verständnis der molekularen Mechanismen hinter neurologischen Entwicklungsstörungen weiter vertiefen würde. Die Nutzung modernster Techniken wie Next Generation Sequencing (NGS), Ganz-Exom- und Ganz-Genom-Sequenzierung hat das Potenzial, die Diagnoseraten bei neurologischen Entwicklungsstörungen erheblich zu verbessern.

Die Kombination dieser Studien und die Zusammenarbeit internationaler Forschungsnetzwerke zeigen, wie wichtig genetische Forschung im Bereich der neurologischen Entwicklungsstörungen ist. Die Erkenntnisse tragen dazu bei, die Diagnosemethoden zu verbessern und potenzielle therapeutische Wege zu erkunden, die vielen betroffenen Familien zugutekommen könnten. Dieser multidisziplinäre Ansatz ist entscheidend, um die medizinische Versorgung von Patienten mit seltenen und komplexen Erkrankungen zu optimieren.

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Ort Duisburg, Deutschland
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